Mit Deinen Augen (von Annette)

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Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 09.12.2006, 23:25

Hörversion

Als wärs ein Herbst

Als wärs ein Herbst wie jeder andre,
ziehn Vögel fort, entblättert sich der Baum.
Krähen sammeln sich in kahlen Ästen,
zum Flug entlang am Tagessaum.

Der Sommer steht als Marmelade,
datiert, versehn mit Etikett
in Einmachgläsern in der Kammer,
teilt sich mit Dosenfisch das Brett.

Stell auch den innerlichen Kragen auf
der Mantel riecht noch dumpf nach Schrank.
die Dunkelheit schwappt in die Tage,
macht die Gemüter schwer und krank.

Als wärs ein Herbst wie jeder andre,
der welkend schön den Sommer stahl.
Doch seh ich ihn mit Deinen Augen,
und Du siehst ihn zum ersten Mal.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.12.2006, 01:26

Hallo Paul,

du hast deine Stimme hier klasse gesetzt, genauso, wie ich es mir auch vorgestellt hatte. Sie unterstreicht noch einmal das großartige Gedicht von Annette.
Sehr schön!
Saludos
Magic

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leonie
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Beitragvon leonie » 10.12.2006, 11:13

Lieber Paul Ost,
ja, sehr schön gelesen, die letzte Strophe ist gänsehautverdächtig!
Und, Annette, es ist ein tolles Gedicht!

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.12.2006, 11:16

Lieber Paul,

Gedicht und Stimme runden einander ab...das ist sehr sehr ...-- geworden! Und die "neuen Stellen" haben gezeigt, dass sie echt schön geworden sind...finde ich. Ach, sowas muss hier öfter eingestellt werden! Bitte mehr davon...annette wird es sicher auch sehr gefallen...

:blumen:

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

pandora

Beitragvon pandora » 10.12.2006, 11:18

ein wunderbarer text - wunderbar gelesen.

PS: kein schnee in sicht.

Gast

Beitragvon Gast » 10.12.2006, 11:46

Lieber Paul,

schöne Lesung eines runden Texts. Deine Stimme passt sehr gut.
Ein bisschen hört sich der Text nun an, als könne er von dir sein...
Mit Bedacht ausgesucht vermute ich, als zu einer Stimme, oder zu dir passend.

Liebe Grüße
Gerda

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 10.12.2006, 12:02

Hallo zusammen,

Du hast schon recht Gerda. Der Text könnte zwar nicht von mir sein, aber die Gefühle, die dahinter stehen, vermag ich zu teilen.

Liebe Annette,

danke noch einmal für diese Zeile. Übrigens: Zwischen "verstehen" und "verstehn" gibt es bei der Aussprache wirklich keinen Unterschied.

P.S.: Gerade sah ich zwei schwitzende Huskies, einige verblühende Rosen (im Dezember :eek: ) und einen Magnolienbaum, der seine ersten Triebe in die Sonne reckte. Aber der Schnee kommt bestimmt!

Grüße

Paul Ost

Trixie

Beitragvon Trixie » 10.12.2006, 12:30

Wundervollen guten Morgen!

Nachdem eine Freundin meiner Mutter die Forsythie in voller Blüte vor dem Haus an den berühmten Kachelmann geschickt hat, was dann auch tatsächlich ausgestrahlt wurde, wundert mich eh nix mehr! Doch dieses Gedicht schafft Sehnsucht nach Herbst, nicht nach Sommer. Es ist wirklich sehr schön.

Paul, und das ist wie immer wundervoll. So routiniert und gekonnt. Deine Stimme - *schwärm*! Und deine Lesung, einfach...*schmacht*! Mehr!!!

begeisterte Grüße
Trixie

Louisa

Beitragvon Louisa » 10.12.2006, 14:17

Hallo Monsieur Paul!

Ich mag Deine sexy Stimme ebenfalls :smile: ! Sie passt gut zu diesem kleinen Gedicht, bei welchem mir zuerst die Marmelade auffällt.

Die letzte Strophe hast Du am schönsten gelesen :blumen: !

Ich könnte mir zu diesem Text auch ganz gut ein Akkordeon vorstellen :pfeifen: ...

Auf bald!
l.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 10.12.2006, 19:07

Liebe Trixie,

vielen Dank für das Lob!

Liebe Louisa,

meine "sexy" Stimme?! Sei froh, dass ich hier das Bild von dem Hund eingestellt habe. Das ist noch geschmeichelt. Trotzdem danke!

Grüße

Paul

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annette
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Beitragvon annette » 12.12.2006, 16:46

Lieber Paul und alle anderen!

Verzeiht, dass ich mich erst jetzt melde.
Die Vertonung ist wirklich sehr schön geworden, man bekommt einen ganz anderen Eindruck von den eigenen Worten - hab vielen Dank, Paul!

Auch danke für das vielfache Lob!
Ich war letztes Wochenende verreist und ertrinke grade in Arbeit - diese Woche ist einfach nur "Augen zu und durch!"
Im Moment muss ich es mir richtig verkneifen, ins Forum zu schauen, weil ich dann hängen bleiben würde. Aber ab kommendem Wochenende habe ich wieder mehr blaue Zeit - und freu mich schon sehr drauf.

Liebe Grüße, annette

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 12.12.2006, 20:56

Liebe Annette,

das geht uns allen so. Unser Forum macht abhängig. Gelegentlich machen wir blau und müssen dann auf Entzug.

Ich freue mich auf weitere Gedichte von Dir, die Du hoffentlich auch selber liest.

Grüße

Paul

uloki

Beitragvon uloki » 15.12.2006, 20:37

Ich muss sagen, dass ich das Gedicht in einem viel heiteren Ton höre, wenn ich es lese. Es geht um den ersten Herbst eines kleinen Kindes - diese ganze Schwere, dieses Dräuende, was da mitschwingt, passt nicht rein für mein Empfinden.

Der erste Herbst, es ist noch nicht lange genug am Leben, dass es weiß, was Herbst bedeuten kann - nicht umsonst sagte Issa so schön:

Das Hundejunge,
das nicht weiß, daß schon Herbst ist
muß ein Buddha sein.

Zudem ist es das Gedicht einer Mutter an ihr Kind... nein, ich finde es wirklich viel heiterer und leichter.

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leonie
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Beitragvon leonie » 15.12.2006, 21:16

Erstaunlich, uloki, das geht mir ganz anders, ja, das Kind weiß es nicht, aber die Mutter weiß es, dass Herbst ist. Für mich gehört die Melancholie da hinein. Die Mutter sieht ihn ja (nur) mit den Augen des Kindes zum erstenmal. Das ist etwas Wunderbares und zugleich etwas, dass einem bewußt macht, wie endlich das Leben ist.

Liebe Grüße

leonie


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