Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.10.2019, 19:47

Meine Zeit umstellen
und nicht richtig ticken
immer ungenauer werden
wir und die Voraussagen
reichen nicht mehr weit
Kleines ist schwierig
Kopenhagen fern
du Meer
jung waren wir
bei unseren Kaltstarts
ins Offene
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 23.10.2019, 22:43

kaltblütig
waren wir nie
nur ungenau
stundenweise
abtrünnig
aber warm-
herzig, barm-
herzig, zig
zigaretten haben wir
(geraucht)
zig tausend mal
aufs meer geschaut
und dann
uns in die augen
warmblütig
meistens, zumindest
einen moment
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Klara
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Beitragvon Klara » 24.10.2019, 13:33

Fremd gehen deine Finger in meinem Nacken
Wie feiner, sich’rer Stoff
Der sofort wärmt

Bei dir mag ich sogar den Biergeruch
Bei dir bin ich sicher im Jetzt
Bei dir hab ich mich an mich selbst gewöhnt

Bei dir mag ich den Rauch an Kleidung, Lippen, Zunge
den Duft der selbstgedrehten Zigaretten
Bei dir mag ich die Sorge
um jeden, um alles, sie fliegt
auch um dich
gefahrlos vertraut

Bei dir weiß ich
Bescheid
Zuletzt geändert von Klara am 29.10.2019, 17:03, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 25.10.2019, 19:30

Du sahst müde aus in deiner Riesenschrift

Wie wir uns verlebten
mit dem näher gebrachten Rauch

Und beim Küssen
stießen wir an Abstandshalter
rieben uns die Stellen
trafen richtige Punkte
verfehlten sie
gaben das Rechnen endlich auf
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 26.10.2019, 01:01

woher weißt du, dass ich
müde bin, unendlich -
halt, da ist sie wieder,
die mathematik,
diese liegende acht
war mir schon immer sympathisch,
dabei rechne ich mit dir
komm, begleite mich
in meinen traum
von kreisen und annäherungen
funktionen, ach,
das klingt mir zu
berechnend, lyrik ist
unberechenbar!
(vor allem im traum)

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.10.2019, 10:14

Ein Treffen in Gespinsten

Wir schummeln uns durch den Spalt
wandeln zu Bögen und Vergleichen
weichzeichnen unser Tasten in Bildern
werden Landschaft
schludern mit der Zeit
kennen uns so liegend
so ewig bleiben noch
wenn der Tonarm kratzt
wir uns lösen
die Glieder wieder geradebiegen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Beitragvon Klara » 26.10.2019, 12:31

durch schlierige scheiben
sickert der ton
schnelligkeitsunterbundener landschaft
die ankunftstation ist minutennah
der zug zieht mich
in seine ewigkeit
nimmt mich mit stückchen
für stückchen
für stück für stück für
stück
stück-stück
die stirn am fenster
die hände zum namasté aneinander
gedrückt (nicht gelegt: sie gleichen
den druck der geschwindigkeit aus)

ich stelle mich sachte
gerade und fest:
die ganze zeit hab' ich gebetet
Zuletzt geändert von Klara am 29.10.2019, 17:03, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitragvon birke » 26.10.2019, 22:39

im hochgeschwindigkeitszug
die landschaft fixieren
(geht gar nicht)
aber mich dahin denken
wie wir im hohen
gras liegen alle glieder
entspannt
danach
deine gesichtszüge
lesen
im hochgeschwindigkeitszug
(lächeln)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 27.10.2019, 19:00

Bethände

Eine Trasse
mitten durch mich hindurch
zu links und rechts werden
das Wort klaffen verdrängen
zusammensuchen zusammenfinden / wollen
mich dich
kitten (niemand kittet mehr, niemand nagelt mehr)
vom Brustbein in die Weite schauen
nicht ins Tal nicht zur Nichtfarbe
nicht zu Nägeln
nicht zum Kitt der Fensterkreuze
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Beitragvon birke » 27.10.2019, 21:52

behände
die trasse
in deiner mitte ent-
fernen, nähen,
nicht kitten, vielleicht
rechts und links
zusammenziehen
durch ein sehnsuchtswort
wege bahnen, die dich (und mich)
zusammenführen
ich vergess
keinen buchstaben
aus deiner welt
kein mathematikum
nur die herzformel
eine unbekannte
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Beitragvon Klara » 29.10.2019, 17:15

vom bekannten lass ich mich
heimführen
in mein seelisches Prekariat

ich zahl mit unzählbaren zahlen
und liebe unendlich
was kommt: ABCD...

(freude schlägt
hinter der brust
die säume aller narben)

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Beitragvon birke » 01.11.2019, 22:41

klopfende finger
auf worten

im tanz dreht sich
das gedicht
um dich
fingern buchstaben
nach dem geheimnis

wer bist du
umschreiben sie
dein klopfendes
herz, wo bist du?
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Beitragvon Nifl » 03.11.2019, 17:01

Kopf oder Seele

Droben
Freiballons im Himmel
voller Reißleinen

novembergrau
der Wickel
um Herzbrecherei

(meine Worte ruckeln)

Flunkerlicht bunt
Hüllen gleicher Bahnen
Stoff ein Herbst
noch zwischen uns
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Beitragvon Klara » 03.11.2019, 17:34

Zahl!
Der verführerische Einheitsbrei
wackelt im Magen
mit anderen Lügen
zuckelt unentschieden in Richtung Hals
bevor
er durchrutscht
nach unten
Und ein Sommer
und ein Winter
und ein Frühling
Zwischen uns ist alles
was geht


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