Beitragvon Gerda » 21.10.2010, 19:42
Wenigstens
Die Luft ist eine milchige Brühe. Sie wabert und lässt die Umgebung verschwimmen.
Das Rot der Rücklichter vorbeifahrender Autos verschwindet nach wenigen Metern bereits aus dem Blick. Die Scheinwerfer der entgegenkommenden blenden. Das Licht der Laternen entlang des Gehwegs schimmert matt, erreicht kaum die Erde. Die nasse Stille ist hörbar mit jedem Tropfen der von den braun gewordenen Blättern der alten Kastanien perlt.
Das ist die Zeit die müde macht. Sie nimmt dem Leben das Tempo, stellt Milchglasscheiben auf. Keine gute Zeit für einen Neubeginn. Sie kleidet dich aus mit der Traurigkeit von Jahren. Jedes einzelne hat immer wiederkehrend Frühling, Sommer; Herbst und Winter durchlebt. Pausenlos. Du fühlst dich abgeschlagen, niedergerungen. Die Gedanken kommen zwangsläufig, bizarr und lästig zugleich. Sie machen einsamer als du es ohnehin bist. (Selbst die Bäume stehen paarweise). Du gehst wie durch lockere Watte ohne Eile. Riechst, als du an der leeren Koppel vorbeigehst noch die Tiere. Meinst gar ihren Atem dampfen zu sehen, so sehr sehnst du Wärme herbei.
Wenigstens hat sie dir die Katze gelassen.
©GJ20101012