Ich habe mich schon immer für Alliterationen interessiert, habe ihre Kombination (Haus und Hof, Geld und Gut, "Winterstürme wichen dem Wonnemond") aber als ebenso zufällig angesehen wie die der Endreime. Jetzt fand ich in einem Interview des englischen Sprach- und Zahlengenies Daniel Hammet (der außerdem Träger des Asperger-Syndroms ist) einen Hinweis, mit dem er erklärt, wie er so verblüffend schnell Fremdsprachen erlernt (das Isländische in einer Woche):
Ich lerne eine fremde Sprache intuitiv, so ähnlich wie es Kinder tun. Ich versuche, ein Gefühl für die jeweilige Sprache zu entwickeln und Muster zu erkennen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Kleine runde Dinge fangen in Deutsch häufig mit "Kn" an, Knoblauch, Knopf, Knospe. "Str" wiederum beschreibt lange, dünne Dinge, Strand, Strumpf, Strahlen. Diese Muster gibt es in allen Sprachen. Wenn man sie erkennt, bekommt man ein Gefühl dafür, wie eine Sprache funktioniert, und kann sie leichter lernen.
Ich habe das Bedeutungsfeld „klein rund, mit kn anlautend“ mal durchstreift und erweitert:
Knoblauch, Knopf, Knospe, Knirps, knüllen, Knödel, Knoten, Knäuel, Knauf, Knebel, Knete, Knallerbse, Knie, Knust, Knolle, Knopper, Knorpel, Knöchel, Knobel.
Dasselbe habe ich für „lang dünn, mit str anlautend“ getan:
Strand, Strumpf, Strahlen, Straße, Strähne, Strang, Strapaze, Straps, Strebe, Strecke, Streifen, Stremel, Strich, Strick, Strieme, Strippe, Stroh, Strom
Als weiteres gleich anlautendes Bedeutungsfeld ist mir aufgefallen „leidend, mit tr anlautend“:
Trauer, Trost, trübe, Tränen, Tragik, Trägheit, tragen, trist, Trug, Trümmer, Trotz, Trunk
Natürlich gibt es zu jedem Bedeutungsfeld nicht hineinpassende Gegenbeispiele!
Ich würde mich freuen, wenn hier weitere alliterierende Bedeutungsfelder hinzugefügt würden. Auch für die poetische Sprache, die bekanntlich sprudeln und sprühen muss, sind sie ja von nicht unerheblicher Bedeutung!