Bethlehem 2006

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moshe.c

Beitragvon moshe.c » 30.12.2006, 23:01

Hörversion


Bethlehem 2006


Wenige Schritte
sind zu hören,
das Entsichern der Gewehre

Wenige Krippen und Kreuze
habe ich verkauft
an seltene Pilger

Wenige Lichter
sind in der Nacht,
hinter Hamas-Fahnen

Ich esse den Hering
und meine Kartoffel
ist zu klein
für alle Kinder

Meine Kinder wissen
warum ich weine
und schmiegen sich an mich

Wenige Augen
sehen uns in dieser Nacht,
die Einschüsse
in der Kirchenwand

Heilig ist der Angriff.
Heilig die Worte zum Angriff.
Heilig das Nichtwissen, Nichtlesen, Nichtsehen und Der GLAUBE.

Heilig ist der Angriff aus dem Recht
aus dem Glauben..

Somit RECHT.
Somit Seligkeit.
Somit der Versuch in Zukunft.
Heilig ist der Angriff.
Heilig die Worte zum Angriff.
Heilig das Nichtwissen, Nichtlesen, Nichtsehen und Der GLAUBE.

Heilig ist der Angriff aus dem Recht
aus dem Glauben..

Somit RECHT.
Somit Seligkeit.
Somit der Versuch in Zukunft.

Neinnein.

Wir verständigen uns nicht.

Wir haben Waffen.
Und Recht.

Und die Lösung.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 01.01.2007, 15:57

Liebe Louisa,

um es noch mal deutlich zu sagen: Ich gebe nur wieder!
Es sind garnicht meine Worte. Mir würde so etwas nie in den Sinn kommen.
Schau mal, mein zweiter Vornahme ist Sala, und das ist arabisch. Das habe ich selbst als meine Identität so gewählt. Im Hebräischen heißt es 'Sela'. In beiden Fällen ist die Bedeutung: Jemand, der in der Lage ist auf Stein zu schlagen und damit Wasser hervorbringen kann.
Wasser bedeutet wiederum in der menschlichen Seele Gefühl, besonders auch Tränen. und Trauer.

Wenn jemand 'Sela' zu mir sagt, was selten vorkommt, so weise ich es zurück und sage: 'Ich heiße Moshe SALA' .

Das habe ich als Teil zu meinem Namen gewählt, absichtlich, und dazu stehe ich.

Und so ist der tiefe Kern meines Gedichtes TRAUER über das, was passiert.

moshe.c

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.01.2007, 17:03

Hallo Moshe!

Achso! Dann ist das, wenn ich richtig verstehe, aus der Sicht eines Menschen aus Bethlehem geschrieben, ja?

Das ist traurig, finde ich. Es ist traurig, dass die Menschen so leiden und dann natürlich auch so denken. (Das ist bei meinen Großeltern ja so ähnlich.)

Das mit Deinem zweiten Vornamen erleichtert mich und ich finde das ist eine schöne Geschichte!

Nun frage ich mich: Wieso hast Du darüber kein Gedicht geschrieben?

-Meinst Du nicht, das so ein Gedicht mehr Gutes bewirken könnte, als so eine kriegerische Rede?

Ich denke ja und ich würde mich über so ein Gedicht sehr freuen! Denn vielleicht kann man ja mit Worten doch mehr erreichen, als mit Waffen.

Noch einmal friedliche Grüße,
l.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 02.01.2007, 16:51

Liebe Louisa!

Es gibt nicht nur schönes auf der Welt, und davon sollte man auch schreiben, denn es ist nunmal Teil unseres Daseins.
Über Sala habe ich noch kein Gedicht geschrieben, aber ein Märchen.
Dieses habe ich dir per E-Mail geschickt.

So long

Moshe

Klara
Beiträge: 4508
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 04.01.2007, 15:32

Hallo,

leider habe ich die Debatte in dem andren Thread nicht mitbekommen, sehe also nur diesen Text (bzw. höre ihn).

Egal, ob ich ihn lese oder höre: Es könnte jeder sein, der ihn spricht. Der Vater als lyrisches Ich könnte Moslem wie Jude sein. Er könnte Terrorist sein oder einfach überzeugter Gläubiger. Ich sehe ein Foto des Angriffszustands in dem Menschen. Des als notwendig gefühlten ständigen Angriffs auf den Gegner. Ich sehe keinen Zynismus, sondern ein Bild. Ein schlimmes Bild. Ich sehe keine Lösung. Ein Gedicht ist kein Essay. Aus meiner westeuropäischen Sicht sehe ich keinen Aufruf zum Fanatismus, sondern Beschreibung. Allerdings auch keine Kritik dran. Reine Beschreibung kann schon Affirmation sein, aber in diesem Text scheint mir diese nicht vorzuliegen (Affirmation, meine ich), zumindest nicht für mich als im Frieden leben dürfende Leserin. Wer glaubt, Recht zu haben, grundsätzlich, ist aus meiner Sicht schon im Unrecht. So gesehen, kommentiert sich das Gedicht selbst. Aber ich kann selbstverständlich irren...
Ein solcher Text kann vielleicht eher helfen, Einstellungen nachzuvollziehen als wohlfeiles Toleranz-Gewäsch aus sicherer Distanz.

LG
Klara

Max

Beitragvon Max » 04.01.2007, 17:13

Lieber Moshe,

ich versuche, wenn ich wieder zu hause bin per PN auf deine Nachfrage einzugehen.

Liebe Grüße

Liebe Klara,

wohlfeiles Toleranz-Gewäsch


schreibt sich leicht, ist mir aber zu wenig hilfreich in der obigen Diskussion.

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 04.01.2007, 18:20

Liebe Klara!

Ich danke dir für deinen Kommentar. Insbesonders scheinst du den Mechanismus zu erkennen, der sich immer wieder vollzieht und trotz aller menschlicher Geschichte nicht gelöst ist.. (Ich las gerade im NEW YORKER vom 18. 12. einen interessanten Artikel dazu. von George Packer)

http://www.newyorker.com/fact/content/a ... 18fa_fact2

Es gibt tatsächlich auch noch ein Bild dazu von Orit unter 'Polyphon' hier im Salon.

So long

Moshe

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 04.01.2007, 21:37

Lieber Max!

Nun wirst du mir immer rätselhafter, so daß ich nun in die Position des Fragenden komme:

Was meinst du im Zusammenhang mit Klara mit 'wenig hilfreich'?
Hilfreich zu was, oder zu wem, oder welchen Umständen?

Es ist hier eine Meinungsäußerung, wie andere auch.

Mir erscheint es vielleicht hilfreich zu sein, darauf hinzuweisen, daß ich deutscher Staatsbürger bin.

Mit liebem Gruß

Moshe


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