NACHKLANG

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lilly-rose

Beitragvon lilly-rose » 04.02.2007, 22:46

NACHKLANG die Hörversion


Was - wenn ich morgen wie ein Blatt im Nass der Erde faule,
wenn alle Spannung sich im Ausgedorrt verliert,
wenn Fragen stummen
kalt umschlungen
mit dem Sein
endlich gerungen
bis mein letzter Atemzug den Tod gebiert.

Was - wenn ich heute wie ein Mal im Brand der Hölle kühle,
wenn alles Spüren mich wie selbstgepfählt maskiert,
wenn Worte leeren
im Begehren
sich im Jetzt
die Lügen mehren
bis mein eignes Spiegelbild den Trug seziert

Was - wenn ich gestern wie ein Blatt im Wind mein Leben löschte.

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leonie
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Beitragvon leonie » 04.02.2007, 22:59

Hallo Thomas,

mir scheint, Deine Hörversionen und ich, wir passen nicht zusammen. Ich habe alle gehört, ich höre, dass die unterlegte Musik unterschiedlich ist, und trotzdem klingen sie für mich alle gleich. Das hängt mit Deiner Art des Lesens zusammen: Ich kann darin nichts "Echtes" hören, nur Effekt.

Liebe Grüße

leonie

lilly-rose

Beitragvon lilly-rose » 04.02.2007, 23:09

... das ist schade. Denn es ist nur Echtes. ... mehr noch!

Doch Dein Empfinden genießt die gleiche Freiheit wie mein Fühlen.

Liebe Grüße
Thomas

Nihil

Beitragvon Nihil » 04.02.2007, 23:27

Hi Thomas,

das ist die erste Vertonung von Dir, mit der ich etwas anfangen kann - finde ich sehr cool, nicht wie Leonie .. hier ist für mein Empfinden das Echte, klar - so manch' Betonung könnte noch geändert werden .. aber das ist schon Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-like und nicht aufgesetzt .. interessant, ich höre es gerade zum dritten Mal .. bravo!

mfg

Nihil
Zuletzt geändert von Nihil am 04.02.2007, 23:31, insgesamt 1-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 04.02.2007, 23:29

hallo lilly

ich höre musik. ich höre gelesenes. aber das eine bindet nicht das andere.

lieben gruß: Niko
PS: es fällt mir schwer, deiner - ich nenne es mal ungebräuchlichen - sprache zu folgen. generell hat ja jeder seine freiheiten. ja. ich weiß. aber dennoch siedelt sich deine sprache gefühlte 100 jahre zurück an. das macht es zumindest für mich schwierig. obwohl auch ich gerne mal zu altertümlichen worten greife. denn aus dieser zeit gab es so gute sprach und wortwerke, das es nicht einfach ist, damit schritt zu halten. ich finde es unzeitgemäß und zuviel hülle um einen kleinen kern. ich sags ungern und - bitte - ich sage das nicht um zu verletzen: es hat etwas schwalliges, aufgedunsenes. und ich ertappe mich selbst dabei, wie nach zeile drei oder vier meine gefühlsrolladen herunterschnellen.
gibt es von dir auch werke in "zeitentsprechendem" deutsch? die würde ich herzlich gerne lesen!!! - und: Hören!

lieben gruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.02.2007, 00:22

Hallo Thomas,

toll! Du hast genau die richtige Musik für diesen Text gewählt, das Unheimliche, das Bedrohliche in den Zeilen durch die Musik noch verstärkt. Klasse!
Saludos
Magic

lilly-rose

Beitragvon lilly-rose » 07.02.2007, 19:50

Hi Nihil,
das ist schön :-))) und freut mich!
Vielen Dank!
LG Thomas

Hallo Niko,
das erstaunt mich, dass Du meine Sprache, sprich Worte als ungebräuchlich bzw. 100 Jahre zurück bezeichnest :) Ehrlich gesagt, finde ich kein einziges "altes" Wort in diesem Text. Und ich denke doch nicht dass Du "Ausgedorrt" als substantiviertes Verb altertümlich empfindest. Dann bliebe noch gebiert als ein Wort, welches nicht täglich 10 mal zu hören ist, aber doch tagtäglich immer und überall gelebt wird ;)
Vielleicht magst Du mir erklären was Du meinst, denn ich finde es nicht "aufgedunsen" bzw. "schwallig" (ein seltsames Wort *grins*)
Vielleicht ist Dir der Text einfach nur zu überladen...
LG
Thomas

Hallo Magic,
tausend Dank. Freut mich, wenn es Dir gefällt!!
LG
Thomas

Niko

Beitragvon Niko » 07.02.2007, 20:15

hallo lilly!
Vielleicht ist Dir der Text einfach nur zu überladen...
dein text ist so voll von überladenem, dass er darunter - für mich - zusammenbricht. um im bild zu bleiben.
es sind weniger einzelne worte. und gebiert könnte sogar in einem meiner texte schon stehen. es geht mir mehr um die künstlich anmutenden satzkonstrukte, die du hier zusammenfügst.
wie ein Blatt im Nass der Erde
im nass......-ziemlich ungebräuchlich
sich im Ausgedorrt verliert
das klingt nur gestelzt, aufgeschwollen. wenigstens im Ausgedorrten verlieren...-aber ich weiß: das klingt dann nicht mehr so poetisch. ich glaube aber das diese fülle von "überpoetischem" das ganze kippen lässt. für mich jedenfalls. andere mögen das ja vielleicht als genial einstufen. ich nicht.
Fragen stummen
fragen verstummen allenfalls. oder stumme fragen. aber fragen, die dann stummen.........ne, lilly....das ist nix deutsch.
wie ein Mal im Brand der Hölle kühle
das ist das, was ich mit schwallen meine. "im brand der hölle kühle.." was soll das sagen? die kühle hölle? dann schreib das doch. " im brand der kühlen hölle" sagt das gleiche und ist in heutigem sprachgebrauch.
den Trug
auch dafür gibt es zeitgemäßere begrifflichkeiten.

ich hoffe, das genügt dir an beispielen. kann dir gern weiteres zeigen.
lieben gruß: Niko - alles nur geschmacksache...........

lilly-rose

Beitragvon lilly-rose » 07.02.2007, 21:04

Hallo Niko,
sicher ist alles nur Geschmacksache, aber in vielem liegtst Du glaube ich dennoch nicht richtig.
"wie ein Blatt im Nass der Erde...."
ungebräuchlich??? Es geht um Lyrik und Poesie, nicht um einen Zeitungsbericht über einen Selbstmord, in dem stehen könnte "... er lag auf dem nassen Waldboden..."

"sich im Ausgedorrt verliert" ist das gleiche Thema... abgesehen davon, das dies ein gereimter Text ist, und "verlieren" sich weder hier reimen würde, noch das richtige Verb zu Ausgedorrt wäre.

Spätestens aber bei "Fragen stummen" kann ich Dir nicht mehr folgen. Du selbst liest doch z.B. den Panther von Rilke... "Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe...." /// "Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille...." /// "geht durch der Glieder angespannte Stille..." NA, FÄLLT DIR WAS AUF???? Nicht falsch verstehen, ich vergleiche mein Gedicht um Gottes Willen nicht mit Rilke ;-) Aber: Worum geht es? Hmmmmm....????

"wie ein Mal im Brand der Hölle kühlen..." siehe meinen vorherigen Absatz! Natürlich muss es "MAL" heissen, und "im Brand der Hölle kühlen".... oder hinterfragst Du beim Panther den "Vorhang" ???? Lyrik, Poesie..... Bilder die Emotionen wecken sollen, das ist es eben!!!!

Und "den Trug" finde ICH herrlich :-))

Nix für ungut, aber so richtig verstehe ich Deine Einwände nicht, es sei denn .................

Dir auch einen lieben Gruß in Deinen Abend
Thomas (nicht lilly)

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 08.02.2007, 19:39

Lieber Thomas!

Dein Text gefällt mir sehr gut und ich habe gar keine Probleme mit ihm.

Das 'Ding' heißt NACHKLANG und beinhaltet für mich eine wunderbare Spannung, die aber nach etwas Vorherigem oder danach Kommenden ruft. Das erfüllt sich nicht.

Insofern bleibt hier etwas offen, das gefüllt werden möchte.

So long

Moshe


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