10 Menschen von Sam

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Trixie

Beitragvon Trixie » 02.06.2007, 18:24

Es ist wieder soweit: Eine Gemeinschaftslesung ist zu hören! Und hier die Höversion (danke, lichel!!!!) Viel Spaß!


Zehn Menschen

1
Wahrscheinlich ist seine Freundlichkeit nur ein Ablenkungsmanöver. Buntes Geschenkpapier, mit dem er einen leeren Karton umwickelt. Wenn er jemandem beim Umzug hilft, bei einer Party den ganzen Abend am Grill steht, wenn er einem Bekannten Geld leiht oder einen Kollegen zum Flughafen bringt; all diese vorbehaltlose Bereitwilligkeit, bloß um niemanden merken zu lassen, dass er die meiste Zeit nur an sich selbst denkt und keinen Menschen wirklich mag.

2
Seine dritte Frau verließ ihn aus den gleichen Gründen wie die beiden davor. Und weil sie entdeckte, dass er täglich ins Waschbecken des Gästeklos onanierte. Mittlerweile gewohnt verlassen zu werden, nahm er es hin und genoss das Alleinsein. Dann wurde er vierzig und bekam immer mehr Lust junge Mädchen zu vögeln. Also begann er sich gesund zu ernähren, ging jeden zweiten Tag in ein Fitnessstudio, anschließend ins Solarium, spielte Tennis und fuhr Fahrrad. Er rasierte sich eine Glatze, die er jeden Morgen polierte, rasierte Brust-, Achsel- und Schamhaare, rieb sich täglich mit Stutenmilch ein und ließ sich einmal die Woche die Fingernägel maniküren. Die halbseitige Lähmung, verursacht durch einen Schlaganfall kurz vor seinem sechsundvierzigsten Geburtstag, empfand er in erster Linie als Demütigung. Bis zu seinem Tod in Folge weiterer Hirninfarkte vier Jahre später, beschäftigte er sich ausschließlich mit esoterischer Literatur.

3
Jeden Morgen hat sie das Gefühl, es wäre nicht ihr Gesicht, das da im Spiegel auftaucht. Ein Gesicht wie eine Schlagzeile, aufgedunsen und vordergründig. Früher hatte ich ein anderes Gesicht, denkt sie, ein Gesicht, das wie der Anfang einer guten Geschichte war. Nach diesem Gesicht sehnt sie sich. Dieses Gesicht hätte wieder etwas mit ihr zu tun. Mit diesem Gesicht würde es ihr viel leichter fallen, sich selbst gegenüber zu treten. Das fremde Gesicht aber am Morgen schreckt sie ab und lässt sie befürchten, vielleicht doch nie ein anderes Gesicht gehabt zu haben.

4
Nachts fährt er U-Bahn. Er steigt ein, setzt sich in Fahrtrichtung an einen Fensterplatz, schlägt die Beine übereinander und schaut auf vorbeiflitzende Betonwände und Kabelkanäle. Fährt die Bahn in eine Haltestelle ein, schließt er die Augen bis der Zug die Station wieder verlassen hat. Setzt sich jemand ihm gegenüber, sieht er nur kurz auf und starrt dann wieder durch sein eigenes Spiegelbild hindurch. Lässt sich jemand direkt neben ihm nieder, steht er auf und wechselte den Platz. Ist der Wagon, in dem er sich befindet, ganz leer, streckt er die Beine von sich, breitet die Arme über der Rückenlehne aus und seufzt laut und zufrieden, während er lächelnd seine Blicke überall umherschweifen lässt.

5
Als ihr Zwillingsbruder starb, verweigerte sie für mehrere Tage das Essen. Neben dem Appetit, der schließlich wiederkam, verlor sie auch ihren Geschmack. Wenn jemand, den man so geliebt hat, für immer geht, pflegte sie zu sagen, dann ist es völlig normal, dass er etwas von einem mitnimmt. So betrachtete sie ihre Geschmacklosigkeit als Abschiedsgeschenk von und an ihren Bruder. Zwei Jahre später machte sie ihr Abitur und begann zu studieren. Die Präsenz des Verstorbenen in Form der Unfähigkeit zu schmecken zerstörte die meisten ihrer Beziehungen, da keiner der jungen Männer ihr so nahe kommen konnte wie der toter Bruder, der ihr ja direkt auf der Zunge saß. Auch dem Mann, den sie einige Zeit nach ihrem Studienabschluss heiratete, gelang das nicht und er verließ sie nach wenigen Ehejahren. Bei einer ärztlichen Routineuntersuchung kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag, ergab das Blutbild unter anderem einen starken Zinkmangel, der durch ein wenig teures, rezeptfreies Präparat wieder ausgeglichen wurde. Keine vierundzwanzig Stunden nachdem sie die Medizin das erste Mal genommen hatte, war ihr Geschmackssinn wieder vollständig hergestellt.

6
Er hält sich für einen Philosophen, nur weil er ständig verzweifelt ist. Weil er andauernd über seine Verzweiflung nachdenken muss. Wenn man so ausschließlich verzweifelt ist, denkt er, dann ist die Verzweiflung eine wirklich große Sache. Tagtäglich reitet er auf seiner Verzweiflung aus und erlebt die Welt im Auf und Ab ihres gleichmäßigen Trabes. Irgendwann schreibt er auf, was er alles über seine Verzweiflung herausgefunden hat. Dabei stellt er fest, dass all seine Überlegungen unnütz und sinnlos gewesen sind, weil er die ganze Zeit ein Gefühl für einen Gedanken gehalten hat - und verzweifelt.

7
Jetzt fährt er schon seit zwanzig Jahren mit der gleichen Bahnlinie zur Arbeit und doch sieht er jeden Tag neue Gesichter. Der Vorrat der Stadt an Gesichtern scheint unerschöpflich zu sein. Er fragt sich, wie das wohl wäre, wenn man die Gesichter aller Menschen auf dieser Welt schon einmal gesehen hätte. Mit einer solchen Anzahl an gesehenen Gesichtern müsste einem doch alles möglich sein. Er könnte Generalsekretär der UNO werden. Er wäre ja sozusagen per Du mit der ganzen Menschheit. Selbstzufrieden kaut er auf diesem Gedanken ein paar Tage herum, bis er zu der Überzeugung gelangt, alle Gesichter der Menschheit wolle er gar nicht sehen. Das würde ihm bestimmt sehr schnell zu langweilig. Und außerdem suche er ja morgens in der Bahn nicht nach neuen Gesichtern, sondern nach denen, die er schon kennt.


8
Sie wünscht, ihr Leben wäre wie jene Träume, in denen man vorher schon weiß, was passiert. Egal was kommt, sie will sich darauf vorbereiten können. Bereits als Kind kam ihr ein plötzlicher Tod grausamer vor, als ein Sterben, das sich ankündigte. Überrascht zu werden, das hieß doch die Souveränität zu verlieren, sich selbst aus der Hand zu geben. Überhaupt verstand sie ihre Träume immer besser, je älter sie wurde. So wie den der letzten Nacht, als sie träumte, sie wäre in einem Bus zusammen mit dieser bekannten Nachrichtensprecherin, von der sie aufgefordert wurde ihr eine Pistole zu bringen, die irgendwo auf dem Boden lag. Ihr war klar, dass diese Frau sie erschießen würde. Um ihr Leben bettelnd hob sie die Waffe dennoch auf und gab sie der Frau, die ihr sofort damit ins Gesicht schoss.

9
Der Parkplatz ist für ihn zunächst nur Plan B. Plan A, das ist ein junger Mann, der ihm stundenweise jene Erleichterung verschaffen würde, die er braucht, um durchhalten zu können. Der akzeptierte, dass er sich in einem nicht aufzulösenden Gewirr von Verpflichtungen seiner Frau, seinen Kindern und seiner gehoben gesellschaftlichen Stellung gegenüber befindet. Der ihm helfen würde, sich in diesem Gewebe nicht hoffnungslos zu verirren. Dass er einen solchen jungen Mann niemals trifft, liegt an seiner Angst vor Zurückweisung und weil er sich nicht traut, die einschlägigen Bars seiner Stadt auf zu suchen. Durch das Internet erfährt er von diesem Autobahnparkplatz, etwas außerhalb der Stadt. Lange zögert er. Irgendwann aber lässt er sich an einem Morgen sehr früh abholen und den Chauffeur jenen Parklatz ansteuern. Vier Fahrzeuge stehen verteilt über die Parkfläche. In dreien haben zwei oder mehr Männer Sex. In dem vierten befindet sich nur eine Person. Er klopft an die Scheibe des Wagens und ein junger Mann öffnet die Beifahrertür. Dieser arbeitet bei einer Autobahntankstelle in der Nähe und war auf der Heimfahrt von seiner Nachtschicht hinterm Steuer schon ein paar Mal kurz eingenickt. Daraufhin hatte er unbedacht den Parkplatz angefahren, um ein wenig zu schlafen.

10
Das Gesicht ihres Mannes war ein Sumpf. Alles versank darin. Sie mochte sich mit ihrem Blick gar nicht mehr hineinwagen in dieses Gesicht. Was auch immer sie sagte oder tat, es bewirkte nichts als das kurze Auseinandergleiten seines Wangenfleisches, welches sofort wieder an seinen Platz zurücksuppte. Das war’s dann. Eine Ausgeburt an Gleichgültigkeit dieses sumpfige Gesicht. Früher hatte sie in diesem Gesicht gelesen. Ja, denkt sie, gelesen wie in einem Kochbuch. Um die richtigen Zutaten zu finden für sein Glück. Sein Glück, ihr Glück, das war für sie ja immer dasselbe gewesen. Für viele Jahre zumindest. Bis dieses Gesicht versumpfte, als hätten diese Jahre es ständig überschwemmt. Am Ende war es noch ihre Schuld. Frauen lieben immer zu sehr. Vielleicht sollte sie versuchen, sein Gesicht wieder trocken zu legen. Und wie bitteschön? Abnehmen, eine andere Frisur, gemeinsamer Urlaub in der Südsee? Auch das würde in seinem Gesicht versinken wie alles andere. Das einzige, was diesem Gesicht noch helfen kann ist meine Faust, denkt sie eines Tages. Doch statt des erwarteten Schmerzes, als ihre Hand die Nase ihres Mannes trifft, spürt sie wie sein Gesicht auseinander weicht, wie zunächst ihr Arm, schließlich sie als ganzes in dieses Gesicht hineingezogen wird. Dann ist alles dunkel und das Leben geht weiter.

Max

Beitragvon Max » 02.06.2007, 18:44

Liebe Trix,

das finde ich eine sehr schöne Visitenkarte des salon, etwas was man einigermaßen stolz auch nach außern zeigen kann. Der starke Text von Sam kommt in vielen Lesungen sehr gut zum Ausruck (nur ich würde gerne meinen noch einmal lesen - ohne Hoffnung jedcoh, dass er wirklich besser würde ...).

Sehr schön!

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.06.2007, 18:56

Hallo ihrs,

liebe Trixie, erst mal vielen Dank für deine Arbeit! :blumen:

Fasziniert habe ich der Lesung gelauscht. Toll, wie der Text von Sam hier durch die verschiedenen Stimmen zur Geltung kommt. Ich finde es klasse, wie jeder seinen eigenen "Abdruck" hier hinterlässt. Wieder ein sehr gelungenes Gemeinschafts-Projekt! :daumen:
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 02.06.2007, 20:22

Hallo ihr Lieben,

Ganz toll finde ich das! Danke an Sam, danke an Trixie für die Arbeit.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Trixie

Beitragvon Trixie » 02.06.2007, 21:54

Hallo ihr!

Gerne doch!

Ich find es auch toll, gerade weil die Qualität, also das Rauschen im HIntergrund und so, so unterschiedlich sind. Das ist wirklich sehr authentisch, finde ich.

Habt ihr toll gemacht!! Danke für eure Geduld...

Trixie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.06.2007, 00:42

Liebe Trixie,

du hattest im anderen Faden, nachdem du schon einige mp3s gehört hattest, geschrieben, dass alle ziemlich ähnlich wären vom Stil her.
Zum Glück konnte man nun hören, dass es nicht so ist, das wäre nämlich recht langweilig gewesen ;-)
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 03.06.2007, 09:57

hallo!
darf man auch kritik üben?
ich tus mal einfach. insgesamt finde ich das projekt sehr abwechslungsreich. ein angeglichen sein der einzelnen lesungen kann ich nicht feststellen. jeder hat seinen eigenen stil beim lesen. und das ist gut so. gerade das eröffnet ja dem mitlesenden zuhörer die möglichkeit, zu erkennen, wie man passagen eines textes selbst gestalten würde. mir geht es jedenfalls so.
zwei lesungen finde ich viel zu schnell und/ oder undeutlich. vor allem die lesung von lichel. sorry lichel... gleich im ersten satz bin ich wieder nach ganz vorne zurück, weil ich nix mitbekommen habe (ich höre erst immer ohne mitlesen) und noch eine lesung fand ich viel zu "verschluckend". ich weiß nicht mehr genau - ich glaube maxens lesungs ist das. ja. deine, max.....also: jeder mag das anders empfinden. ICH habe es so empfunden.
natürlich gäbe es auch zu anderen lesungen anmerkungen zu machen zu etwas, was ich vielleicht ganz anders gemacht hätte, aber kritik hat auch irgendwo ein ende, weil man einen eigenen stil entwickelt, den kann man nunmal nicht übern haufen werfen.
ich hoffe, ihr steinigt mich jetzt nicht.
lieben gruß: Niko

Trixie

Beitragvon Trixie » 03.06.2007, 11:40

Also, guten Morgen!

Mit ähnlich vom Stil her meinte ich, dass sie alle eine Wellenlänge haben. Es ist niemand dabei, der sich total emotional ausdrückt, seine Stimme verändert, hektisch liest, dramatisch, übertrieben, gelangweilt oder sowas. Ich finde schon, dass jeder seinem Text angemessen liest. Das meinte ich mit gleicher Stil.

Niko, du hast ein bisschen recht. Ich hätte lichels Text von der Geschwindigkeit straffen können, aber ich finde, es bleibt eigentlich nur beim ersten Satz. Den Rest hab ich gut verstanden....
Und Max hat ja selber gesagt, dass er es nochmal lesen würde :mrgree: !

Also, wer nochmal will, kann mir gerne schicken, dann verbesser ich es einfach!

Sonntagsgrüße
Trixie

Max

Beitragvon Max » 03.06.2007, 11:52

Liebe Trix,

ja bei Gelegenheit lese ich das gerne nochmal ... Eine Schwierigkeit ist, dass ich auch im wirklichen Leben viel verschlucke und zudem tiefere Stimmen eh schwieriger zu verstehen sind (ich kann ja in Fistelstimme lesen ...)

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 03.06.2007, 12:17

Liebe Trixie,

vielen Dank für das Zusammenstellen der einzelnen Lesungen.
Ich bin wieder einmal erstaunt, wie du das hinbekommen hast. :daumen:


Liebe Alle,

Mir gefällt es, die einzelnen Absötze von so unterschiedlichen Stimmen zu hören.
Das Projekt würde ich als gelungen bezeichnen, trotz einger Kritkpunkte.

Vielleicht schreibe ich noch etwas zu den einzlenen Lesungen bei Gelegenheit.

Liebe Grüße
Gerda

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Beitragvon Lisa » 03.06.2007, 18:15

Huhu,

mir gefällt das auch sehr gut!

(smile: du hast doch auch "emotionslos" gelesen ( :mrgreen: ). Mir egfällt fast lichelzauchs Lesart am besten (die stimme passt vielleicht am besten) und bei dir , trix, hat mich überrascht, wei wandlungsfähig deine Stimme hier ist, sie klingt ganz anders! Die beiden Lesungen haben mir darum am ebsten gefallen. Aber am schönsten, trotz Ruaschen etc. (was mir hier im Forum null was macht), klingt es doch alles zusammen. Ich find sowas schon immer besonders....

und so schön, dass das geklappt hat.


Liebe Grüße,
Lisa

(Pjotr: dein Grusel ist spannend)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Pjotr » 03.06.2007, 18:46

Grusel, Lisa?


Hao Saloniten,

Ihr beschreibt ein Elend, sehe ich das richtig?

Ihr wollt es aus einer kühlen sachlichen Distanz beschreiben, korrekt?

Wenn die sachliche Distanz vorhanden wäre, müsste doch jede dieser Vorlesungen, abgesehen von der persönlichen Stimmfärbung, gleichermaßen wie eine sachlich kühle Interpretation klingen. Tun sie das?

Wenn sie nicht gleichermaßen sachlich klingen, fließen offenbar leichte empathische Elemente mit ein, und an diesem Punkt frage ich mich, wie es wohl klingen würde, wenn jeder Text in der Ich-Form umgesetzt wäre. Und: Wäre diese Ich-Form dann für den ... Rollenspieler ... weniger reizvoll als die sachliche Form des ... distanzierten Zeigestöcklers?


Salve

Pjotr

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Beitragvon Elsa » 03.06.2007, 19:04

Ich-Form dann für den ... Rollenspieler ... weniger reizvoll als die sachliche Form des ... distanzierten Zeigestöcklers?


Ich finde so etwas überaus reizvoll.

LG
ELsa
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Beitragvon Lisa » 03.06.2007, 19:54

Lieber Pjotr,

hier die Einzeltzexte in Ich-Form zu schreiben oder auch nur zu lesen wäre für mich der völlige Reizverlust. Für mich kommt die Wahrheit des Textes, was ja eine schmerzvolle ist, weil es um eine Abwesenheit von einem "Trotzdem" oder "Mitleidsgott, der doch noch über allem schwebt und alle beobachtet", eben durch die personalen Erzählpositionen, die eben dadurch, dass sie aneinander vorbeiführen, sich berühren (im Alleinsein) erst bei mir an.
(Natürlich ist das eine Superlativeisnchätzung - jeder Text kköntne auch als Einzeltext bestehen, aber alle zusammen sind graduell schon nochmal viel mehr als allein für sich).

Nicht?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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