Lied von dem Ort, zu dem kein Weg führt

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Klara
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Beitragvon Klara » 08.03.2008, 14:25

Lied von dem Ort, zu dem kein Weg führt
Text: Louisa
Lesung: Klara


ANHÖREN

Ich wär so glücklich mit dir,
wärst du glücklich mit mir.

Ich hab dich sogar dem toten Teil
der Familie vorgestellt, sie hatten Dich gern,
meine rumänische Uroma krächzte aus Gier:
„Hat er auch Geld?“

Ich würd so gern erben oder verarmen mit Dir,
würdest Du erben oder verarmen mit mir.


Ich hab Dir sogar den Schutzwall gezeigt
des Ortes, zu dem kein Weg führt.
Ich hab sein Portal mehr als einmal berührt.

Hinter den Mauern waschen die Frauen im Winter das Licht
und sobald es getrocknet ist, hängen sie sich
die saubere Sonne übers Gesicht.

Ihre Kammern sind verlegt mit altem Parkett,
das von den früheren Paaren
ganz samtig geworden ist.

Ich wär gerne dorthin gezogen mit Dir,
wärst Du mitgekommen mit mir.


In den kleinen Bistros spielen sie Gott
und drehen an jedem Tisch Sanduhren um,
bevor das letzte Korn fällt,
denn ohne Ende hat man mehr Zeit.

Ich hätt so gern Gott gespielt mit Dir,
dächtest Du nicht sofort Du verlierst.


Ich lehn mich am Abend gegen die Mauern
und glaube der Ort ist leer,
denn ich hör sie nicht mehr die Sanduhren drehen
und das Licht sickert unter der Pforte hindurch,
herab in die Kanalisation.
Meine gierigen Finger mochten Dich gern.

Mucki
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Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 08.03.2008, 14:39

Hi Klara,

eine faszinierende Lesung, gemischt aus Gesang und Sprechen. Mir gefällt vor allem, dass du gerade nicht einheitlich nur die kursiven Zeilen singst, sondern auch mal die normal gesetzten und auch mal wieder nicht. Dies gibt dem Ganzen etwas Eigensinniges, Individuelles.
Sehr gerne gehört!
Saludos
Mucki

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 08.03.2008, 16:41

Hallo Klara,

erstaunlich, du hast das Gedicht völlig anders gelesen als ich.
Klasse gemacht, ermöglicht mir einen ganz anderen Zugang. :daumen:

liebe Grüße smile
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Klara
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Beitragvon Klara » 08.03.2008, 19:40

Hi Mucki,

freut mich :-)

erstaunlich, du hast das Gedicht völlig anders gelesen als ich.


Naja, als Lied las ich es, hörte es, smile, scheinbar einfach, schlicht in Amoll, und jetzt würde mich natürlich brennend interessieren, wie DU es liest/läsest/sprächest... ? Hm? Eher als Bild? Vielleicht wäre manchmal eine "Bildbar" auch nicht dumm: eine bildliche Assoziation zu einem (eigenen, fremden) Text... :pfeil: (edit: frag mich nicht, was der Pfeil jetzt soll, mir fiel nichts besseres ein ;-))

Grüße
Klara

Louisa

Beitragvon Louisa » 09.03.2008, 14:20

Huhu!

Ich fühle mich geehrt! Ich finde Klara hat eine sehr angenehme Chansonstimme, zu der ein Glas Sherry gut passen würde :smile:

Vielen Dank, Klara!

Du singst den Schelm auch ein klein wenig mit, das mag ich!

Schönen singenden Sonntag!
l

PS: Ja, Smile, nur zu! Wir können es alle einmal durchrocken :smile: !


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