Wachsaal

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moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.08.2006, 17:41

Wachsaal

Eine theatralische Interpretation

Nach einem Text von steyk

Sprecher : moshe.c

Ansage, Beratung und Schnitt: lichelzauch


Hörversion

Text:


WACHSAAL

3. Tag

Aufgewacht.
Hunger, Durst -
der Kopf schreit um Erlösung,
der Körper brüllt hinterher.
Ich hab’ den leeren Teller gegessen
und das Metall abgeleckt,
das mir der große Weiße
grinsend ins Maul steckte.
Ich heule, küsse ihm die Hand,
aus Dankbarkeit fürs Lächeln.
Bin festgewachsen an Leder
und der Schwanz ist aufgeschnitten.
Ein roter Faden steckt darin,
der mir das Blut absaugt -
verteilt sich auf den Untergrund.

5. Tag

Auf der Brust ein rotes Herz gemalt -
die Frau läßt es regnen.
Ihre Tropfen klatschen laut
auf die schreiende Puppe.
Er ist tot, sagt einer,
der hat keinen Puls.
Kann nicht sein,
ich hab doch vorhin noch
mit den Stones gespielt.
Ich friere schlaflos

8.Tag

Das nasse Haar liegt schwer
auf meinem Rücken.
Ich schmecke nach Seife
und trinke von meinem Bart.
Zwei Schraubstöcke lassen mich
durch den üblen Geruch schweben.
Jesus, ruft der Dünne,
als ich nackt das linke Bein
schleifend hinter mir her ziehe.

Zwei Meter hoch fangen
die hellen Spalten an –
gestreift.
Die Sonne ist kalt
über dem gekachelten Horizont.
In der Ecke zählt einer Ratten.
Der andere daneben sieht mich an
und durch mich hindurch.
Zahnlose Freundlichkeit.
Er trägt einen Kranz.
Geflügelte Ärsche kreuzen
hektisch hin und her,
ohne anzustoßen.
Sie warten mit offenen Händen
auf Ruhe.

10.Tag

Ich sitze,
habe Hände und Füße.
Aufbaukost,
sagt ein Weißer mit Schlips,
von 39 zurück auf 70 Kilo.
Bist dem Teufel noch mal
von der Schippe gehopst.
Er gibt mir eine Schüssel Quark.
Ich weiß -
3 Schüsse und 40 Halbmond,
jeden Tag.
Auf der Galerie, im schmalen Verlies,
sitzen leere Augen in einer Reihe
und lassen Rauch aufsteigen.
Schweigend und beruhigt.


© steyk 2006

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 31.08.2006, 00:22

Ein Mensch muss auch mal in der Lage sein, die Klappe zu halten, wenn er sprachlos ist...

Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Bloodbrother

Beitragvon Bloodbrother » 01.09.2006, 07:14

Hier hast du einen Teil von dir gegeben. Toll !

LG Michael

Louisa

Beitragvon Louisa » 04.09.2006, 12:56

Hallo ihr beiden!

Ich weiß nicht wieso, aber meine Ohren haben das gerade erst hier gefunden... Das hätte ich ja niemlas von Monsieur Zitrone erwartet.

Es ist sehr glaubhaft für mich und schauerlich...doch wie schon gesagt wurde sehr, sehr beeindruckend! Das muss wirklich schrecklich gewesen sein, Steyk. Zum Glück geht es Dir heute wieder besser!

Liebe Grüße, louisa

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.09.2006, 15:28

Liebe Louisa,

es ist wie am Anfang, als du der Zitrone keine Süße zutrautest.

Mit der Palette der Südfrüchte

winkt dir

Moshe

savage

Beitragvon savage » 09.09.2006, 15:29

Hallo moshe,
ich bin von der Kraft begeistert, die du in diesen schwierigen Text von steyk
hineingelegt hast. Ich bereue keine einzige Sekunde, in der ich dich und den Text über
meinen Kopfhörer hören durfte.

savage

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 09.09.2006, 15:39

Ich danke dir, Savage!


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