Mutterglück

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 06.08.2008, 17:55

Mutterglück

Manchmal stelle ich mir vor
wie meine Söhne reihenweise Frauenherzen brechen
und ich kein Mitleid empfinde
mit den dummen Gänsen
die einen Hund an der Leine halten
und nicht genügend Geld haben um ihren Kaffee selbst zu bezahlen

Wenn sie Zahnschmerzen bekommen
begleitet sie niemand zum Zahnarzt
nicht einmal ein Gedicht von Anne Sexton
weil sie ganz Körper sind
und viel zu jung
um irgendetwas zu begreifen
das die Nerven beruhigt.

Sie geben mir die Schuld an allem
und ich trage frischgebügelte Blusen
So glücklich war ich schon lange nicht mehr.
Zuletzt geändert von Xanthippe am 08.08.2008, 11:49, insgesamt 3-mal geändert.

Estragon

Beitragvon Estragon » 06.08.2008, 18:50

Anne Sexton

Estragon

Beitragvon Estragon » 06.08.2008, 18:56

Ich kenne schon mindestens vier Menschen die sich durch
sie inspirieren liessen, die gute Anne Sexton..Die Texte werden
nachdem man sie gelesen hat noch dichter, noch näher, so
nah dass man wahrlich nicht beruhigt feststellt, ich
muss aufpassen, ich muss warten, ich muss noch ein Gedicht von Anne Sexton lesen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.08.2008, 20:38

Ist das hier PN?

Moshe

Estragon

Beitragvon Estragon » 06.08.2008, 20:49

Anne Sexton ist eine weltberühmte Dichterin, warum schreiben sie also
solch einen Blödsinn?

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 06.08.2008, 21:20

bitte, meine herren,
hier geht es um mein gedicht!
nicht um persönliche animositäten
und nicht einmal um die wunderbare anne sexton

Estragon

Beitragvon Estragon » 06.08.2008, 21:23

begleitet sie niemand zum Zahnarzt
nicht einmal ein Gedicht von Anne Sexton


aber hier taucht sie doch auf und da darf ich sie
doch mal erwähnen und muss mich doch nicht
gleich stuppsen lassen, als hätte ich einen hund gegessen

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 06.08.2008, 21:27

ja, ja,
aber ihr sollt mich loben und preisen
ich lebe nämlich noch
und ärgere mich über streit
und freue mich über lob
oder so

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 06.08.2008, 22:10

Was anderes, liebe Elke, ;-)

dein Gedicht spricht mich sehr an, sozusagen triffst du mich in meine Sohnesmutterseele damit (so möchte ich nie sein und war es zum Glück auch nicht).

Ich hätte jedoch einige Änderungen vorzuschlagen, ganz unverbindlich, versteht sich. Im Moment liest der Text sich eher wie Prosa, was ja auch nichts macht. Wenn es ein Gedicht ist, würde ich es wahrscheinlich so lesen wollen:

Mutterglück Manchmal stelle ich mir vor <-wäre der Titel meiner Wahl, denn Mutterglück steht ja genaugenommen im Text.

das Brechen von Frauenherzen
durch meine Söhne kein Mitleid
empfinde ich dabei
dumme Gänse nur mit Hund an der Leine
ohne Geld den Kaffee selbst zu bezahlen

Niemand begleitet sie zum Zahnarzt
nicht einmal ein Gedicht von Anne Sexton
wenn sie Schmerzen haben
viel zu jung um etwas zu begreifen
das die Nerven beruhigt: weil sie ganz Körper sind

Sie geben mir die Schuld an allem
und ich trage frischgebügelte Blusen
So glücklich war ich schon lange nicht mehr

Vielleicht kannst du etwas davon brauchen?

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 07.08.2008, 10:25

liebe elsa,

vielen dank für deine mühe und dein nachdenken über mein "gedicht", das vermutlich wirklich keins ist, ich mag es sehr, dass es so erzählend daher kommt, das habe ich noch einmal gemerkt, nachdem ich jetzt deine lyrischere fassung gelesen habe, aber über den titel werde ich nachdenken, ich glaube der ist ziemlich gut

viele grüße
elke

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 07.08.2008, 10:27

Liebe Elke,

gern geschehen. Es kann ja auch erzählend sein :-)
Es waren nur meine Gedanken dazu.

Du könntest natürlich auch erwägen, es in Prosaform zu formatieren.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Trixie

Beitragvon Trixie » 07.08.2008, 11:15

Hi Xanthi!

Na, wirklich mitreden kann ich bei dem Thema nicht, aber der Text (denn das ist es auf jeden Fall :-) ) spricht mich trotzdem an. Ich denke, das ist ein schwieriges Thema, diese Elter-Kind-Beziehungen "richtig" zu beschreiben, mit dem nötigen Feingefühl und möglicher Distanz.

Ich finde, du kannst es dennoch etwas mehr ver-dichten, es ist mir an manchen Stellen zu umständlich beschreiben ausführlich. Hier zum Beispiel wie meine Söhne Frauen die Herzen brechen kannst du einfacher schreiben "wie meine Söhne Frauenherzen brechen" und man muss sich nicht durch diese drei großen Worte wühlen ;-).

mit den dummen Gänsen
die einen Hund an der Leine halten
und nicht genügend Geld haben um ihren Kaffee selbst zu bezahlen


auch hier verliere ich die Aufmerksamkeit und muss nochmal lesen, worauf sich was jetzt bezieht.

"mit den dummen Gänsen
einen Hund an der Leine
und kein Geld für ihren Kaffee"

sagt genau so viel aus und wirkt einfach kompakter. Das ist jetzt natürlich kein Änderungsvorschlag, nur wie ich es im Prinzip mit weniger Worten und Umstand lese :-).

Ich überlege auch gerade, ob es das "weil" nach der Anne braucht. Das ist mir auch zu erklärend und beschreibend, aber es passt zu dieser mütterlichen Stimmung andererseits.

So, jetzt hab ich zwar einiges gemeckert, aber alles in allem gefällt es mir sehr gut, was du da geschrieben hast!

Liebe Grüße
Trixie

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 07.08.2008, 12:53

Hallo Xanthi,

mir gefällt die erzählerische Sprache - der Inhalt sowieso - ausgezeichnet, auch wenn ich z.B. wie Trixie an der Stelle mit den Frauenherzen ins Schleudern gekommen bin. Elsa hat den Text verdichtet, ich geh ihn mal verwässern. Die eingebauten Schlenker sollen keine Veränderungsvorschläge sein, das Original hat genug Mitte.


Mutterfreuden

Manchmal, nur manchmal stelle ich mir vor,
wie meine Söhne Frauenherzen brechen
und ich kein Mitleid mit den Gänsen fühle
die sich vermickerte Chihuahuas halten
und Geld für Lebenshaltungskosten schnorren.

Zum Zahnarzt, denk ich, gehen sie alleine,
kein Wort Anne Sextons in der Guccitasche
weil sie ganz Körper sind und ohne Ahnung
wie man Neuronen langzeitkalibiriert.

Sie schieben mir die Schuld in meine Schuhe.
Ich hole eine frische Bluse aus dem Schrank
vor dem die frischversifften Socken fehlen.
So glücklich war ich doch schon lang nicht mehr.

Hab ich sehr gern gelesen.

Gruß

Sneaky

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 07.08.2008, 13:18

hallo sneaky,

ja deine version habe ich auch sehr gerne gelesen :-)
danke!


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