Ritter

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 23.05.2006, 22:01

thomas milser
12/VIII/2003


Ritter


Zungen berühren sich
liebevoll erinnernd,

gebettet in weichem,
warmen Speichel.

Stille Wonne katzengleich.

Vertrautes Lächeln
weiß um Kommendes,

und auf eisernen Planken ruhend
behüte ich
den Schlaf der Jungfrau.

Gast

Beitragvon Gast » 21.09.2006, 23:35

Lieber Thomas,

das gefällt mir sehr gut. Einzig die zweite Strophe passt für mich nicht. Die Vorstellung von Speichel bringt mich dazu mich zu schütteln. Ist sicher nur was ganz persönliches und andere sehen das anders. Ich könnte mir aber (wieder nur für mich) vorstellen, einfach zu sagen:

"warm gebettet"

Lieber Gruß

Bea

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 21.09.2006, 23:51

Tach Bea.

Freut mich sehr, wenns halbwegs gefällt. :o)))))

Tja, ähm, wenn dich die Vorstellung von Speichel (des/der Liebsten) ekelt, dann weiß ich auch nicht... Noch näher kann man einem Menschen nicht sein. Keine Ahnung, was Ihr stattdessen macht...

Was mich sehr freut, Bea, dass du das Dng hier gewissermaßen aus dem Sumpf geholt hast. Hats verdient, finde ich. Dankeschön.

Tom.

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Gast

Beitragvon Gast » 22.09.2006, 00:03

Ach weißt du Tom, nicht der Gedanke an den Speichel meines Liebsten bringt mir besagtes Schütteln, sondern das Wort Speichel an und für sich. Ich find's wenig lyrisch, ehrlich gesagt. But that's just me, denke ich mir mal

LG

Bea

Gast

Beitragvon Gast » 22.09.2006, 01:26

Hallo Tom,

...und ich hatte nichts dazu geschrieben... :-(
Ich kann mich erinnern, ja, damals habe ich wohl noch alles lesen können, aber mit dem Kommentieren bin ich auch da schon nicht nachgekommen.
(trotz über 2300 Beiträgen inzwischen)

Danke Bea fürs "Hochholen"

Mich erreicht das Gedicht auf einer sehr gefühlvollen Ebene.
Besonders der letzte Vers, lässt den Blick in das Innen des LyrIch zu.

Den Schlaf der Jungfrau bewachen ist ein wunderbares Bild für "Etwas Kostbares hüten und bewahren)
Mich stört nicht der Speichel an sich, es ist das Wort, ws im Kontext abfällt.

Erfreut mitten in der Nacht über ein Wiedersehen mit diesem Text.

Liebe Grüße
Gerda

Louisa

Beitragvon Louisa » 22.09.2006, 07:30

Hallo Tom!

Das, was schon Gerda erwähnte:

gebettet in weichem,
warmen Speichel.


-stört für mich auch die Atmosphäre. Mir gefällt der Vergleich zu Katzen und der Schluss sehr gut!

Das ist ein schönes Gedicht!

Liebe Grüße, l.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 22.09.2006, 10:53

Hallo Ihr Lieben.

Vielen Dank für das späte Interesse und die netten Worte.

Tja, der Speichel. Wie soll ich sagen? Das Argument, dass der Begriff nicht allzu lyrisch ist, lässt sich kaum entkräften. :o)

Dieses Gedicht ist noch in derselben Nacht der beschriebenen Begebenheit entstanden, nestwarm gewissermaßen, und dieses Gefühl der allerinnigsten Küsse hat sich eben diesen Zeilen bzw. diesem Wort niedergelegt.

Es zeichnet eben nicht nur diese perfekte Harmonie, sondern auch eine sich anbahnende körperliche Leidenschaft, wild und ekstatisch, ganz und gar nicht jungfräulich und lieblich.
Eine gewisse Kante, eine Schroffheit.

Das Problem - was glaube ich Gerda schon mal irgendwo zu einem ihrer Gedichte schrieb - ist, dass das Gedicht schon so alt ist und ich schon so lange damit lebe, dass es schwerlich vorstellbar ist, das nochmal zu ändern. Es ist eben eine Momentaufnahme, die man in Frieden lassen sollte.
Es kann jedoch sein, dass mich irgendwann zufällig eine Formulierung anspringt, die das Geschriebene noch besser darstellt oder transportiert. Bis dahin möchte ich es aber gerne so lassen, wenn ihr gestattet. ::o) Oder habt ihr konkrete Vorschläge,die das eben Gesagte berücksichtigen?

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Gast

Beitragvon Gast » 22.09.2006, 13:23

..nur mal so "laut" gedacht...
gebettet in feucht warmer höhle
ist aber noch nicht gut... vielleicht ein Weg, Höhle ist mir zu vieldeutig an dieser Stelle,,
Mir fällt mir aufgrund deiner Ausführungen, lieber Tom, noch eine Kleinigkeit, und für mich noch etwas Wichtiges auf:

Hast du diese Gedicht, irgendwann einmal überarbeitet?
mit Abstand betrachtet?
Wieso liebevoll erinnernd?, das impliziert zusätzlich den Gedanken, an ein Wiedersehen nach langer Zeit, hältst du das für bedeutend in deinem Text?
Ich lese die "Leidenschaft sich anbahnend" nicht zwangsläufig heraus - was für mich kein Mangel ist.
Ich stelle nur verwundert fest, dass ich eigentlich eine vom Text ausgehende Ruhe und Beruhigung verpüre... stille Wonne, vertrautes Lächeln... auf kommendes Zuversicht und Sicherheit...
Zwei Liebende die viel voneinander kennen und wissen...
Was aber unter "Verschluss" bleibt und das ist das Feine... ein Schatz im Verborgenen.

Liebe Grüße
Gerda

Achso, ja Tom du hast Recht, ich habe irgenwann mal einen meiner Fäden mit der Begründung s. o. dicht gemacht. Allerdings war das kein Gedicht, aus der Situation heraus geschrieben und nicht überarbeitet...
Ich überarbeite grundsätzlich und wenn es nur ein oder zwei Tage später ist. Aber oft liegen auch Wochen, Monate und manchmal Jahre zwischen Entwurf und dem Text, den ich dann erst anderen zeige.
Aber wenn diese Gedicht diesen pesönliche Stellenwert hat, dann kann ich verstehen was du meinst, mit nicht ändern können.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 22.09.2006, 13:33

..nur mal so "laut" gedacht...
gebettet in feucht warmer höhle
ist aber noch nicht gut... vielleicht ein Weg, Höhle ist mir zu vieldeutig an dieser Stelle,,


Ne Gerda, es geht namentlich um den hemmungslosen, intimen Austausch von Körperflüssigkeiten in totaler Schwerelosigkeit, mal ganz brachial gesagt.

Hast du diese Gedicht, irgendwann einmal überarbeitet?
mit Abstand betrachtet?


Nein. Nur bei der Reinschrift etwas verdichtet und in Form gebracht.

Wieso liebevoll erinnernd?, das impliziert zusätzlich den Gedanken, an ein Wiedersehen nach langer Zeit, hältst du das für bedeutend in deinem Text?

Ja. Es war ein Wiedersehen nach langer Zeit.


Was aber unter "Verschluss" bleibt und das ist das Feine... ein Schatz im Verborgenen.

das verstehe ich nicht so ganz. Was meinst du?

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)


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