Rundbrief Januar 2013
Buchtipp und Besprechung Januar von Elsa // Wenn das Schlachten vorbei ist von T.C. Boyle
Ratten, Schafe, Wildschweine, Schlangen
Eingewanderte oder vom Menschen angesiedelte Populationen bedrohen die ursprünglichen Bewohner der Santa-Barbara-Inseln vor der kalifornischen Küste. Darum geht es in diesem Roman. Zwei kontroverse Vertreter des Tierschutzes prallen aufeinander, Alma, die den alten Zustand wiederherstellen und die zugewanderten Tiere abschlachten lassen will, und Dave, der das mit allen Mitteln verhindern möchte, da jedes Leben schützenswert ist.
Es kommt unweigerlich zu Verlusten auf beiden Seiten. Beziehungen und Menschenleben werden zerstört.
Unter die Haut geht einem, was die Protagonisten Boyles mitmachen, weh tut, wie Lebewesen abgeschlachtet werden. Im Ergebnis lese ich Sinnlosigkeit heraus. Alle bleiben auf der Strecke. Auch Alma, die vermeintlich den Sieg davonträgt. Nur weiß sie das nicht, denn sie kann den letzten Satz dieses Romans nicht lesen ...
Boyles üppiger Schreibstil überzeugt mich auch in diesem Buch. Manchmal, aber das gehört zu diesem Autor dazu, etwas zu ausufernd, detailverliebt, aber ingesamt ein tolles Leseerlebnis, voller Facetten.
Dem Leben seinen Lauf lassen?
Das ist die große Frage, um die der Roman Boyles kreist. Und die er nicht beantwortet. Da muss schon der Leser selbst ran. Und man beginnt wirklich, darüber nachzudenken.
Ob der Mensch eingreifen sollte in die Evolution? Tiere sterben aus. Jeden Tag seit es diesen Planeten gibt. Sind wir Gottwesen, das verhindern zu können? Auch wir werden eines Tages aussterben, sofern wir uns nicht vorher selbst vernichten. Als der Mensch noch nicht eingreifen konnte ins Ökologiesystem, starben Rassen aus, bedingt durch natürliche Veränderungen, neue entstanden, und das seit Jahrmillionen. Hätten wir Einfluss gehabt, würden Dinos noch unsere Wege kreuzen?
Seit wir uns einmischen, wurde es problematisch. Die Elefanten wurden unter Schutz gestellt; nun sind es bereits so viele geworden, dass bald die Bauern Schutz vor ihnen benötigen, denn Felder werden zertrampelt, Ernten vernichtet.
Es gibt weltweit noch geschätzte 3.000 bis 5.000 freilebende Tiger; bald werden wir sie nur noch aus Filmen oder Zoos kennen.
Es gibt keine Antworten. Das Schlachten ist vorbei. Erschütternd.
Buchtipp Rundbrief Januar 2013 von Elsa
Ja, das Buch bezieht keine klare Postion, der vermeintliche Sieg schmeckt schal. Das zeichnet es mE aus.
Ansonsten ein Boyle eben. Natürlich wieder geniale Vergleiche drin, Boyle ist für mich der Meister der Vergleiche:
Aber ja, auch Aktion, und ja, auch Längen, und auch "amerikanische Trivialität", trotz der spürbar intensiven Recherche.
Und ein Beispielbuch für mich zum Thema: Wie kann ein Roman ohne klaren Helden, ohne sicheren Sympathieträger bestehen.
Ansonsten ein Boyle eben. Natürlich wieder geniale Vergleiche drin, Boyle ist für mich der Meister der Vergleiche:
Sie und Tom gehören nicht zu den Pärchen, die sich zur Begrüßung küssen, oder in der Öffentlichkeit aneinanderhängen wie Einkaufstüten. Sie lassen einander Raum, geben einander Zeit anzukommen.
Aber ja, auch Aktion, und ja, auch Längen, und auch "amerikanische Trivialität", trotz der spürbar intensiven Recherche.
Und ein Beispielbuch für mich zum Thema: Wie kann ein Roman ohne klaren Helden, ohne sicheren Sympathieträger bestehen.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
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