.. wenn wir schon die Metaphysik bemühen wollen, dann geht es in Rilkes Panther nicht um Erkenntnis (allein im Menschen ist diese Möglichkeit als Möglichkeit der Verneinung des Willens überhaupt gegeben .. und nichts ist seltener als dieser Akt .. beim Tier kann der Wille, wenn überhaupt, allein durch Schmerz, d.h. durch Hemmung des Willens überwunden werden .. insofern wäre der Panther auf dem besten Weg zur Erlösung - für den Beobachter eine freudige Erkenntnis - und ich denke so meinst du es auch ..) als vielmehr um den Willen als metaphysisches Prinzip und dem Ding an sich und um dessen Hemmung .. Hemmung des Willens bedeutet nichts anderes als Schmerz und deshalb kann auch nicht so einfach über den Panther gelacht werden .. der Panther ist durch und durch gehemmt, was nicht zu verwechseln ist mit der Gnade der Resignation .. bei der Resignation hat sich der Wille verneint und aufgehoben und darum ist hier die Freude und die Gelassenheit - beim Panther ist der Wille gehemmt und darum ist hier der Schmerz, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit ..
Das Bild, das "hineingeht", ist die Welt der Vorstellung, in der sich der Wille als Motiv darstellt - das Bild hört darum auch im Herzen auf zu sein, weil das Streben des Willens nach dem vorgestellten Motiv in der Situation der Gefangenschaft, in der Situation der Hemmung nicht möglich ist .. wobei ich mich frage, ob der Schluss bereits die Erlösung enthält, weil das Bild und damit der Wille einfach aufhört zu sein und nicht zu noch mehr Schmerz führt .. eine interessante Fragestellung - insofern nämlich wäre das Panthergedicht eine Erlösungsdichtung - ich denke, dass es beides ist - eine Leidens- und eine Erlösungsdichtung, wobei Erlösung, d.h. die Aufhebung des Willens über das Erleiden erreicht wird und doch verbleibt Rilke im Mitgefühl für die leidende Kreatur ..
Soviel zur Metaphysik in Rilkes Panther ..
LG
Nihil
P.S.: Lieber Paul - und wenn du mich fragst, dann lässt der Panther schlicht keine andere Lesart zu, so eindeutig liegen hier die Dinge .. Rilkes Panther IST die dichterische Darstellung Schopenhauerscher Philosophie .. andererseits - von einer sehr hohen spirituellen Warte aus betrachtet, könnte man den Text durchaus so lesen wie du ihn liest - ich habe buddhistische Mönche schon über Dinge herzlich lachen gehört (und Pferde kotzen gesehen ..

), bei denen mir selbst das Lachen im Halse stecken geblieben ist - reine Verstandeserkenntnis ist wesentlich schmerzfrei .. nur wo Wille ist, ist auch Schmerz und Lachen kann Grausamkeit bedeuten, aber auch die höchste Form des Mitgefühls .. letztlich ist alles eins und dieses Eine selbstverschuldet - insofern wäre der Panther der Narr im selbstverschuldeten Käfig, der nun die Leiden der Bejahung des Willens, der Akt durch den alles ist, zu erleiden hat und je mehr er leidet, desto näher ist er der Erlösung, d.h. der Verneinung des Willens .. aber auf diese hohe Position stellt sich Rilke nicht .. bei dem Panther ist eindeutig - wie du ja selbst anmerkst - die Mitleidsethik des Meisters angesagt
.gif)