Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Klara
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Beitragvon Klara » 25.11.2019, 17:08

ein erz sein, eine klingende schelle
ein seltsam hartes wort für "liebe" googeln
(was hab ich damit am hut)
ein stückwerk vermuten im spiegel
den hut lüftend grüßen
von angesicht zu angesicht
das größte in uns
erkennen

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birke
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Beitragvon birke » 25.11.2019, 17:28

kärlek
(sprich es)
weich, weicher
noch als liebe
verspielt
ein sprachgefühl, ein
gefühl
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 28.11.2019, 19:27

Drifting away

Verknüpfungen
fallen ein zufällig
wischen feucht wischen
Zitronen machen Flecken
(auf der schwarzen Arbeitsplatte)
zum nächsten Titel springen
kommt nicht in Frage
stattdessen nochmal und nochmal
und nochmal
und niemand sagt nochmal
schreibt man auseinander
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 28.11.2019, 20:35

während du wischst
nochmal und nochmal
über den text
(mit geheimtinte geschrieben)
stelle ich mich mit dem rücken
zum ofen
wärme kriecht hinauf, fast
wie deine hand später
werde ich dich lesen
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.11.2019, 18:54

Du liest mich auf
streifst meine sieben Siegel
beiseite strömen wir
mit der Wärme
handgedachter Öfen
heilst du mich ich dich
verwinden uns
als seien wir jung sind jung
auf dem Papier schenken
wir Kraft
hin und her
lächeln über den Tassenrad
am Ende der Geschichte
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.11.2019, 13:54



es ist bitterkalt
und was das heißt
auf dem bildschirm
flimmern wir wie doppelbelichtungen
landschaften ohne ende
von himmel zu erde
lese ich
brotkrumen zusammen
und werde nie satt daran
bei jedem zum zu lächeln
weil alles danach groß ist
und weil winter ist
namen in die scheibe schreiben
ich war nie jünger
sing mit
neben mir


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.11.2019, 20:02

Verkurvt 4k

Wo nicht überall
haben wir uns
in den Winter gelesen
allen Stoff vor den Ofen gehängt
uns zurückfallen lassen
in Stuben und an Fjorde
stets den letzten Knopf gelassen
das stand auf den wehenden Fahnen
gerecht geworden
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 01.12.2019, 00:54



an den fjorden
knöpfen wir uns [auf und zu]
das leben vor
lauschen dem klang von autotüren
und dem seufzen des windes
wir gehen mit wehenden fahnen
unter die worte sagst du
schummeln sie brot
und sommerblütenhonig

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 01.12.2019, 08:45

Auf der anderen Seite geschlafen

Frühstück im Bett
mit Feigen-Konfitüre
und viel Duft
(du meinst ich schmiere zu viel Butter drauf)
(nein du meinst es nicht trotzdem)
(wir krümeln alles voll)
das Leben steht in Klammern sagt du
wirklich
dann lachen wir
als ginge uns das nichts an

lösen uns wieder auf
mit mehr als 96 dpi
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 01.12.2019, 18:27

zug um zug
reisen
aus einem schlaf
in ein gefühl
verrückter wörtchen-
krümel im bett
auf der anderen
seite: melodien zupfen
wie wir uns nahe gehen
wie wir jonglieren
mit unbekannten bild-
formaten, fermaten
einem sanften ton
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.12.2019, 19:41

Das Reh äst
vor dem Bild
in dem wir stehen
auf unserem Beweggrund
neigen sich die Träume zu
flimmern innig

Die braunen Augen
betrachten uns
und wir halten
den Atem an
bleiben im Rahmen
schieben die Symbole beiseite
bis wir uns spüren
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 05.12.2019, 09:22

hinter dem bild
lässt sich ein vogel nieder:
ihr könnt fliegen!
(wenn ihr euch spürt)

und wir rücken näher
aneinander und ineinander
fließen die träume

du küsst meine stirn
bis der rahmen
sich auflöst

sind wir längst
über den gipfel

sieh, zwei rehe
vor dem gedicht

dieser zauber eines wintermorgens
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Klara
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Beitragvon Klara » 05.12.2019, 17:51

Dezember Karezza

Der Duft nach Schnee
verhindert Traurigkeit
Die Nacht hinterlässt ihre Kältespuren
an Autodächern Obdachlose
verharren in Schlafsäcken und Suff
atmen Wärme aus
während ihre und meine Zehen sich an jahralte Fröste erinnern
Man lebt damit und stirbt damit
Über Häuserwipfeln
blasst eine weiße Sonne
stäubt ihr Hell in ungläubige
Münder, Nasen, Augen
streichelt mürbe Köpfe
Nichts hält ihr stand: Scheiben tropfen und
die winterlahmen Zweige
knistern ihr tonloses Lachen
als hätte ein Feuer fast
gebrannt
Zuletzt geändert von Klara am 07.12.2019, 10:28, insgesamt 2-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 06.12.2019, 09:47

dezember, mio caro

aus dem fenster
sehen (uns spüren)
im duft vom winter
lernen wir eine sprache
jenseits der worte
beredt, gar nicht still
dein mondbein
an meinem arm
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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