Ein dreiunddrei(st)zigster Gedanke/

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 25.05.2006, 10:16

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, ihre Texte zu löschen. Dieser Bitte kommt die Administration nach.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 25.05.2006, 18:57

Hallo Gerda,

ich stehe auf der Leitung, ob du mir deine Hand gibst, um mir da runter zu helfen?
Was hat Sadam Hussein, der Irak, mit der Bücherverbrennung zu tun?? :!:

Habe gerade dein Gedicht Suche in der Anthologie entdeckt: Trifft mich am Hauptnerv und ist zu recht dort.
Meinen besten Glückwunsch nachträglich §blumen§ §blumen§

moshe.c

Gast

Beitragvon Gast » 25.05.2006, 23:44

Lieber moshe,

das Gedicht entstand 2003 am 20. März.
Es gibt keine direkte Verbindung zwischen diesem Krieg und der Bücherverbrennung, aber mich haben beide Themen bewegt und dazu gebracht noch intensiver darüber nach zu denken, was die Menschen dazu bewegt, gegen andere Gewalt auszuüben.

(Dieses Gedicht erschien zum 70. Tag der Bücherverbrennung in einer Lit. Zeitschrift. Feuergeheuer, spezial)

Jetzt versuche ich zu erklären, dir die Hand zu reichen:

Ich machte mir am 20.03.2003 intensive Gedanken, ob sich seit dem 10.05.1933, wirklich so viel geändert habe.
Ich setzte geschichtsträchtige Daten willkürlich in Verbindung (10. 05. 1933 und 20.03.2003 + 2 Tage bis zum Fristablauf des Ultimatums an den Irak).
Für mich war der geplante "Befreiungs"krieg der Amerikaner der Beleg dafür, dass sich die Mittel der Kriegführung geändert haben, und dass Kriegsherren austauschbar sind.
In den Köpfen der sog. Volksvertreter, die "für uns" Entscheidungen treffen, hat sich nicht so viel geändert.
Sie streben weiterhin nach Macht und Reichtum. Seitdem Erdöl ein Riesenwirtschaftsfaktor wurde eben auch nach Öl.
Die Freiheit oder Kultur eines anderen Volkes interessiert diese Spezies nicht.
Das Verhalten besonders der Amerikaner 2003 zeugt von Intoleranz.
Wie kann ich denn einem andern Volk meine Ansichten von Demokratie und Freiheit mit einem Krieg aufzwingen.
Eigentlich müsste ich hier noch weiter schreiben, dass eben keine Bedrohung durch Biowaffen festgestellt wurde; etc.
Allerdings steht für mich fest, dass Saddam Hussein ein großer Menschenverächter ist.
Aber deshalb ein Volk in den Krieg stürzen? Da wären andere probate Mittel einzusetzen gewesen, wenn man gewollt hätte.

Ich war damals sehr verzweifelt, weil ich bis zum Schluss immer noch gehofft hatte, dass der Krieg nicht geführt werden würde.
In dieser Zeit sind viele Gedichte entstanden, in denen ich versuche Wut und Ohnmacht gleichermaßen auszudrücken.
Man könnte meine, dass ich politisch engagiert bin, aber das ist eher nicht der Fall.
Es sind eher die Folgen, die durch (Kriegs)politik verursacht werden, und die mich immer wieder bestürzen und auch am Sinn der Evolution, die uns hervorgebracht hat zweifeln lassen.

Schwere Kost für die Nacht, ich weiß

Liebe Grüße
Gerda

Aus Wikipedia, für alle Interessierten

(Das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung ist ein vom israelischen Künstler Micha Ullman geschaffenes Mahnmal auf dem Bebelplatz im Zentrum Berlins. Es wurde am 20. März 1995 eingeweiht. Das Denkmal erinnert an authentischer Stelle an den 10. Mai 1933, als Studentenschaften unter der musikalischen Begleitung von SA- und SS-Kapellen über 20.000 Bücher von jüdischen, kommunistischen, liberalen und sozialkritischen Autoren aus der am Platz liegenden Alten Bibliothek holten und in der Mitte des damaligen Opernplatzes verbrannten.

Das Denkmal ist ein 5x5x5 Meter großer unterirdischer Raum, der in den Bebelplatz eingelassen ist. An den Wänden des vollständig weiß getünchten Raumes befinden sich leere Regale für 20.000 Bände, die an den Zustand in der Alten Bibliothek nach der Plünderung durch die Studentenschaften erinnern sollen.

Der Raum ist nicht zugänglich. Lediglich eine Glasplatte im Pflaster des Platzes ermöglicht Besuchern den Einblick. Neben der Glasplatte informieren zwei Bronzeplatten über das Denkmal. Auf ihnen ist unter anderem das Zitat des deutschen Dichters Heinrich Heine angebracht: Das war ein Vorspiel nur. Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.)


Koordinaten: 52° 30′ 59" n. Br., 13° 23′ 34" ö. L.

Kategorien: Denkmal in Berlin | Mahnmal
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Jürgen

Beitragvon Jürgen » 26.05.2006, 09:43

Hallo Gerda

Danke für den Text, den ich interessiert gelesen habe, und die Infos in Deinem Kommentar.

Auch nach der Erläuterung habe ich Probleme mit diesem Text. Es liegt daran, dass ich zu wenig Gemeinsamkeiten zwischen der Bücherverbrennung und dem Angriff auf den Irak sehe, obwohl ich vielen Deiner Überlegungen zustimme. Der Wunsch nach einer besseren Welt als gemeinsamer Aufhänger ist mir jedoch viel zu allgemein gehalten. Ins Detail betrachtet sind da eindeutig zu viele Unterschiede, um beide Punkte so nebeneinander zu setzen, nicht gleichmachend aber verallgemeinert. Du schreibst selber, dass es keine direkte Verbindung gibt und die Daten willkürlich in Verbindung gestellt werden. Vielleicht hätte es mir geholfen, wenn statt besserer Welt hier Frieden gestanden hätte? Auch nicht wirklich, denn einmal geht es um Zensur, die in aggressivster einschwörender Form zum Ausdruck gebracht worden ist, dann um einen Angriffskrieg.
Eigentlich hätten die zwei wichtigen Themen in zwei Gedichten behandelt werden müssen...

...denn es sind wichtige Gerdanken, die Du Dir in diesem Gedicht machst ;-)

Jürgen

Gast

Beitragvon Gast » 26.05.2006, 16:28

Vielen Dank, lieber Jürgen.

Ich nehme deine Einwände sehr ernst.
und habe mich unterschwellig damit heute den ganzen vormittag auseinander gesetzt.
einerseits kann ich bestätigen was du schreibst, andererseits
denke ich, dass ich hätte noch einmal auf den Titel verweisen müssen und dass der Untertitel vielleicht ungünstig ist.

Die GeRdanken über beide Greueltaten haben mich zur gleichen Zeit in Beschlag genommen und in eine ziemliche Krise gestürzt.
Es ist eine sehr subjektive Sicht.
Das Gedicht entsprang diesem Gerdankenchaos, welches ich so ein wenig ordnen konnte.

Ich kann nicht zwei Gedichte schreiben, das wird mir nicht gelingen, denn dieses Gedicht ist vielleicht eher ein Betroffenheitsgedicht, denn ein politisches.

Zum Irakkrieg habe ich das "Blaue Band" im gleichen Jahr in Gerdanken "zerschnitten" :sad:

Liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 26.05.2006, 16:43, insgesamt 2-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 26.05.2006, 16:30

Hallo Gerda!

Ich möchte mich bei dir für die Hilfe, dich zu verstehen, bedanken.
Was den zweiten Golfkrieg anbelangt, bin ich ganz deiner Meinung. Die USA hat aus dem Vietnam-Krieg nicht genug gelernt.
Mir verhalf es zu einer makabren Erfahrung: Wie jeder Israeli, bekam ich eine Gasmaske nach dem neuesten Stand der Technik und Medikamente zum Selbstspritzen bei chemischem oder biologischem Angriff, samt umfangreichen Anleitungen im Falle eines Falles.
Was ich damals gut fand, war, daß es ein Verfahren gab für Menschen, die sich illegal in Israel aufhalten, auch zu dieser 'Ausstattung' zu kommen, also ein anonymes Verfahren.

Ansonsten finde ich Gurke's Überlegungen nicht schlecht.

So long

moshe.c


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