ACHTUNG, LANGE ANTWORT!!!!
Hallo Moshe!
Ich habe zum ersten Teil Deines Gedichts ja schon etwas geschrieben. Es erschien mir trotz der einen Perspektive noch sehr objektiv. Gerade durch diese (relativ) objektiven Alltagsbeschreibungen hat es mich berührt und ich konnte mir Deine/Eure Lebenslage ein bisschen besser vorstellen.
Du hast das (diesen ersten Teil) auch gut gelesen! Wahrscheinlich gibt es auch viele Palästinenser, die genauso verzweifelt und machtlos sind gegenüber dem Krieg. Das sind eben auch nur Menschen wie Du und ich. Ich empfinde das einfach so.
Aber das spielt ja momentan auch keine große Rolle, ich wollte nur anmerken, dass mir der erste Teil gefallen hat und er trägt maßgeblich dazu bei Deine Haltung besser zu verstehen.
Nun komme ich zum zweiten Teil. Ich finde es nicht so gut, dass Trixie hier ausschließlich auf die Lesung, aber kaum auf den Inhalt eingeht (Pardon, Trixie!)-
Ich ahne auch schon, dass mein kleiner Protest gegenüber dieser Sichtweise nichts bringen wird, aber ich habe auch eine kleine Meinung und glaube, dass ich sie trotz allem Widerspruch einmal aussprechen darf.
Du schreibst und liest zum Beispiel im zweiten Teil:
Heilig ist der Angriff.
Heilig die Worte zum Angriff.
Heilig das Nichtwissen, Nichtlesen, Nichtsehen und Der GLAUBE.
Heilig ist der Angriff aus dem Recht
aus dem Glauben..
oder:
Wir verständigen uns nicht.
Wir haben Waffen.
Und Recht.
Und die Lösung.
-Ich denke, dass meine Argumente nichts bewirken werden, aber ich kann nicht verstehen, dass man (als weiser Mensch) so denkt. Auch wenn einem viel Leid wiederfährt und wiederfahren ist, kann man sich doch nicht wünschen, dass dasselbe Leid auch anderen MENSCHEN wiederfährt, die genau dieselbe Trauer, Verzweiflung und Machtlosigkeit empfinden. Ich denke da zum Beispiel auch an Kinder (die Du auch erwähnst). Du kannst nicht behaupten, dass sie Terrostisten sind. Kinder können doch nichts dafür, in welche Welt sie hinein geboren werden. Ob ein Kind nun im Osten oder Westen geboren wird, welche politischen Vorstellungen es entwickelt, das kann man doch nicht beeinflussen. Die Kinder und alle anderen Menschen, die durch den Krieg Leid erfahren und Familienmitglieder verlieren tun mir unendlich leid. Egal welcher Volksgruppe sie angehören.
(Genau deshalb hat der erste Teil Deines Gedichts auch so eine große Anteilnahme in mir ausgelöst.)
Zurück zum zweiten Teil

: Das hört sich an wie die Rede eines fanatischen Politikers, der keinen Frieden erhofft, sondern von einem "heiligen Krieg" (-das kommt mir bekannt vor-) und einem rechtmäßigen Angriff ohne Verständigung, ohne Weisheit spricht. Es hört sich an wie eine propagandistische Rundfunk-Sendung.
Das gefällt mir überhaupt nicht und ich bin bei diesem zweiten Teil auch nicht in der Lage diese Ansicht nachzuvollziehen. Dieser Teil ist für mich ganz anders als der erste.
Es hat nichts mit Weisheit zu tun und ich glaube Weisheit ist wohl eines der höchsten Güter im Leben.
Jetzt wollte ich religiöse Argumente für meine Ansicht finden, weil Du schreibst:
Heilig das Nichtwissen, Nichtlesen, Nichtsehen und Der GLAUBE.
(Wobei ich das Nichwissen, Nichtlesen und Nichtsehen als heilige Eigenschaften nicht verstehe. Was meinst Du damit?)
Ich habe zum Beispiel an die Bergpredigt gedacht, aber ich weiß nicht, inwiefern sie im jüdischen Glauben eine Rolle spielt. In einem Buch von mir steht, dass sie auch wichtig ist. Aber ich weiß es nicht.
Vielleicht kennst Du sie ja und möchtest Deine Meinung dazu abgeben.
-Aber ich möchte meine Haltung durch einen weiteren Menschen verteidigen.
Der Dichter Erich Fried war ebenfalls Jude und hat in seinem Leben undendlich viel Leid durch den Krieg erfahren. Sein Vater strab durch die Gestapo, seine Oma im KZ, seine Tochter starb, er musste nach England fliehen, seine Mutter starb auch sehr früh-
Das alles geschah durch Krieg und durch fanatische Menschen. Man sollte also überlegen, ob Krieg und Fanatismus nicht der sichere Weg in das menschliche Elend sind-
Damit Du den Menschen Erich Fried besser einschätzen kannst, habe ich hier eine Biographie gefunden. Das kannst Du ja überfliegen. Aber vielleicht kennst Du ihn auch schon.
http://www.erichfried.de/lebenslauf.htm-Nun, auch er hatte seine Ansicht über den Krieg in Israel. Ich möchte immer wieder betonen, welches Leid er selbst erlebt hat.
Du wirst seine Haltung nicht teilen, aber er ist ein gläubiger Mensch gewesen UND (was ich noch bemerkenswerter finde) vor allem ein
weiser Mensch.
Hier siehst Du einige Gedichte zum Thema von ihm:
http://www.kritische-stimme.de/Vermisch ... ichte.html-Es empfiehlt sich auch diese Gedichte einmal anzuhören, denn er liest auch sehr gut

.
Natürlich wird jetzt wieder eine große Diskussion entflammen, natürlich wirst Du meine kleine Meinung nicht annehmen. Das ist Dein gutes Recht.
Aber mein friedvolles Gewissen fühlt sich dennoch erleichtert, wenn es Dir all das einmal geschrieben hat.
Danke für die Aufmerksamkeit!
Ich hoffe, dass es Frieden in Deinem Land gibt und die Menschen, die Krieg und Elend verursachen wieder zur Besinnung kommen und weise werden.
Friedliche Grüße,
l.
PS: Fühle Dich bitte nicht persönlich angegriffen. Ich möchte keinen Streit, ich wollte einfach nur einmal ausbreiten, dass es noch andere Perspektiven gibt zu diesem Thema.
PS II: Ich mag Herrn Fried sehr gern

. (-Pardon!)