Zündelphrasen

Hier ist Raum für Fortsetzungsgeschichten, das Wort der Woche, interne Schreibwettbewerbe und alle anderen literarischen Projekte, bei denen mehrere Saloner zusammenarbeiten
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.05.2015, 20:52

Ihr habt Zeilen, Wortspiele, verwaiste Bilder oder Metaphernrudel, die euch eingefallen sind, aber zu denen kein Text entsteht? Dann gebt sie hier als zündelnde Phrasen frei, auf das ein anderer mit ihnen mehr Glück habe als ihr.


Texte, die zu den Zündelphrasen entstehen, können hier kommentarlos eingestellt werden oder auch gern als eigenständiger Faden unter Lyrik und Prosa erstellt werden.

Den Zeitpunkt, wann eine neue Phrase hier im Faden eingestellt werden kann, könnt ihr selbst bestimmen. Schaut einfach, ob die zuletzt eingestellte Phrase gerade heiß umdichtet wird oder schon einige Tage brach liegt und entscheidet nach Gefühl.


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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 08.08.2015, 13:25


und wer breitet seine schwingen aus


du kannst es nicht mehr hören
dieses immergleiche lied
einer aalt sich und einer vernarbt

der tod und der tango
ein drohen der drohnen
dramatische gesten
der gewalt des süßen säuselns
drache das wort
wir! wird ausgerufen
krallt sich in köpfe
wie ein pamphlet der trauer
bewegt es
fantastisch fanatisch


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 08.08.2015, 18:02

Ich sagte dir:

Wähle!

Tod
auf meiner Brust
oder in meinem Wort

Wähle!

Tango
oder Nicht-Tango

es wäre feige,
nicht zu wählen

zwischen dir
und mir
gibt es keinen Mittelweg

Niko

Beitragvon Niko » 08.08.2015, 19:28

der thor tanzt einen totentango
auf feigen knochen klappert kalt
ein fulminanter flach-fandango

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 09.08.2015, 14:29

Zwei Körper
tanzen einen Tod

der hitzerote Wind
im ersten Dunkel
einer Augustnacht
stimmt einen Tango an

Salz sammelt sich
auf der Haut

es schmeckt
nach unheimlich vertrauter Nähe
zweier Fremder

dann kreist Tiefschwarz
um ein Dasein
verschmolzen aus zwei ...

Niko

Beitragvon Niko » 09.08.2015, 20:55

Tanzendes
Auflösen
Nahtlose
Grundlose
Offenbarung

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 10.08.2015, 10:44

Dieser Tango
offenbart
ein wir,
das unvorstellbar schien

wir zerstieben
zu einem Tod,
der unbekannter
der grundloser
als jeder Augenblick
zuvor

Niko

Beitragvon Niko » 14.08.2015, 18:25



Die Melodie der Stadt


Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.08.2015, 20:05

Zu- und Mit-Städte
Manche Städte sind Monster. Sie verschlingen mich mit Getöse und spucken mich irgendwo wieder aus, wo ich gar nicht hin wollte. Ich habe nicht genug Raum für mich, zu viele Rempler beim Gehen, zu hektisch, zu laut. Die Tasche zu stark festhalten müssen. Riesige Shoppingmalls mit viel zu vielen Läden, zu viel Ramsch und einem penetranten Gemisch aus Essens- und Kosmetikgerüchen. Von allem zu viel. Zu viel "zu". Und ich höre in ihnen keine Melodie. Nur immer einen Satz in mir: hau ab.
Andere Städte laden mich ein, in ihnen Platz zu nehmen. Mit Zeit, mit Raum, mit viel Licht, mit kleinen, putzigen Lädchen. Mit netten Gesprächen mit wildfremden Menschen. Mit Straßen, die gar keine Bürgersteige haben. Mit sehr viel "mit". Hier höre ich eine Melodie, ein Summen, das mir sagt: bleib.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 15.08.2015, 15:16

August
tönt sich in
in diese Stadt
doch Berlin
graut
wie eh und je
und wir,
die immerdunkel sind,
scheinen uns zu lichten
fern
zu einer Göttlichkeit

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.08.2015, 16:26

kehre ein nach lisboa
an der mündung des tejo
laufe die straßen durch die baixa
und nimm die stufen zur alfama
azulejos in allen nur denkbaren
blau- und türkistönen werden deine
blicke an sich ziehen

lasse deine sehnsucht zu hause
hier wird sie für dich gesungen
aus so vielen räumen hallen
die klänge des fado durch die gassen
direkt in deine seele

Niko

Beitragvon Niko » 15.08.2015, 16:53

die melodie dieser stadt
deren echo in der stille
dich in den schlaf wiegt
ist erd - und tonreich
zerbrechlich und schrill
eine fuge in blau
tanzt wie ein kind
zur erdachten musik

kennst du das
wenn sich die töne
umschlingen und lösen
ohne den willen zu klingen
sie tönen und sind immer neu
ein blueswalzerswingtango
mit einem faible für fado

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birke
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Beitragvon birke » 15.08.2015, 18:35

jede stadt hat ihre eigene melodie.
der ruhrpott, unharmonisch, modern (doch vertraut).
berlin zerfällt in tausend töne, laut, (mit sequenzen aus orient und okzident) (und niemand kann sie sich merken).
die städte am rhein, allesamt sanft, münchen erhaben, london klingt mondän.
das lied paris. ach!
täglich wechselt der rhythmus,
aber die melodie
behält immer ihr dur oder moll.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 15.08.2015, 19:50

Berlin tönt mir stets in moll - mal mehr, mal weniger licht; doch immer ist da diese leichte Melancholie, dieses leichte Verwehen meiner Stunden in Einsamsein, in Dunkelsein. Berlin stimmt ein ... in mein Ich-Sein, oder töne ich in Berlins So-Sein ein? Vielleicht tönen wir ineinander, Berlin und ich ... verfließen mal, verflüchtigen uns mal, verdenken den anderen ihr Nicht-so-sein-wie-wir. So, wie wir sind, ist es gut. Dann ist es wahrhaftig. Am greifbarsten finde ich mich in melo tuo.

Niko

Beitragvon Niko » 15.08.2015, 22:14

berlin im kodderschnauzenblues
Säuselt "allet een matsch" und meint es auch so
und aachen ach aachen
am dom ein "et iss wie et iss" und denkt sich nichts dabei
und hamburg's 'ßou geiht dat nich an"scheint den klang zu kennen
den alle singen
und münchen...."jo mei.....so saaans halt, die preißn"
sagt das gleiche wie alle
nur anders
wir singen überall gleich

nur anders


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