Wege
Verfasst: 23.04.2007, 07:10
Mit Gerdas Zustimmung habe ich diesen Text sehr gern gelesen.
Wege Hoerversion
Mein geliebter Freund,
unsere Spaziergänge, unsere Gespräche möchtest du wieder aufnehmen. Du schreibst, wie sehr du sie vermisst, dass du sie fortsetzen willst, weil du sie immer noch liebst.
Ich liebte sie auch, diese weiten Wanderungen, unsere Ausdauer, die Unterhaltungen im Rhythmus unserer Schritte. Das Reden, das Schweigen, den Fluss der Worte, die Melodie deiner Stimme, vertraut im Ohr. Intim offen für einander. Beieinander. In Stille versunken, dem Auftreten der Sohlen lauschend. Niemals Eile oder Hast. Von dir lernte ich zu gehen. Nicht das Laufen oder gar zu rennen. Das Gehen im Gleichklang, Wandern miteinander. Wir brauchten nichts weiter als uns. Uns und die Wege.
Du habest niemanden außer mir, der dir entschieden Mut verleihen könne, fährst du fort. Es sei Leere eingekehrt in deine Tage und Nächte, kein Schritt, der dich nicht schmerze.
Ich verstehe dich, meine Kraft reichte jedoch nicht. Ich konnte nicht bleiben. Es gab für uns überdies keine Wege mehr. Ich mochte meine Füße nicht wie gewohnt einen vor den andern setzen, als ginge es geradewegs weiter, sogar über meine Zeit hinaus. Sie war überschaubar geworden. Das Vergehen messbar. Hätten sich die gemeinsamen Wege nicht von mir fort, sondern zu mir hin bewegt, so wäre ich vielleicht im Stande gewesen sie festzuhalten, wie das Leben. Doch der Raum war begrenzt, die Zukunft schon geschmolzen.
Dein.
Wege Hoerversion
Mein geliebter Freund,
unsere Spaziergänge, unsere Gespräche möchtest du wieder aufnehmen. Du schreibst, wie sehr du sie vermisst, dass du sie fortsetzen willst, weil du sie immer noch liebst.
Ich liebte sie auch, diese weiten Wanderungen, unsere Ausdauer, die Unterhaltungen im Rhythmus unserer Schritte. Das Reden, das Schweigen, den Fluss der Worte, die Melodie deiner Stimme, vertraut im Ohr. Intim offen für einander. Beieinander. In Stille versunken, dem Auftreten der Sohlen lauschend. Niemals Eile oder Hast. Von dir lernte ich zu gehen. Nicht das Laufen oder gar zu rennen. Das Gehen im Gleichklang, Wandern miteinander. Wir brauchten nichts weiter als uns. Uns und die Wege.
Du habest niemanden außer mir, der dir entschieden Mut verleihen könne, fährst du fort. Es sei Leere eingekehrt in deine Tage und Nächte, kein Schritt, der dich nicht schmerze.
Ich verstehe dich, meine Kraft reichte jedoch nicht. Ich konnte nicht bleiben. Es gab für uns überdies keine Wege mehr. Ich mochte meine Füße nicht wie gewohnt einen vor den andern setzen, als ginge es geradewegs weiter, sogar über meine Zeit hinaus. Sie war überschaubar geworden. Das Vergehen messbar. Hätten sich die gemeinsamen Wege nicht von mir fort, sondern zu mir hin bewegt, so wäre ich vielleicht im Stande gewesen sie festzuhalten, wie das Leben. Doch der Raum war begrenzt, die Zukunft schon geschmolzen.
Dein.