Silvester (gesungen)

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Klara
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Beitragvon Klara » 16.03.2008, 15:53

Silvester

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Hiermit oute ich mich mutentbrannt als Autorin des wenig gelesenen „Silvesterblues“ im Anonymus ,-) (Danke für deinen Kommentar, Niko .-)!!)
Ich weiß nicht, ob das ein gesungenes Gedicht ist, oder ein geschriebenes Lied, oder ein gehörtes Poem oder ob das überhaupt wichtig ist? Jedenfalls hab ich ziemlich lange rumprobiert, mit Akkorden, Phrasierung, Taktwechsel, Dynamik etc. Dann hab ich’s liegen lassen, wieder versucht, wieder liegen lassen, dann versucht, das alles wieder zu vergessen und auf dem Gerüst entlang zu balancieren, das durch die Beschäftigung vorher entstanden ist, und jetzt stimmt es endlich für mich. Es gibt Lieder, die fließen einfach raus, und andere, die müssen gelockt werden. Ist das langweilig für euch, die ihr es nur einfach so hört? Ist es zu anstrengend? Ich glaub, man muss es mehr als einmal hören, um es zu hören?

Mir ist so nach Heulen zumute, obwohl ich doch glücklich bin
im Lächeln nach draußen, weit fort, eine Träne am Kinn
Lieber noch mal in die Knie gehen, mach los!
Ohne Strandung diesmal, komm, bau mir ein Floß

für ein Abenteuer zum Spiel auf hoher See!
Pfützengeschwind pfeift uns der Wind ins Gesicht
Ich halte das Ruder, und du hältst Ausschau nach Licht
neuen Ufern, Genossen – und zwischendurch machst du mir Tee

Halt du meine Fehler zusammen, ich nähe dir deine
Wunden und streue das Salz mit Bedacht
Dann basteln wir uns einen richtigen Wolf – an der Leine!
und geben, und haben, und nehmen gut Acht

Und all mein Wünschen gefriert an deiner Dezemberstirn
Ich wüsste auch gern, ob du Jungfrau bist oder Stier
und ob ich mal wieder eine kleine Wunschschwester bin
oder diesmal ein ganz anderes neues Tier

Wem wollen wir heut etwas vormachen, sag?
Den Wolken, die immer so tun, als wüssten sie schon?
Oder doch allen Lieben, dem ganzen so seltenen Jahr
mit seinem zu schmalen zu hohen zu scharfen Ton?

Ich lieb dich schon lang, und nie wirst du das hören von mir
Der Boden, auf dem wir stehen, ist schon so tausendalt,
dass es ihn nicht gibt: Ich bin nur ein Teil von dir
wie alles, den Rest haben wir uns zusammen gemalt

Doch mein Wollen erlöst sich in deinem Blick:
Die Welt umarmen oder doch lieber sterben?
Besser: Leg mir die Hand noch mal so ins Genick,
als würde sie direkt um Leben und Tod für dich werben

Mir ist so nach Heulen zumute, obwohl ich doch glücklich bin
Am Mund dieses Ziehen nach draußen: noch mal in die Knie gehn
in den Schotter am Weg zum Jahresbeginn
und im Gegenlicht einem Eismorgen in die Nüstern flehn

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 18.03.2008, 11:28

Hallo Klara,

ich hatte den Silvesterblues gelesen und dachte ich warte mal, bis du es singst. ;-)

Jetzt habe ich ihn mir angehört (mehrmals), aber ich werde nicht warm damit. Was ich an deiner Lesestimme so schätze, ist glaube ich, dass du den Text sein lässt, ihn nicht zusätzlich überfrachtest mit Gefühlen, es hört sich immer sehr nah und unaufgeregt echt an.
Bei deiner Gesangsstimme geht es mir oft anders, das sind aber meist nur einzelne Stellen, die mich kurz irritieren. Hier ist es mir eindeutig zu viel, ich habe das Gefühl der Gesang erstickt den Text in Selbstmitleid. Mir fehlt auch eine Melodie, ein Wiedererkennen, das mich mit hineinnimmt (und gerade Töne ,-)). Am besten gefällt mir
"Halt du meine Fehler zusammen, ich nähe dir deine
Wunden und streue das Salz mit Bedacht"

Könntest du dir vorstellen den Text zu lesen, ich würde es gerne hören, wie es dann auf mich wirkt.
Doch mein Wollen erlöst sich in deinem Blick:
Die Welt umarmen oder doch lieber sterben?
Besser: Leg mir die Hand noch mal so ins Genick,
als würde sie direkt um Leben und Tod für dich werben

Diese Strophe hat mir auch textlich zu viel Drama.

liebe Grüße smile
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Klara
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Beitragvon Klara » 18.03.2008, 14:54

Hallo smile,

dank dir fürs gute Zuhören!

Ich glaub, ich weiß genau, was du meinst. Und was dir nicht gefällt - akzeptiert .-)

Vielleicht lese ich es noch mal ohne Gesang, mal schauen. Ich fürchte nur, dann wäre es in all seiner Sachlichkeit viel pathetischer, viel weniger verspielt, als das Gesungene - zumindest ist es so gemeint. Verspielt und ernst. Dass bei dir nur das Pathos oder etwas Überladenes rüberkommt, betrübt mich natürlich.

Danke!

Lieber Gruß
Klara

Trixie

Beitragvon Trixie » 18.03.2008, 17:54

liebste klara,

ich muss leider sagen, dass ich nach deiner erklärung "mehr" erwartet habe und dass smile mir die worte aus dem mund nimmt. ich finde es auch sehr übertrieben und kann gar nicht wirklich dem sinn der sätze folgen und was du eigentlich sagen willst, weiß ich am ende auch nicht und es ist für mich auch schwer zuzuhören, weil es so inkonsequent ist, kein roter faden, finde ich.

liebe grüße
trixe

Klara
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Beitragvon Klara » 18.03.2008, 19:42

Das tut mir Leid, Trixie. Finde ich schade.

Vielleicht geht es mir in zwei Wochen genauso :eek:

Wenn es nicht gefällt, werde ich es bald löschen. :rolleyes:

Lieber Gruß
Klara

Trixie

Beitragvon Trixie » 18.03.2008, 19:55

Das muss dir doch nicht leid tun, Klara! Solange du deine Lieder gut findest und dazu stehst und sie dann auch noch öffentlicher Kritik stellst - es fällt schwer, bei so viel Mut, den ich selbst nie hätte, überhaupt negative Kritik zu üben. Aber ich denke, dass eine ehrliche Zuhörermeinung besser ist, als gar keine. Das heißt nicht, dass der Song schlecht ist. Nur mit ist er zu anstrengend :daumen: !

Du musst es deshalb nicht löschen!

Bis zum nächsten Lied :-)!

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 18.03.2008, 20:41

Liebe Klara,

wenn du jetzt auf meinen Kommentar hin, den Link löscht, bin ich dir bös! Das muss doch nun wirklich ohne sowas gehn. Wie soll man denn da die schöne Gelegenheit haben, zu schreiben, wenn man was schön findet, weil man es schön findet? Sonst schreibt man ja nur noch, wenn man es schön findet

(ich weiß schon, wie mutig das hier ist, trotzdem!)

Ich finde auch, dass deine musikalische Interpretation etwas zäh herüberkommt. Es fällt schwer, bis zum Ende durchzukommen, weil es sehr lange dauert, der Text aber so seeräubertraurigmutig ist - da wird man so ungeduldig und es "dudelt" auch ein wenig dadurch. Manchmal macht mich (guter) Jazz in ähnlichweise akustisch wütend.

Den Text finde ich zwar etwas weniger durchkomponiert als andere von dir (häufiger Wechsel der Motive), aber irgendwie steht er da auch wieder drüber - und die Einzelbilder sind schon oft herzlich und originell (der Wolf ist mein favorit) - ich mag ihn, er hat dieses freie, nicht selbstruntermachende, die schöne Lebenstauglichkeit, das finde ich immer sehr klug und berührend.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.03.2008, 00:49

Hi Klara,

dieses Lied ist mal etwas ganz anderes, als man es von dir kennt. Mir gefällt es dennoch! Ich mag vor allem die Passagen, an denen du tiefer singst, wie hier z.B.:

Lieber noch mal in die Knie gehen, mach los!
Ohne Strandung diesmal, komm, bau mir ein Floß

Wem wollen wir heut etwas vormachen, sag?


Am liebsten würde ich dieses Lied nur in tiefer Stimme von dir hören,-)
Saludos
Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 19.03.2008, 07:04

Das ist ja lieb, Trixie, Lisa, Mucki.

Ihr braucht gar nicht so arg lieb zu mir zu sein, ich kann das schon verkraften ,-) Bitte nicht zu vorsichtig sein, und nicht zu freundlich, denn auch wenn ich manchmal kindisch bin, bin ich meistens doch ziemlich erwachsen und vor allem belastbar - sonst könnte ich mich selbst ja gar nicht ertragen ,-)

Ich lösche auch nichts, erst später, wenn keiner mehr dran denkt ,-)

Aus euren Kommentaren er-lese ich, dass der Text interessant ist, die Musik/der Gesang aber zäh, anstrengend, langwierig, künstlich. Ich muss mir das mal in ein paar Tagen aus der Distanz anhören, ob ich es dann auf so empfinde (ich hoffe nicht .-)) Ich glaube, ich mag es trotzdem. Oder es ist so ein Durchgang zum nächsten, wo mir dann etwas anderes einfällt, nicht immer dasselbe Gedaddel und Gezappel und eine Melodie, die nicht eingängig ist, muss ja deshalb nicht verloren sein. Vielleicht zeugt sie neue Melodien?

Oder ob mir noch etwas anderes muskalisch dazu einfällt. Vielleicht sollte ich den Text mal nur auf Musikhintergrund sprechen. Mal sehen.

Dank euch!
Lieber Gruß
Klara

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 21.03.2008, 16:52

Liebe Klara,

Nun habe ich endlich die Muße gefunden, mich hier einzuhören.

Weder finde ich den Text zu, noch die Musik zu zäh, anstrengend, langwierig, künstlich, wie du in deiner Sammelantwort auf Komms. schreibst.

Was ich da höre, ist wie ein moderner Brecht/Weill Song, von einer Intensität im Gesang, wie weiland Lotte Lenya sie hatte.

Und, Klara, das ist keine Loberei (wäre ja blöd), sondern meine Überzeugung. Sehr stark finde ich das, ich hab es nun 5 Mal hintereinander gehört und entdecke keinen Makel. Was mich und mein Hörvermögen angeht, ist das eines deiner besten und spannendsten Lieder.

Lieben Gruß
ELsa
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Klara
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Beitragvon Klara » 26.03.2008, 16:07

Oh Elsa, das freut mich sehr!
Dank dir für dein Feedback!
Aber du greifst ein wenig zu hoch in den vergleichenden Assoziationen - Lotte Lenya, Brecht, Weill - mon dieu! Da werd ich ja ganz rot, das sind so große, große Namen, - zu große Namen für eine Freizeitbänkelsängerin wie mich ,-)

Aber das du etwas damit anfangen kannst, erleichtert mich. Man kommt sich sonst so einsam vor :blink2: (Ich finde es ja selbst nicht so schlimm, sonst hätte ich es nicht eingestellt)
;-)

Vielleicht muss man "sowas" einfach nur mögen...?

Lieber Gruß
Klara

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 26.03.2008, 21:01

Klara hat geschrieben:Vielleicht muss man "sowas" einfach nur mögen...?



Liebe Klara,
Ja!

:-)

ELsa
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