Hörversion
Nebelfinger hüllen mich ein, kriechen in jede Nische. Mit Kitt kann ich diese Ritzen nicht verschließen. Wie klamm die Finger sich anfühlen. Und irgendwie kantig. Die Welt ist nicht rund. Kann sie auch nicht sein, wenn sich mein Lachen spitz anhört, schief ist, wie die Naht, von Hand genäht. Ich funktioniere in meinem Nebelmysterium wie eine Nähmaschine ohne Garn. Ich halte meinen Finger unter die Nadel, bis er blutet. Es wird warm, der Nebel löst sich auf. Ich fange schallend an zu lachen.
Nebelfinger von Mucki (gelesen von Elsa)
Liebe Elsa, liebe Mucki,
das ist in sich souverän gelesen, Elsa und ich mag die schiefe Mischung, die herauskommt, aber ich finde, die Lesung ist ziemlich konträr zum Duktus des Textes?? Ich finde das sogar gut (weil es den Text bricht und so das Ganze spannend macht, aber die Stimme ist mir eine viel zu souveräne und zu wenig am Düsteren und Selbstquälen interessierte? (die Frage stelle ich Im Sinne des Textes). Letztlich ist doch sogar das Lachen am Ende deiner Lesung ironisiert -- hört sich für mich zumindest an. Außer es würde von einem Elementarwesen gelesen, das schon längst in seiner Welt/seinem Nebel versunken ist, aber dazu passt nicht der "Druck" des lyr. Ichs gefunden/erlöst zu werden.
In dem Text gefällt mir der Satz:
Ich funktioniere in meinem Nebelmysterium wie eine Nähmaschine ohne Garn.
Hierum würde ich das Bild (was Substanz hat) neu aufbauen, mir springt der Text stilistisch zu stark zwischen Raum/Fingern/Nähmaschine und Nebel und verharrt so als psychologische Skizze, die für mich den Sprung ins Poetische noch nicht vollzogen hat.
Warum ich das hier poste? Weil mich Elsas Lesung darauf gebracht hat.
Liebe Grüße,
Lisa
das ist in sich souverän gelesen, Elsa und ich mag die schiefe Mischung, die herauskommt, aber ich finde, die Lesung ist ziemlich konträr zum Duktus des Textes?? Ich finde das sogar gut (weil es den Text bricht und so das Ganze spannend macht, aber die Stimme ist mir eine viel zu souveräne und zu wenig am Düsteren und Selbstquälen interessierte? (die Frage stelle ich Im Sinne des Textes). Letztlich ist doch sogar das Lachen am Ende deiner Lesung ironisiert -- hört sich für mich zumindest an. Außer es würde von einem Elementarwesen gelesen, das schon längst in seiner Welt/seinem Nebel versunken ist, aber dazu passt nicht der "Druck" des lyr. Ichs gefunden/erlöst zu werden.
In dem Text gefällt mir der Satz:
Ich funktioniere in meinem Nebelmysterium wie eine Nähmaschine ohne Garn.
Hierum würde ich das Bild (was Substanz hat) neu aufbauen, mir springt der Text stilistisch zu stark zwischen Raum/Fingern/Nähmaschine und Nebel und verharrt so als psychologische Skizze, die für mich den Sprung ins Poetische noch nicht vollzogen hat.
Warum ich das hier poste? Weil mich Elsas Lesung darauf gebracht hat.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Lisa,
Du hast es so erfasst, wie ich es doch wollte! (siehe Text-Faden) Der Text bzw. dessen Inhalt springt hin und her, wie das LI. Und ja, es ist eine psychologische Skizze. Und poetisch soll er nicht sein, bzw. kann er nicht sein. Wie kann sprunghafter, hysterischer "Gedankennebel" poetisch sein? Nee, geht gar nicht.
In dem Sinne hast du meine Intention voll erfasst, Lisa,-)
Saludos
Mucki
mir springt der Text stilistisch zu stark zwischen Raum/Fingern/Nähmaschine und Nebel und verharrt so als psychologische Skizze, die für mich den Sprung ins Poetische noch nicht vollzogen hat.
Du hast es so erfasst, wie ich es doch wollte! (siehe Text-Faden) Der Text bzw. dessen Inhalt springt hin und her, wie das LI. Und ja, es ist eine psychologische Skizze. Und poetisch soll er nicht sein, bzw. kann er nicht sein. Wie kann sprunghafter, hysterischer "Gedankennebel" poetisch sein? Nee, geht gar nicht.
In dem Sinne hast du meine Intention voll erfasst, Lisa,-)
Saludos
Mucki
Zunächst einmal: eine sehr beeindruckende Stimme!
Was die genaue Wirkung angeht, bin ich noch etwas hin- und hergerissen. Durch die sehr kraftvolle Lesung wirkt der Text auf mich fast schon "faustisch". Wie eine "sichere Verzweiflung" (sicherlich etwas unglückliche Formulierung, aber genau ist dieser scheinbare Widerspruch zwischen Vortrag und Text für mich noch nicht zu fassen).
Das Hysterische, auf das Mucki in ihrer Erläuterung eingeht, kann ich jedoch nicht wirklich erhören. Vielmehr scheint mir das Ich in eine seltsamen, entrückte Ruhe verfallen zu sein.
Ich hätte den Text jedoch auch sehr viel hysterischer, verlorener, verzweifelter interpretiert. Aber das Elsa dies gerade nicht tut, macht es umso spannender ... ich habe es jedenfalls nicht zum letzten Mal gehört.
Was die genaue Wirkung angeht, bin ich noch etwas hin- und hergerissen. Durch die sehr kraftvolle Lesung wirkt der Text auf mich fast schon "faustisch". Wie eine "sichere Verzweiflung" (sicherlich etwas unglückliche Formulierung, aber genau ist dieser scheinbare Widerspruch zwischen Vortrag und Text für mich noch nicht zu fassen).
Das Hysterische, auf das Mucki in ihrer Erläuterung eingeht, kann ich jedoch nicht wirklich erhören. Vielmehr scheint mir das Ich in eine seltsamen, entrückte Ruhe verfallen zu sein.
Ich hätte den Text jedoch auch sehr viel hysterischer, verlorener, verzweifelter interpretiert. Aber das Elsa dies gerade nicht tut, macht es umso spannender ... ich habe es jedenfalls nicht zum letzten Mal gehört.
Liebe Lisa,
was soll ich sagen? Die Lesung ist so, wie ich den Text fühle. Lesende folgen vermutlich selten der Intention der AutorInnen (wie sollen sie die auch wissen), sondern der eigenen Interpretation. Text auf'm Markt: gehört den Lesern.
Lieber Sebastian,
an dieser Stelle noch einmal herzlich Willkommen.

Siehe meine Antwort an Lisa. Ist eben meine Art, mich dem Text anzunähern.
Danke und liebe Grüße,
ELsa
was soll ich sagen? Die Lesung ist so, wie ich den Text fühle. Lesende folgen vermutlich selten der Intention der AutorInnen (wie sollen sie die auch wissen), sondern der eigenen Interpretation. Text auf'm Markt: gehört den Lesern.
Ich interpretiere das "schallende Lachen" am Schluss genau so. Das LI ironisiert sich, lacht es "weg". Ob das von Dauer ist, ist die Frage.Letztlich ist doch sogar das Lachen am Ende deiner Lesung ironisiert -- hört sich für mich zumindest an
Lieber Sebastian,
an dieser Stelle noch einmal herzlich Willkommen.
Ich hätte den Text jedoch auch sehr viel hysterischer, verlorener, verzweifelter interpretiert. Aber das Elsa dies gerade nicht tut, macht es umso spannender

Siehe meine Antwort an Lisa. Ist eben meine Art, mich dem Text anzunähern.
Danke und liebe Grüße,
ELsa
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