Blauer Salon

hallo allerseits!

jetzt ist sommer und das reisen in alle winkel der welt hat jetzt hochzeit.
irgendwann fand ich es sehr reizvoll, reiseeindrücke, sowohl generell als auch sehr speziell, als lyrische postkarten zu schreiben. die idee ist nicht neu und schon garnicht von mir. aber reizvoll finde ich das ungemein. gerade weil es etwas spezieller ist.

und so habe ich gedacht, dass wir hier eine sammlung an lyrischen postkarten zusammenstellen können. ich freue mich auf hoffentlich viele bunte postkarten!

dann fang ich schomma an...

[align=left]Ziehe aus allen Rosen
unauffällig die Summe
sie überwintern ratlos
im Schatten der alten Gefühle

a hug
S[/align]

.

.

.




.

Ich wollte dir schreiben
wie ich mich langsam verwandle
in einen biegsamen Grashalm
der geduldig auf Wasser wartet
aber während ich hier sitze
fährt mir die Beunruhigung in die Glieder
Was anderes sind Worte?
Die Unterscheidung zwischen Lerche und Nachtigall
Vielleicht hätten wir schweigen sollen
bevor dieses Wort einzog
(und alle anderen Sätze verdarb)
die Raserei unserer Reden
und jede beginnt Vielleicht
Ich wollte dir schreiben
wie ich mich langsam verwandle
aber du hast nie gefragt
nach dieser Zeit.

Deine Adresse fand ich in einem alten Verzeichnis.
(Bevor es Internet und mobile Telefone gab übertrug ich jährlich am Silvestermorgen,
die Adressen in den neuen Kalender, vielleicht hast du das auch getan).
Nun gut, 40 Jahre sind kein Pappenstiel, bestimmt wohnst du noch dort,
in deinem Elternhaus. Leben sie noch?
Wenn du magst schreib zurück. Möchte gern wissen
wie es dir geht und ob dich das Leben besser behandelt hat als mich.

In den Zug steigen
zurück fahren
die ganze Zeit zurück

Zug um Zug
steigen die Erinnerungen auf
Suche verzweifelt nach einem Button
die schlechten ausuzublenden ...
Reset!
Nur zu den guten zurück!

Liebe Tante,

ein Gänseblümchen für dich. Ist dort über dem Fluß jetzt alles so, wie sie es dir versprochen haben? Blüht in diesem Land endlich frei dein warmes Herz? Niemand hat sich so gefreut, mich zu sehen, wie du. Viele Jahre lang hab ich dir versprochen, dich einmal ans Meer zu bringen, damit du es siehst und verstehst, wovon ich dir erzählt hab. Weisst du, es spricht oft mit einem, es flüstert dir etwas ins Ohr, erzählt dir von fernen Ländern und bunten Menschen und tragischen Unglücken, der Wind bläst dort oft heftig, und der Horizont lässt deinen Blick weit werden. Du seist einen ganzen Tag lang mit gepacktem Koffer in deinem Garten unter dem Mirabellenbaum gesessen und hättest geduldig gewartet. Vom Trottoir aus haben sie es beobachtet. Mein Versprechen hab ich nicht erfüllt.

es wäre doch gut
wenn nichts dazwischen
alles anders gekommen
gut wäre es

wäre alles
gut
geworden
wenn
du
geschrieben?

hätte es gut werden
gut werden
können
wenn nichts dazwischen
und
du geschrieben
und
ich dir verziehen?

verzeihen muss
sein
trotz dazwischen
und alles anders

Wir wurden nicht müde
es fortzuschreiben
Den Himmel nannten wir blau
unsere Liebe ewig
damit etwas feststand
die schwindenden Momente
und liebloser werdenden Gesten
verband wie eine Wunde
die anfängt zu bluten
zu pulsieren
sobald man sich abwendet

Deine alten Bilder sind kein Trost
so wenig wie deine neuen Worte
die wiederholen wollen was feststand
was im Verlorenen sich bewegt

und trotzdem - ich kenne das
glitzern deiner begeisterung und
den zorn - da ist etwas zwischen
uns, was die worte nicht zählt

wir müssen uns treffen, bald