Angst zu vergessen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 06.07.2008, 11:40

Angst zu vergessen


Den Tag ins Bett gebracht
blicken wir in den Spiegel
Das Weiß in unseren Augen
ist wieder einen Ton blasser

Wie verrückt küssen wir
die Erinnerungen wach
Es ist fast Morgen
als wir endlich einschlafen

Macht nichts
die Schuhe sind geputzt
und leise verklingt
A Whiter Shade of Pale

DonKju

Beitragvon DonKju » 06.07.2008, 16:42

Hallo Manfred,

das Leben, es besteht zuweilen aus diesen 'Weißt Du noch ?" - Zum Text selber ein paar kleine Vorschläge :

Titel: 'Aus' Angst zu vergessen

'Wieder einen' Tag ins Bett gebracht
blicken wir in den Spiegel

Die folgende Passage kann ich irgendwie nicht einordnen, ich komm' nicht dahinter, warum "Das Weiß unserer Augen" hier wichtig sein soll, oder bezieht es sich auf das 'Weiß' eines Hochzeitskleides, oder was ?

"Das Weiß in unseren Augen
ist wieder einen Ton blasser"

alternativ
'Das Müde in unseren Augen
wieder etwas deutlicher'

und der Rest gefällt mir so, wie er ist.

Lieben Sonntagsgruß von Bilbo

Perry

Beitragvon Perry » 06.07.2008, 17:13

Hallo Bilbo,
danke für dein Interesse.
"Das Weiß einen Ton blasser" ist eine sehr freie Interpretation des Titels "A Whiter Shade of Pale" und soll sagen, dass die Erinnerung immer mehr verblasst.
Deine Vorschläge wären möglich, würden den Text aber nur prosaisch ausweiten.
LG
Manfred

DonKju

Beitragvon DonKju » 08.07.2008, 20:51

Hallo Manfred,

ich hab's ja geahnt, da hatte ich einfach was nicht richtig mitbekommen, aber jetzt geht die Passage in Ordnung.

Was die Erweiterung um 'Wieder einen' angeht, hatte ich da an eine Verdeutlichung der vergangenen Zeit, welche ja die Erinnerung immer blasser werden läßt, gedacht. Deine Formulierung = "Den Tag ins Bett gebracht" scheint mir mehr auf das 'Gerade jetzt in diesem Moment' abzuzielen, aber wenn Du es so gewollt hast, solltest Du es so stehen lassen.

Lieben Abendgruß von Bilbo

Trixie

Beitragvon Trixie » 08.07.2008, 21:04

Hallo Manfred!

Die angesprochenen weiß-blasser Zeilen fand ich am besten! Es erinnerte mich an den Ausdruck: Augen sind der Spiegel der Seele. Heißt für mich: Man lebt sich auseinander, kann den anderen nicht mehr so gut nachvollziehen wie früher, entwickelt ein eigenes Leben, von dem der andere nicht mehr so viel mitbekommt, etc. Das fand ich stark! Aber die zweite Strophe finde ich ziemlich .. naja, wie soll ich sagen? Hat man alles schonmal gehört. Bleibt überhaupt nicht hängen, weil ausgelutschte Phrasen. Überhaupt - du sagst ja in der nächsten Strophe, dass es nichts macht, dass man sich nicht mehr näher kommen kann, egal wie sehr man es versucht. Also kannst du sie doch auch gleich weglassen, oder?

Lieben Gruß
Trixie

Perry

Beitragvon Perry » 09.07.2008, 11:13

Hallo Trixie,
deine Deutung des "Augen-Weiß-Bildes" ist sicher auch möglich, wobei ich ja das Vergessen der gemeinsamen Erinnerungen im Visier hatte.
Deine weiteren Aussagen nehme ich mal als deine subjektive Meinung, denn wer hat was wo noch nicht gelesen und die Schlussdeuutung ist deine Sicht, nicht meine. :smile:
Danke für dein Interesse und LG
Manfred

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 09.07.2008, 12:43

Hallo Perry,

ich finde den Text sehr gelungen, einzig das "macht nichts" könnte für mich weniger nüchternd feststellend formuliert sind.

Gruß

Sneaky

Perry

Beitragvon Perry » 09.07.2008, 19:25

Hallo Sneaky,
danke für deine Einschätzung.
Ja das "Macht nichts" fällt etwas aus dem Rahmen. Ursprünglich war es einfach als Blickwechsel/Break gedacht, mittlerweile bin ich auch am Überlegen, es noch etwas anzupassen.
LG
Manfred

Xanthippe
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Registriert: 27.06.2008
Geschlecht:

Beitragvon Xanthippe » 10.07.2008, 10:13

Hallo Perry,

mir gefällt dieses Gedicht über den Alltag einer Liebe, über das wieder "ins Bett bringen eines Tages" (ganz tolle Formulierung) sehr gut, bis auf zwei kleine Kritikpunkte, ich finde den Titel zu erklärend und auch die letze Strophe einen Tick zu deutlich. Ohne jetzt genau sagen zu können, was im Einzelnen und warum. Das nur so als erste Bauchgefühl Rückmeldung. Aber ich werde weiter darüber nachdenken...

Gruß
xanthippe

Perry

Beitragvon Perry » 10.07.2008, 14:57

Hallo Xanthippe,
danke für dein Empfinden.
Ich habe mal eine alternative Version versucht, wobei mir klar ist, dass diese sicher wieder andere Schwachpunkte heraufbeschwört:

Isle of Weight


Den Tag ins Bett gebracht
blicken wir in den Spiegel
Das Weiß in den Augen
ist wieder einen Ton blasser

Wir klammern uns aneinander
wie Ertrinkende im Meer
Halten die Erinnerung fest
bis der Morgen dämmert

Was soll’s
die Schuhe sind geputzt
für einen neuen Tag
A Whiter Shade of Pale

LG
Manfred
Zuletzt geändert von Perry am 10.07.2008, 17:32, insgesamt 2-mal geändert.

Nicole

Beitragvon Nicole » 10.07.2008, 15:48

Hi Perry,
Wir klammern uns einander

müßte es in der neuen Version nicht "Wir klammern und aneinander" heißen?
Gruß, Nicole

Perry

Beitragvon Perry » 10.07.2008, 17:31

Hallo Nicole,
natürlich, da habe ich mal wieder soviel hin und her gedreht, bis mir das "an" durchgerutscht ist :pfeifen: .
Danke und LG
Manfred

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 10.07.2008, 22:15

Hallo Perry,

an deiner zweiten Version find ich schade, dass Lyrich und LyrDu nicht mehr einschlafen, die Stelle fand ich gut getroffen, die fehlt mir jetzt. Und mit dem Aneinanderklammern ist mehr oder besser gesagt mir zuviel Schwermut hineingekommen.

Gruß

Sneaky

Perry

Beitragvon Perry » 10.07.2008, 23:35

Hallo Sneaky,
ich sagte ja schon im Komm zu Xanthippe, dass die neue Version vermutlich neue/andere Probleme aufwerfen wird. Die Zeit wird die endgültige Fassung bringen.
Danke für dein Votum und LG
Manfred


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