herzlich eingeladen ist jeder, der etwas mitteilen möchte, weniger oder mehr literarisch, kryptisch oder offen, essayistisch oder sozialkritisch, bitter oder süß, gar süßbitter....ohne den anderen zu kommentieren!
....die frau ist klein und irgendwie rosa. und voll weißer punkte. und sie ist geschwätzig und rund. und sie springt auf der bühne wie ein flummi. und, als ich frisch verliebt in ihr geist die vorlesung zu ende sah, entdeckte ich: die frau ist schon über drei jahre eben das. ein geist. sie lebt nicht mehr. aber, ihre worte haben mich fasziniert und ich bin voller bedauern dass sie einebbten. meinungen bezweifelt sie und hinterfragt sie, in dem sie das wort MEIN drin findet, das aber eigentlich gar nicht einem gehört, sondern gepuzzelt wurde von vielen mein-ungen der anderen. anderer-ungen, also. anderer-ungen zulassen. erkennen. lieben?
ja, die frau war rosa...ob sie als schutzpatronin eines sammeltagebuches taugt, weiß ich nicht. ich würde es ihr zutrauen, so flummig
tagebuch/ änderungen
Sie haben sich in der Wolle gehabt. Ich bekam mit, dass er wortlos wegging; er zog eine einsame Fußspur über die Düne, weg von uns. Ich fragte sie: Ist was passiert? Sie antwortet: Er will immerfort, dass ich ihn fotografiere mit der Landschaft im Hintergrund. Überall, wo wir hinkommen, will er mindestens drei Fotos von der Landschaft mit ihm davor, mit dieser Sonnenbrille, stupid poses. Ich hab keinen Bock mehr. No. Kurz darauf hat mich eine Frau gefragt, ob ich schnell ein Foto von ihr mit ihren kleinen Sohn machen könnte, ein Erinnerungsbild. Ich habe ihre Kamera genommen und das Foto gemacht. Daraufhin war er beleidigt und ist weggegangen.
Ich verstehe nicht ganz, frage nochmal nach: Wohin geht er denn?
- Ich habe mich einfach geweigert, sein Smartphone in die Hand zu nehmen, habe zu ihm gesagt, er soll die Landschaft angucken und das Bild auf der Festplatte in seinem Kopf abspeichern, so gehört sich das. Use your brain! Und drei Minuten später hat mich diese Frau angesprochen, und ich habe sie fotografiert. Das hat ihn wohl geärgert. Er ist einfach abgehauen.
Gestern sind die beiden Kanu gefahren und als sie zurückkamen, hat er mir sämtliche Fotos, die sie gemacht haben, auf seinem Tablet gezeigt. Auf neun von zehn Fotos ist er zu sehen, verspiegelte Sonnenbrille auf, im Hintergrund die Landschaft. In der Spiegelung der Sonnenbrille erkenne ich seine Freundin, die das Foto macht. Immer dasselbe. Seit zwei Jahren streiten sie auf jeder Reise um dieses Thema.
Ich: Warum kauft er kein Selfie-Stick? Die kosten nicht viel. Bei uns im Tegut gab es mal welche für neun Euro. Dann kann er seine Bilder selbst machen.
Achselzucken.
Eine Meinungsverschiedenheit, die sich über Jahre hinzieht, ließe sich für neun Euro aus der Welt schaffen. Und keiner macht es. Ich würde die neun Euro selbst hergeben, wenn ich sicher wüsste, dass dann Ruhe einkehrte. Aber ich fürchte, das wäre nicht der Fall. Er würde das Selfiestick verlegen oder vergessen, oder sie würde es irgendwann angenervt wegschmeißen. (Ich sehe mich im Sechswochentakt das Portemonnaie öffnen und jeweils neun Euro herausholen für ein neues Selfiestick.)
Mittlerweile hat er sich so weit entfernt, dass wir ihn nicht mehr auf der Düne ausmachen können. Es laufen einige winzige Männchen dort herum, aber wir können nicht erkennen, welcher davon er ist oder ob er überhaupt dabei ist.
Vielleicht bittet er jetzt jemand anderen, ihn zu fotografieren. Ich sollte nachsichtiger sein. Rembrandt hat sich auch immerfort selbst porträtiert in stupid poses.
Ich verstehe nicht ganz, frage nochmal nach: Wohin geht er denn?
- Ich habe mich einfach geweigert, sein Smartphone in die Hand zu nehmen, habe zu ihm gesagt, er soll die Landschaft angucken und das Bild auf der Festplatte in seinem Kopf abspeichern, so gehört sich das. Use your brain! Und drei Minuten später hat mich diese Frau angesprochen, und ich habe sie fotografiert. Das hat ihn wohl geärgert. Er ist einfach abgehauen.
Gestern sind die beiden Kanu gefahren und als sie zurückkamen, hat er mir sämtliche Fotos, die sie gemacht haben, auf seinem Tablet gezeigt. Auf neun von zehn Fotos ist er zu sehen, verspiegelte Sonnenbrille auf, im Hintergrund die Landschaft. In der Spiegelung der Sonnenbrille erkenne ich seine Freundin, die das Foto macht. Immer dasselbe. Seit zwei Jahren streiten sie auf jeder Reise um dieses Thema.
Ich: Warum kauft er kein Selfie-Stick? Die kosten nicht viel. Bei uns im Tegut gab es mal welche für neun Euro. Dann kann er seine Bilder selbst machen.
Achselzucken.
Eine Meinungsverschiedenheit, die sich über Jahre hinzieht, ließe sich für neun Euro aus der Welt schaffen. Und keiner macht es. Ich würde die neun Euro selbst hergeben, wenn ich sicher wüsste, dass dann Ruhe einkehrte. Aber ich fürchte, das wäre nicht der Fall. Er würde das Selfiestick verlegen oder vergessen, oder sie würde es irgendwann angenervt wegschmeißen. (Ich sehe mich im Sechswochentakt das Portemonnaie öffnen und jeweils neun Euro herausholen für ein neues Selfiestick.)
Mittlerweile hat er sich so weit entfernt, dass wir ihn nicht mehr auf der Düne ausmachen können. Es laufen einige winzige Männchen dort herum, aber wir können nicht erkennen, welcher davon er ist oder ob er überhaupt dabei ist.
Vielleicht bittet er jetzt jemand anderen, ihn zu fotografieren. Ich sollte nachsichtiger sein. Rembrandt hat sich auch immerfort selbst porträtiert in stupid poses.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Die Diskussion zu Lasts "Allein Deine Augen" erinnert mich gerade an eine Inszenierung der "Zauberflöte", die ich gestern sah, aus der Mailänder Scala. Die Inszenierung war bemerkenswert werktreu und sehr schön. Man hat sich an alles gehalten, was im Libretto stand, einschließlich der Szenen mit Monostatos. Monostatos (ein "Mohr") ist in eine weiße Prinzessin verliebt und wird ob dieser Unverschämtheit übelst verhauen. Er beklagt in einer kleinen Arie mit witziger Musik, dass man vom Mohr sage, er sei hässlich, bloß weil er schwarz ist; deshalb habe er keinen Schlag bei Frauen.
Am Text kann man ja nichts ändern, aber die Szenenregie macht man recht unterschiedlich. In vielen Inszenierungen wird die Partie von einem Weißen gesungen, und man versucht ihn nicht mal schwarz zu machen. In dieser Inszenierung erschien Monostatos, deutlich sichtbar ein Weißer, über und über schwarz geschminkt, barfuß, mit Baströckchen und bewegte sich meistens auf allen vieren fort. Man hat es vermutlich so machen wollen, wie es zu Mozarts Zeiten gemacht wurde, und es war wie gesagt alles sehr nett. Die Kritiken waren auch mehr oder weniger alle lobend (endlich mal eine Zauberflöte ohne modernistischen Firlefanz). Trotzdem hat mich das Unbehangen keine Minute losgelassen. Ich fürchtete mich richtiggehend vor jeder Szene, in der dieser Monostatos erscheint.
Warum? Weil ich anscheinend doch in irgendeiner Form irgendeine Stellungnahme erwartet hätte zu dem, was bei dem Thema "hässlicher Mohr" alles so mitläuft, und wenn es nur eine klitzekleine ironische Brechung gewesen wäre. Irgendetwas, was zeigt, dass den Leuten, die diese Szenen kreativ gestaltet haben, der Masse an politischem Gewicht, die diesem Monostatos mittlerweile an den Fersen hängt, irgendeine Form von Wahrnehmung zukommen lassen. (Kann man sich noch gewundener ausdrücken?) Ein paarmal habe ich mir auch gedacht, sei doch einfach mal erleichtert, dass man das alles so locker und unbefangen macht (es waren schließlich mehrere dunkelhäutige Leute im Team, die sichtlich ihren Spaß hatten - wie kann ich mich hinstellen und meckern, wenn die es nicht tun??). Vielleicht hat sich das Team auch gedacht, wenn dem Zuschauer, also mir, irgendwie unbehaglich wird, dann ist es ja gut.
*zählt, wie oft das Wort irgendwie in diesem Post vorkommt*
ps. Interessant übrigens die Kritiken zu diesem Event.
Ich habe gestern eine gelesen, in der ausgerechnet die "politische Inkorrektheit" der Inszenierung lobend vermerkt wurde. Zu Mozarts Zeiten, davon kann man vermutlich ausgehen, war der Darsteller des Monostatos ein Weißer, den man schwarz schminkte. Mittlerweile gibt es genug dunkelhäutige Opernsänger, aber natürlich besetzt man eine Opernpartie nicht nach der Hautfarbe (jedenfalls nicht in diesem Sinne). Noch 2013 schrieb ein Kritiker über eine Inszenierung aus Wien: "Wer im Jahr 2013 einen Monostatos noch schwarz geschminkt mit Kraushaarperücke auftreten lässt, der hat als Opernregisseur ohnehin den Beruf verfehlt." Im Sinn politischer Korrektheit lässt man also den weißen Mann, der die Partie singt, als Weißen auftreten, dann wird die Hässlichkeit quasi nach innen verlegt und erspart uns jedes Kopfzerbrechen darüber; der Arme hat eine Psychose.
Am Text kann man ja nichts ändern, aber die Szenenregie macht man recht unterschiedlich. In vielen Inszenierungen wird die Partie von einem Weißen gesungen, und man versucht ihn nicht mal schwarz zu machen. In dieser Inszenierung erschien Monostatos, deutlich sichtbar ein Weißer, über und über schwarz geschminkt, barfuß, mit Baströckchen und bewegte sich meistens auf allen vieren fort. Man hat es vermutlich so machen wollen, wie es zu Mozarts Zeiten gemacht wurde, und es war wie gesagt alles sehr nett. Die Kritiken waren auch mehr oder weniger alle lobend (endlich mal eine Zauberflöte ohne modernistischen Firlefanz). Trotzdem hat mich das Unbehangen keine Minute losgelassen. Ich fürchtete mich richtiggehend vor jeder Szene, in der dieser Monostatos erscheint.
Warum? Weil ich anscheinend doch in irgendeiner Form irgendeine Stellungnahme erwartet hätte zu dem, was bei dem Thema "hässlicher Mohr" alles so mitläuft, und wenn es nur eine klitzekleine ironische Brechung gewesen wäre. Irgendetwas, was zeigt, dass den Leuten, die diese Szenen kreativ gestaltet haben, der Masse an politischem Gewicht, die diesem Monostatos mittlerweile an den Fersen hängt, irgendeine Form von Wahrnehmung zukommen lassen. (Kann man sich noch gewundener ausdrücken?) Ein paarmal habe ich mir auch gedacht, sei doch einfach mal erleichtert, dass man das alles so locker und unbefangen macht (es waren schließlich mehrere dunkelhäutige Leute im Team, die sichtlich ihren Spaß hatten - wie kann ich mich hinstellen und meckern, wenn die es nicht tun??). Vielleicht hat sich das Team auch gedacht, wenn dem Zuschauer, also mir, irgendwie unbehaglich wird, dann ist es ja gut.
*zählt, wie oft das Wort irgendwie in diesem Post vorkommt*
ps. Interessant übrigens die Kritiken zu diesem Event.
Ich habe gestern eine gelesen, in der ausgerechnet die "politische Inkorrektheit" der Inszenierung lobend vermerkt wurde. Zu Mozarts Zeiten, davon kann man vermutlich ausgehen, war der Darsteller des Monostatos ein Weißer, den man schwarz schminkte. Mittlerweile gibt es genug dunkelhäutige Opernsänger, aber natürlich besetzt man eine Opernpartie nicht nach der Hautfarbe (jedenfalls nicht in diesem Sinne). Noch 2013 schrieb ein Kritiker über eine Inszenierung aus Wien: "Wer im Jahr 2013 einen Monostatos noch schwarz geschminkt mit Kraushaarperücke auftreten lässt, der hat als Opernregisseur ohnehin den Beruf verfehlt." Im Sinn politischer Korrektheit lässt man also den weißen Mann, der die Partie singt, als Weißen auftreten, dann wird die Hässlichkeit quasi nach innen verlegt und erspart uns jedes Kopfzerbrechen darüber; der Arme hat eine Psychose.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Ich finde Musik toll, aber es gibt so vieles, was ich absolut nicht hören kann; vor allem diese deutschen Lieder, in denen man mit leichtem Gepäck reisen soll und sich Köln auf Welln reimt. Manchmal höre ich dann eine Zeile wie vorhin "Im Herzen sind wir alle Kinderlein, war immer so, war immer so" und denke bei mir: oh verdammt, das stimmt ja! Wenn ich in so einem armseligen Fetzchen deutschen Schlagerguts plötzlich eine fundamentale Wahrheit zu entdecken meine, wird mir so furchtbar heiß, als hätte mir jemand einen glühenden Ziegelstein ins Kreuz gelegt. Die Hitze steigt von unten auf und breitet sich in mir aus, bis alles Glut ist.
Darauf könnte ich gut verzichten, zumal ich gar nicht so recht weiß, ob wir wirklich im Herzen alle Kinderlein sind. Aber da habe ich es nun wieder, dieses Misstrauen gegenüber mir selbst. Vielleicht stimmt das ja alles. Vielleicht ist es eine fundamentale Wahrheit, dass ich keine Maschine bin, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, dass da Millionen Lichter sind, dass ich 99 Prozent nicht brauch, dass genau das mein Leeben ist, wie du leebst, dass jemand für mich das Licht anlässt, wie auch immer. Alle Menschen wissen das, und nur ich nicht. Wenn ich es merke, wird mir furchtbar heiß, aber kurz darauf weiß ich nicht mehr warum. Ich muss mich nur dringend abkühlen und gehe im Kühlschrank ein Bier suchen.
Ein Hoch auf uns und dieses Leee-ben.
Darauf könnte ich gut verzichten, zumal ich gar nicht so recht weiß, ob wir wirklich im Herzen alle Kinderlein sind. Aber da habe ich es nun wieder, dieses Misstrauen gegenüber mir selbst. Vielleicht stimmt das ja alles. Vielleicht ist es eine fundamentale Wahrheit, dass ich keine Maschine bin, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, dass da Millionen Lichter sind, dass ich 99 Prozent nicht brauch, dass genau das mein Leeben ist, wie du leebst, dass jemand für mich das Licht anlässt, wie auch immer. Alle Menschen wissen das, und nur ich nicht. Wenn ich es merke, wird mir furchtbar heiß, aber kurz darauf weiß ich nicht mehr warum. Ich muss mich nur dringend abkühlen und gehe im Kühlschrank ein Bier suchen.
Ein Hoch auf uns und dieses Leee-ben.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
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Zwei Männer mit Vollbärten stehen im Pool. Alter schwer zu schätzen, diese Gesichtspullover machen ja älter, ich schätze mal, zweite Hälfte dreißig. Sie haben eine Kamera, so groß wie eine Kinderhand, in Hello-Kitty-Rosa. Oder, wie man auch sagt, in der Farbe von Einhornkotze. Sie zeigen einander die Kamera, freuen sich, tauchen beide gleichzeitig mit der Kamera in den Pool, tauchen gleich darauf wieder auf, Kamera hoch, zeigen einander das Bild, das sie gemacht haben, freuen sich. Das geht minutenlang so, bis ich anfange, mich mitzufreuen.
Später: Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Souvenirständen, aber wenn etwas Gestricktes angeboten wird, kann ich nicht anders als hinzuschleichen und zu gucken. "Nur gucken" klappt aber leider nie. Werde mit Handschlag begrüßt und fange schon in der ersten Minute an, mich weit weg zu wünschen. Die bunte Wolljacke ist mir zu bunt. Orange und gelb. Ich verweise auf mein Alter, mime gebücktes Tattern und hängende Mundwinkel. Werde in den Hintergrund geschleppt, wo für mich Passendes liegt. Zopfpullover in kleidsamem Grau, mit Reißverschluss. Nicht unbedingt hinreißend gestrickt, irgendwie zu locker, ich kann besser stricken, aber es ist Handarbeit, reine Wolle (das kann ich erkennen), der Reißverschluss sauber eingenäht. Original Volkskunstmuster von Insel! Familie hat gestrickt! Vier Euro! Ich gebe spontan einen empörten Aufschrei von mir, was der Mann falsch versteht, er reduziert auf drei Euro. Ich stülpe meine leeren Taschen um und retiriere in Schlangenlinien. Noch nie zuvor habe ich etwas, das mir gefiel, deshalb nicht gekauft, weil es zu wenig kostete. (Später habe ich mich erkundigt. Nicht Familie hat gestrickt, sondern irgendjemand in Marokko, vermutlich.)
Noch später: Habe ein Anhalterin mitgenommen. Sie stammt aus Mecklenburg, ist schon zwei Monate hier, hat aber noch nichts von der Insel gesehen, gar nichts. Ist gelernte Schneiderin, hat Arbeit gefunden bei einem Segelmacher, näht Bootsbekleidung (sie nennt den Fachbegriff, ich habe ihn sofort wieder vergessen. Irgendwas mit Bi-...). Hat die ganze Zeit genäht; jetzt hat sie zum ersten Mal drei freie Tage. Sie kommt ganz aus dem Süden. Ich frage: mit dem Taxi hergekommen? Ja, und die letzte Nacht hat sie in der Düne geschlafen, sie hat einen Schlafsack dabei. Sie fährt mit uns ins Zentrum der Insel, das dauert gut zwei Stunden. Wie wird sie zurückkommen ans Südende? Ach, irgendwie, sie wird erstmal im Wald schlafen, hat ja den Schlafsack dabei. Das geht schon. Sie ist gut einen Kopf größer als ich, lange Beine in engen Hosen, unbekümmertes Lachen, leider sehr schiefe Zähne, aber was solls. Das geht schon.
Später: Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Souvenirständen, aber wenn etwas Gestricktes angeboten wird, kann ich nicht anders als hinzuschleichen und zu gucken. "Nur gucken" klappt aber leider nie. Werde mit Handschlag begrüßt und fange schon in der ersten Minute an, mich weit weg zu wünschen. Die bunte Wolljacke ist mir zu bunt. Orange und gelb. Ich verweise auf mein Alter, mime gebücktes Tattern und hängende Mundwinkel. Werde in den Hintergrund geschleppt, wo für mich Passendes liegt. Zopfpullover in kleidsamem Grau, mit Reißverschluss. Nicht unbedingt hinreißend gestrickt, irgendwie zu locker, ich kann besser stricken, aber es ist Handarbeit, reine Wolle (das kann ich erkennen), der Reißverschluss sauber eingenäht. Original Volkskunstmuster von Insel! Familie hat gestrickt! Vier Euro! Ich gebe spontan einen empörten Aufschrei von mir, was der Mann falsch versteht, er reduziert auf drei Euro. Ich stülpe meine leeren Taschen um und retiriere in Schlangenlinien. Noch nie zuvor habe ich etwas, das mir gefiel, deshalb nicht gekauft, weil es zu wenig kostete. (Später habe ich mich erkundigt. Nicht Familie hat gestrickt, sondern irgendjemand in Marokko, vermutlich.)
Noch später: Habe ein Anhalterin mitgenommen. Sie stammt aus Mecklenburg, ist schon zwei Monate hier, hat aber noch nichts von der Insel gesehen, gar nichts. Ist gelernte Schneiderin, hat Arbeit gefunden bei einem Segelmacher, näht Bootsbekleidung (sie nennt den Fachbegriff, ich habe ihn sofort wieder vergessen. Irgendwas mit Bi-...). Hat die ganze Zeit genäht; jetzt hat sie zum ersten Mal drei freie Tage. Sie kommt ganz aus dem Süden. Ich frage: mit dem Taxi hergekommen? Ja, und die letzte Nacht hat sie in der Düne geschlafen, sie hat einen Schlafsack dabei. Sie fährt mit uns ins Zentrum der Insel, das dauert gut zwei Stunden. Wie wird sie zurückkommen ans Südende? Ach, irgendwie, sie wird erstmal im Wald schlafen, hat ja den Schlafsack dabei. Das geht schon. Sie ist gut einen Kopf größer als ich, lange Beine in engen Hosen, unbekümmertes Lachen, leider sehr schiefe Zähne, aber was solls. Das geht schon.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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