Zündelphrasen

Hier ist Raum für Fortsetzungsgeschichten, das Wort der Woche, interne Schreibwettbewerbe und alle anderen literarischen Projekte, bei denen mehrere Saloner zusammenarbeiten
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.05.2015, 20:52

Ihr habt Zeilen, Wortspiele, verwaiste Bilder oder Metaphernrudel, die euch eingefallen sind, aber zu denen kein Text entsteht? Dann gebt sie hier als zündelnde Phrasen frei, auf das ein anderer mit ihnen mehr Glück habe als ihr.


Texte, die zu den Zündelphrasen entstehen, können hier kommentarlos eingestellt werden oder auch gern als eigenständiger Faden unter Lyrik und Prosa erstellt werden.

Den Zeitpunkt, wann eine neue Phrase hier im Faden eingestellt werden kann, könnt ihr selbst bestimmen. Schaut einfach, ob die zuletzt eingestellte Phrase gerade heiß umdichtet wird oder schon einige Tage brach liegt und entscheidet nach Gefühl.


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Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.11.2015, 15:30

wildes wasser
bist du kleines, sagst du
kann dich nicht greifen
fliehst mir fort

schau mir in die augen, großer
gehe auf meinen grund
streichle den sanften sand
lass ihn uns wirbeln

und ich sehe dich

Niko

Beitragvon Niko » 06.11.2015, 13:51



Chronik des Schweigens

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.11.2015, 17:38

mit weichem blick
kann ich leicht schweigen
es fühlt sich gut an und zart
alles ebbt ab ins gleiten
wie der puls zur sanftzeit

stell ich auf scharf
werd ich laut und schnell
kann nichts unterdrücken
wellen rasen hoch
wie der puls zur flutzeit

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.11.2015, 13:38

Was in Erinnerung bleibt

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birke
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Beitragvon birke » 12.11.2015, 15:18

was (in erinnerung) bleibt

dieser duft
das gefühl von sand
in der hand
dein grundton
ein gedicht
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.11.2015, 15:08

Der Junge, der sich lebendige Regenwürmer in den Mund steckte, sie zerkaute und runterschluckte. Meinen Ekel konnte ich nicht runterschlucken. Die Rutsche auf dem Spielplatz. Durch das riesige Drachenmaul musste ich durch und hielt immer die Luft an. Der gemalte Monsterhai auf dem Boden des Schwimmbades. Wie er mich verfolgte und immer wieder auffraß. Mutprobe auf dem 10-Meter-Turm. Ich stand oben und traute mich nicht. Ein Junge stupste mich hinunter. Ich klatschte mit dem Bauch auf. Winter in Quickborn. Ich sauste auf zwei Skiern kreuz und quer durch den Wald. Eiskalte Hände hatte ich. Papa zog mir die Handschuhe aus und steckte meine Hände in den Schnee. Sie wurden ganz warm. Die Maikäferplage im Kindergarten. Abertausende, überall. Das Hornissennest in einem Baum in unserem Garten. Papa teerte das Nest. Mein erster Wespenstich. Noch heute spüre ich, wie es brannte. Die roten Lollis für 5 Pfennig am Kiosk. Oft klaute ich dafür 10 Pfennig aus Muttis Portemonnaie. Sie hat es nie gemerkt. Oder Brausepulver, lecker süß-saurig auf der Zunge. Stundenlanges Gummitwist, ich konnte nie genug davon bekommen. Papas und Muttis Parties an den Wochenenden. "Una fiesta sui prati" von Adriano Celentano. Wir Kinder durften dazu im Pyjama mittanzen. Papa mähte stundenlang unseren Rasen, wir Kinder schleppten das Grünzeug weg. Und im Herbst füllten wir etliche Säcke mit den bunten Blättern. Der dünne Birnenbaum, der nie Früchte trug und die Magnolie, auf der ich so klasse klettern konnte. Meine geliebte rote Schaukel, auf der ich ein Mal einen Überschlag schaffte. Ein Winter mit meterhohem Schnee. Einen dicken Schneemann hatte ich gebaut. Er trug eine von Papas Pfeifen. Wie ich im Schnee versank. Schwupps, weg war ich. Ari, unser Hund, kam gelaufen und holte meine Eltern, die mich lachend herauszogen. Meine erste Schachpartie mit Papa. Schach als Stimmungsbarometer zwischen uns. Die vielen blauen Briefe, die ich abfing und Papas Unterschrift fälschte. Papa und Mutti nutzen Spanisch als Geheimsprache, die ich damals noch nicht beherrschte. Oft hörte ich meinen Namen und verkroch mich im Schrank. Muttis elegante Kleider und ihr Mireille Matthieu-Haarschnitt. Heimlich stöckelte ich in ihren Schuhen herum. Meine vielen Besuche bei Oma und Opa in der DDR. Der Grenzbeamte blätterte meine Schulhefte Seite für Seite durch. Ich hatte immer Bananen für Oma und Opa dabei. Omas leckeren, selbstgemachten Erdbeerjoghurt. Die Milch brachte der Milchmann jeden Tag in Aluminiumkannen. Den Geruch nach Kohle dort hab ich sofort in der Nase, wenn ich daran denke.
Und noch so viel mehr bleibt in Erinnerung.

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birke
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Beitragvon birke » 13.11.2015, 16:25

was in erinnerung bleibt

… vieles. berührungen durch menschen, worte, orte, musik. aber was mir in besonderer weise in erinnerung bleibt, sind düfte.
erreicht ein bestimmter geruch meine nase, fühle ich mich sofort in die zeit zurückversetzt, in der er eine rolle spielte, in der ich ihn vielleicht überhaupt zum ersten mal wahrgenommen habe. ich fühle dann genau, was er damals auslöste.
zum beispiel ruft der geruch von einem etwas älteren hasenbütterchen ein ziehen im bauch hervor, ein unbestimmtes gefühl von heimweh.
oder kindergärten und grundschulen haben einen ganz eigenen (und immer gleichen!) geruch. (warum nur riechen sie so?)
und dann dieses parfum-gemisch im theater. betörend. immer du an meiner seite. nur einmal noch ist mir dieser duft später begegnet, nicht etwa im theater, sondern in verbindung mit einem ganz besonderen menschen.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.11.2015, 17:14

Düfte und Musik, die in Erinnerung bleiben aus der Teeniezeit. Und sofort enorme Assoziationsketten auslösen. Duft? Patschuli. Dieser extrem penetrante Duft war mein Teenagerduft. Einen Tropfen hinter jedes Ohr. Und dazu Kajalstift. Das war mein Make up und mein Markenzeichen. Heute bekomme ich von Patschuli Spontankopfschmerzen.

Musik aus der damaligen Zeit? Ganz klar: Sailing von Rod Stewart. Der Schmusesong schlechthin und mein persönlicher Liebeskummersong. Himmel, war ich ich damals verliebt. Leider wurde meine Leidenschaft nicht erwidert. Auch wenn ich damals vor Kummer tausend Tode starb, höre ich den song heute noch sehr gern. Vielleicht, weil in diesem Liebeskummer eben auch der Zauber der Liebe lag.

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birke
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Beitragvon birke » 13.11.2015, 17:31

düfte und musik/ mein teenieliebeskummerschmusesong: hello von lionel richie.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.11.2015, 17:45

Erinnerungen erzählen und prägen unser Leben.

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birke
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Beitragvon birke » 13.11.2015, 17:51

was in erinnerung bleibt, ist die essenz des lebens.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Niko

Beitragvon Niko » 13.11.2015, 18:01

was in erinnerung bleibt
in den winkeln jeder seele
erinnerung an das verloren gedachte
bleibt kurz und begründet neue ziele

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.11.2015, 19:44

Manche Erinnerungen sind weiße Windräder und treiben uns mutig voran.
Andere sind schwarze Anker und lassen uns fliehend leben.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.11.2015, 20:05

Und dann gibt es Erinnerungen, die hartnäckig bleiben. Es sind die Mahnwächter, in schwarzer Kutte, die einfach nicht verschwinden wollen. Und ich sage ihnen: verpisst euch, lasst mich in Ruhe, ihr habt keine Bedeutung. Diese Erinnerungen sind unwichtig, wertlos.
Um Jahre später schmerzvoll zu begreifen, dass gerade diese Grund zu ihrem Starrsinn hatten. Es sind die Hüter der dunklen Fehler und falschen Entscheidungen, die Gewissensbeißer. Wenn ich Glück habe, treten sie auf den Plan, wenn ich gerade kurz davor stehe, denselben Fehler zu machen.


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