Prosalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.07.2007, 18:09

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Foto A.P. Sandor et moi


Prosafluss - Geheime Nachrichten - Flüsterpost - Prosapool - ungebunden - verbunden - Prosadialog - Prosakette - Prosa rhei - ungebunden - verbunden - Prosa - Blitzlichter - Prosalog - Wort zu Wort Beatmung - Prosafolge - ungebunden - verbunden


Hier handelt es sich um einen Faden, in dem ihr euch prosaisch zurücklehnen könnt. Lasst euren Gedanken freien Lauf. Erzählt von euren Träumen, eurem Ärger, euren Problemen, euren Sehnsüchten, euren Beobachtungen, euren Wünschen, euren Phantasien, euren Ideen, eurem Kummer, eurer Wut, eurem Tag, euren Spinnereien … "Die Wahrheit" spielt dabei selbstverständlich keine Rolle.
Fühlt euch frei.

Lasst euch von bereits verfassten Texten inspirieren, greift das Thema auf, oder schreibt einfach "frei Schnauze"… alles ist erlaubt.

Ich bin gespannt!




Kleingedrucktes:

Damit eure Kostbarkeiten behütet bleiben, müssen folgende Regeln beachtet werden:

Bitte keine Kommentare
Keine direkten Antworten (zB. Gratulationen, Beileidsbekundungen, Nachfragen etc.)
Keine Diskussionen
Kein Smalltalk oder Talk überhaupt

Geht immer davon aus, dass alle Texte Fiktion sind.



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Zuletzt geändert von Nifl am 04.08.2007, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Gast

Beitragvon Gast » 27.07.2007, 23:42

Ja, was wollte sie eigentlich? Alles noch einmal von Vorn? Dieses ganze absurde Theater, alles fremd und neu? Noch einmal beginnen, versuchen einzuschätzen und abzuwägen, Irrtum eingeschlossen? Diese Mühe, dieses Wagnis noch einmal? Oder war sie es müde?
Aber nirgendwo wuchsen ihr Arme entgegen die alles wussten, sie verstanden ...

Klara
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Beitragvon Klara » 28.07.2007, 10:36

EM-PE-3

tzong tzong tzong und tzong, dazu deduff deduff deduff duff duff, und uffka – jaaijaija, die kleinen fiesen stöpsel in den ohren. mein zischen ist nicht nett gemeint, nicht mal symbolisch.

setz dich doch woanders hin, blöde kuh, verknöcherte, sagt es in mir.
niemand spricht. keine antwort die richtung nach innen ist ziellos, bleibt ohne kontakt.

hinter wänden von haut ticken auch meine eignen synapsen nicht richtig.

tzong tzong tzong und tzong, dazu deduff deduff deduff duff duff, und uffka – jaaijaija.

Gast

Beitragvon Gast » 28.07.2007, 12:14

28. 07. 2007 10:00
Es regnet, der Himmel ist grau, im Kühlschrank ist die angebrochene süße Sahne umgekippt.
Es gelingt, eine Kanne Tee zu kochen. Aus dem Hahn kommt sauberes Trinkwasser.
Einer Milliarde Menschen fehlt dieses.
Was macht das Hochwasser in England? ... Stevenage ist nicht betroffen …
Was sind schon betrunkene Astronauten?
Was kann Schreiben ausrichten?

scarlett

Beitragvon scarlett » 28.07.2007, 12:35

28. 07. 2007 12:25

Keiner hört: nicht zu, nicht auf, an sowieso nicht. Die Wohnung erscheint mir gerade heute wieder mal zu groß. Ich finde keinen Platz, außer bei den Blumen, vielleicht, und in meinen Worten. Aber die stolpern, als hätten sie sich verschluckt (nein, nein, das war der zu hastig genommene Kaffeschluck), mal hierhin, mal dahin. Dann jedoch fallen sie doch noch (wohin?), heraus (als gäbe es draußen nicht schon genügend). Der Bleistift hinterläßt eine dicke schwarze Spur.
Nein, Schreiben kann nichts ausrichten, die Zeiten sind heiß.
Zuletzt geändert von scarlett am 29.07.2007, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.07.2007, 13:59

Jedes Mal, wenn ich zu ihr gehe, werde ich still. Sie massiert und redet dabei wie ein Wasserfall. Ich höre zu, falle ihr nicht ins Wort. Es tut ihr gut. Ich spüre es an ihren Bewegungen: sie werden geschmeidiger, ja fast zärtlich, als ob ihre Hände mir sagen würden: endlich kann ich mich jemandem mitteilen, bitte, hör nicht auf, mir still zuzuhören. Und ich denke: hör nicht auf, so zärtlich mit deinen Händen zu sprechen. Auf dem Nachhauseweg spüre ich noch ihre wohltuenden Worte auf meiner Haut.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 29.07.2007, 01:21

Teppichboden ist verräterisch. Im Lauf der Jahre sieht er aus wie mit Gräben gespurt, an den Stellen, wo man mit dem Stuhl hin und her gerollt ist. Von dort, wo sie sitzt, führt ein solcher Graben zu der Schublade links, wo ein flüchtig geführtes Tagebuch liegt, und ein zweiter, tieferer nach rechts zu der Schublade mit ihrem Schokoladenvorrat. Neben der Tür gibt es eine Erhebung, einen kleinen Buckel unter dem Teppich. Da hat der Teppichleger etwas darunter vergessen. Wenn sie lange genau hinschaut, fällt ihr manchmal ein, dass sie den Teppich selbst verlegt hat, aber was darunter liegt, weiß sie nicht mehr. An einer Stelle holprig. Im Wohnzimmer ist Fliesenboden, das ist besser, der verrät nichts. Nur eine winzige schwarze Stelle, wo sie vor Jahren in einem Wutanfall eine schwere Henkeltasse hinschmiss und damit einen Splitter aus der hellen Fliese trümmerte. An zwei Stellen holprig.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Gast

Beitragvon Gast » 29.07.2007, 01:41

Laminatboden! Seine Schritte darauf klingen hohl, hoffentlich verkratzt der Massagetisch beim Aufstellen den neuen Boden nicht. Aber er muss ja sein Territorium markieren, der Teppich, der vorher da lag, hatte auch Flecken vom Massageöl. Schokoladenhände arbeiten sich durch Muskelstränge, während er sich in Rage redet über seine 13-jährige Tochter, die mal wieder abgehauen ist.

Bei "tut's weh" und "bin ich zu tief" schaut der danebensitzende Göttergatte kurz auf und grinst anzüglich, ehe er mir zuzwinkert und flüstert, "warte bis ich drauf liege"...

Gast

Beitragvon Gast » 29.07.2007, 13:12

Ihre Kraft erlahmte. Nicht, dass sie es nicht lange genug versucht hätte, aber der Punkt, an dem es keine Umkehr mehr gibt war erreicht. Die Umkehrung der Verhältnisse, von denen sie überrollt wurde, machten ihr eine freie Entscheidung unmöglich. Sie gab sich auf.

Klara
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Beitragvon Klara » 29.07.2007, 15:53

Eine einzige faule Banane zieht alle frischen Früchte in Berührungsnähe in Fäulnis-Mitleidenschaft.

Und es regnet in einer Tour.
Tor.
Tour.

Tür zu. Klingt aber hübsch, der Regen klingt immer hübsch, ich weiß nicht, was daran traurig sein soll. Metaphern zeugen sich selbst.

Sex ist eine Metapher. (Was wohl Herr Löwauer dazu sagen würde?)
Sex klingt nicht so hübsch wie Regen, aber dafür näher.

Äpfel mag ich lieber als Bananen, aber ich war auch nie in Süd-Süd-Land. Dort sollen sie ja schmecken. Hier gelangen sie nur unreif geerntet in den Handel.

Morgen schmeckt die Welt wieder anders. Nach Tomaten vielleicht, sonnengereift und jung.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.07.2007, 20:28

Es ist ein Gedränge auf dem Sprungturm des Freibades.
(Schreckt denn Keinen die Höhe ab?)

Damit auch der Unterste auf der Leiter noch etwas versteht, muss man laut schreien. So laut, dass auch das Ohrenzuhalten Vereinzelter nichts mehr nützt. Wer will das wirklich alles hören? Vielleicht sollte man ein System entwickeln, ein wasserdichtes. Man glaubt allmählich in der Geschwindigkeit der hart vorbeifliegenden Worte sein eigenes nicht mehr zu verstehen.

Wenn dann die Bademeisterin höflich um etwas Ruhe bittet, (wer will es ihr verübeln, hört sie sich das doch Tag für Tag mit an), so kann sie nur dem Nächsten zuschauen, der Kopfüber springt in den Schlamm der Obszönitäten. Obstzönitäten? Was ist denn das? Man verwechselt schon mal die Wörter in diesem Turmult. Oder, dass man eigentlich ja ins gleiche Horn bläst. (Hörner sind Musikinstrumente aus Metall. Wer den richtigen Ton nicht trifft, ist trotzdem nicht zu überhören.)

Es Gewittert. Verdonnert noch mal.

Kann mich mal Jemand nach hinten durchlassen? Ich will nicht springen, es genügt mir völlig, leise die Treppe wieder hinunterzugehen.
Der Ausgang ist nicht weit. Muss mich nur noch kurz umziehen. Mir scheint es ist Winter geworden über das Warten auf klares Wasser.
Im vorbeilaufen flüstre ich dem oder der Einen oder Anderen etwas höchst Geheimes zu.
Die Botschaft könnte lauten:

Habt ihr noch alle Tassen im Schrank? Ich hätte gerade Lust auf einen Schluck Poesie.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.07.2007, 20:35

Heute wurde sie zu den Anderen gestellt. Keine Herde war zu sehen. Verloren wirkte sie auf dem riesigen Paddock. Als wir kamen, beschwerte sie sich lauthals. Wie könnt ihr nur! Ich werde mich hier nie Wohl fühlen!
Trotzdem freute sie sich auch, als sie uns sah. Es gab ihr Sicherheit. Der Schwarze lief auf sie zu um sie mit dem obligatorischen Schnauzenkuss zu begrüßten. Nun musste sie sich zusammenreißen. A. hockte sich vor sie. Dadurch hatte sie Verantwortung zu übernehmen. Jetzt wurde es spannend und wir verließen sicherheitshalber den Platz. Unter lautem Hufgedonner kam die Herde angerast, dann bremsten sie ab, sortierten sich. Die Hierarchie musste gewahrt bleiben. Jeder der Herdenmitglieder stellte sich vor, dann rasten sie wieder davon. Irgendwann kam der Leitwallach allein zurück und holte sie ab…
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Gast

Beitragvon Gast » 29.07.2007, 23:18

Vielleicht aber ist es geradewegs so, dass mitten unter uns, so etwas, wie die Auferstehung des MoE geschieht und nur er selbst glaubt, sich in seiner Uneigenschaft bemerkbar gemacht zu haben.
Wenn ich die Worte aus seinem Mund summiere und auf ihren Gehalt hin untersuche, bleibt die Person dahinter eindeutig einseitig blass, unrund möchte man meinen. Es sind nicht die Eigenschaften sondern Eigenheiten und Eitelkeiten die hervorquellen und kein Ganzes bilden wollen oder können, das lässt sich noch nicht sagen. Möglich wäre, dass im zentralen Nervensystem Verknüpfungen existieren, die darauf ausgerichtet sind, dass dieser Mensch niemals mit einem bestimmten Stoff hätte in Berührung kommen dürfen, ein Stoff, dessen Genuss das Wesen verändert und die Eigenschaften absorbiert.
©GJ200707 23:15

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 29.07.2007, 23:38

Ja.
Unzählige Male hat sie sich verdrückt, aus der Verantwortung gezogen und statt dessen am Telefon unverbindliches Zeug geschwätzt. Jetzt geht nichts mehr, die Tür ist zu; sie hat nach wie vor einen Schlüssel, aber es ist nichts mehr dahinter, hinter der Tür nur noch Leere und letzte Woche eine verirrte Fledermaus. Sie hat die Hintertür aufgerissen und, verängstigt in die Ecke gedrückt,gewartet, bis das orientierungslose Tier das Weite gefunden hat.
Die Haustür wieder hinter sich zumachen, zweimal herumschließen - im Treppenhaus vertrocknet der Gummibaum; wer weiß, wie viele Fledermäuse noch in den Ecken hängen. Diesmal braucht sie nicht anzurufen. Es gibt niemanden, mit dem sie reden könnte. Das leere Haus für drei Wochen Urlaub zurückzulassen riecht mehr nach Flucht und Verantwortungslosigkeit als je zuvor. Sie wird sich nicht fangen lassen. Vielleicht würde sie sich gern fangen lassen. Aber es ist niemand mehr da, der die Hände ausstreckt.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.07.2007, 01:59

Fröhlich läuft sie ins Wasser, strotzt der Brandung des Pazifiks, wirft sich in die Wellen, schwimmt weit hinaus. Etwas berührt ihre Füße. Es kümmert sie nicht. Vielleicht sind es Algen, denkt sie. Je höher die Wellen sich aufbäumen, um so wagemutiger wird sie und leichtsinniger ... Eine gewaltige Wasserwand baut sich vor ihr auf. Übermütig springt sie mitten in den Schlund, wie sie es immer tut. Sie kennt keine Angst. Bis jetzt ... Was ist das an ihren Beinen? Es zieht an ihnen. Sie beginnt zu strampeln. Fehler. Der Unterwasserstrudel reißt sie in die Tiefe, schleudert sie wie einen Spielball auf den Meeresgrund, wirbelt sie nach oben. Luftnot. Herzrasen. Mit letzter Kraft entkommt sie dem Sog, gelangt an die Oberfläche, versucht, nach Luft zu schnappen, doch eine Welle bricht direkt über ihr zusammen, krallt sie mit sich. Alles schwarz. Jemand schlägt auf sie ein. Sie keucht, schmeckt Salz, Sand und Tod. Nie wieder hat sie einen Fuß ins Meer gesetzt. Sie ertrinkt noch heute, jeden Tag ...


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