Beitragvon jondoy » 27.07.2008, 19:56
Eine kleine Anmerkung noch von mir.
Ich finde, ganz wichtig für die Wirkung der nachgesprochenen Märchen ist in meinen Augen die Textversion, welche man sich aussucht.
Wer immer von Euch die nachgesprochene Textversion der betreffenden Grimmschen Märchen ausgewählt hat, hat eine gute Wahl bewiesen. Ich will das auch begründen.
Das einzige (dreibändige) Werk von den beiden Brüdern G. (...in dem aber trotzdem nicht alle drin stehen, wie ich jetzt dank meiner durch die Hörbar ausgelösten "Recherchen" nach so vielen Jahren erfahren habe), welches ich jetzt nach Jahrzehnten erstmals wieder in Händen halte, hat mir als kleines Kind mein Onkel geschenkt, ein Mann, in dessen Haushalt es nahezu kein Buch gab (abgesehen von drei kleinen im Gebrauchssinne `jungfräulichen` Ledereinbändchen, die aus einem mir bis heute nicht nachvollziehbaren Ursprungsgrund seit `ewigen Zeiten`im Regal seines Wohzimmerbuffets standen und sich dort als Staubfänger (getarnt mit der gleichen Farbe wie ihr "Wirt", das Wohnzimmerbuffet) verdingten und sich so unauffällig ihr Überleben in dieser lesensfeindlichen Umwelt sicherten). Ich hab es mir als Kind nicht vorstellen können, dass er mir diese Märchenbücher tatsächlich auch selbst gekauft hat, denn ich hätte mir meinen Onkel `freiwillig` in einem Buchladen überhaupt nicht vorstellen können.
Wie ich jetzt feststelle, enthält dieses dreibändige Werk eine in meinen Augen wesentlich blassere Übersetzung dieser Märchen (....wenn ich den Namen des Verlags lese, denk ich mir, is ja auch kein Wunder, bei dem Verlag *g*, ).
Ich will jetzt nur ein kleines plastisch-exemplotisches Textbeispiel zitieren.
Es ist eine klitzekleine Passage aus dem Märchen „Die Gänsemagd“. (...das Märchen `Die schwarze und die weisse Braut` hab ich darin überhaupt nicht gefunden, vielleicht wurde es ja wegen möglicher inzestiöser Kindergefährdungen vorsichtshalber gänzlich nicht abgedruckt *g*)
Der mir vorliegende Text erzählt (redigiert) so:
`...Da sprach die falsche Braut: „Die ist nichts Besseres wert, als daß sie in ein altes Faß gesteckt wird, und zwei weiße Pferde müssen vorgespannt werden, die sie Gasse auf, Gasse ab zu Tode schleifen.“ – „Das bist du selber“, sprach der alte König, „und hast dein eigen Urteil gefunden, und danach soll dir geschehen.“ ....`
Der Hörbartext erzählt die `volle` "Märchen-Wahrheit“ (...oder wenigstens dass, was die Gebrüder Grimm davon in ihren Recherchen davon herausgefunden haben)
`« Da sprach die falsche Braut: »Die ist nichts Besseres wert, als daß sie splitternackt ausgezogen und in ein Faß gesteckt wird, das inwendig mit spitzen Nägeln beschlagen ist; und zwei weiße Pferde müssen vorgespannt werden, die sie Gasse auf Gasse ab zu Tode schleifen.« »Das bist du«, sprach der alte König, »und hast dein eigen Urteil gefunden, und danach soll dir widerfahren.« `
Mir ist das vorgestern bewusst geworden, als ich bestimmte Textstellen des Märchens zum Mitlesen aus der Hörbar abgeschrieben hab. Darin wurden nämlich bestimmte gesprochene Sätze nicht in zeitgeistlichen Apostrophen (") wiedergegeben, der Text hat sich dem quergestellt, es wurden, wenn überhaupt, teilweise andere (altdeutsche?) Apostrophen (`) verwendet. Woher stammt diese Textversion, hab ich mir gedacht, die muss wohl älteren Datums sein.
Ich hab jetzt nachgelesen, aus welchem Jahr diese Auflage dieser Bände von Grimms Märchen stammt, die mir damals mein Onkel als Kind geschenkt hat.
In diesen drei Bänden steht vermerkt:
...zum einen:....“Für Kinder ausgewählt und bearbeitet von Heiner xy.“ ....ha, da haben wir also den Übeltäter (den "Zensor") schon gefunden *g*),
...zum anderen das Jahr der Ausgabe *g*,
......das war ein paar Jährchen vor meiner Geburt, also hab ich jetzt meinen Onkel posthum nach so vielen Jahren doch noch „entlarvt“ *g*, diese Sammlung kann er gar nicht für mich gekauft haben, da war ich ja noch gar nicht geplant, da hätte er ja geradezu visionär den ganzen „schrott“ ein paar Jahre lang bei sich zu Hause zwischenlagern müssen, wär ja wohl so ne Art Höchststrafe für ihn gewesen *g*.
....was doch die Hörbar nach so vielen Jahren so alles ans Licht zaubert *grins*
...ps.: zu seiner verteidigung: er war nicht gegen kitschige märchen und grass und kirsch und co., er war eben anders, hab ich meinen onkel sehr gemocht.
Gruß,
Stefan
PS: Hallo Elsa,
ich hab es gelesen, danke, es macht verlegen.