Sommer um halb elf

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.05.2006, 19:16

Sommer um halb elf

Dich zu
treffen

wenn die
Straßenlaternen
anspringen

mit diesem
Geräusch

als verglühten
Falter.

Deine magentaroten Lippen
lächeln mir wie von
alten Plakaten
entgegen.

Doch deine Augen
verdeckt
ein Hut.

Denn diese
sehe ich erst
viel viel
später

in einem
anderen Leben.

blau geändert nach carl
Zuletzt geändert von Lisa am 10.01.2007, 14:52, insgesamt 10-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 27.05.2006, 08:31

Hallo Lisa,

ich habe dein Gedicht schon sehr oft gelesen - es gefällt mir mit jedem Mal besser und es wirkt nach wie vor geheimnisvoll auf mich.
Die "magentaroten Lippen" finde ich nun besser - und daß der Hut ein Männerhut bleiben soll, das habe ich instinktiv auch ohne deine Erklärung so empfunden. Dieser Hut erinnert mich übrigens an die Verfilmung des Liebhabers von Duras, er verleiht diesem Mädchen eine besondere, etwas provokative Note.

Sehr gern gelesen, Lisa, großes Kompliment!

Gruß,

scarlett

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.05.2006, 09:56

Hallo ihr alle (das klang gerade wie: hallo liebe Liebende in mir nach :grin: :grin: ),

danke für das ganze Lob, aber was ich besonders wundervoll ist, dass ihr den Stil (Hut, Casablanca, Duras), die Bilderwelt aus dem das gedicht besteht herauslesen konntet..das ist so wundervoll zu bemerken! Dann hat man das gefühl, dass etwas aus dem subjektiven Kreis, in dem man immer um sich selbst kreiselt, nach außen dringt...

scarlett: Ja...das stimmt mit Duras. Der Film und das Buch sind wieder so ein Beispiel für etwas wundervoll grausames...sehr bewegend...

Orit

Beitragvon Orit » 27.05.2006, 22:01

Hallo Lisa!

Dein wunderschönes Gedicht kann ich als Foto vor mir sehen, in der
Stimmung einer lauen Sommernacht.
Beim ersten Lesen habe ich einen Mann mit (ungeschminkten) magentaroten Lippen vor mir gesehen.
Auch Männerlippen haben sehr schöne Farben und Formen. Nur verbindet man sie nicht mitPlakaten. Schade eigentlich.

in einem
anderen Leben

gefällt mir auch sehr gut. Einerseits die Traurigkeit, sich nicht wirklich
gut kennenzulernen, sich nicht richtig zu sehen. Aber andererseits die
Weite des Blickes, der nicht nur auf das eine Leben hier und jetzt
beschränkt ist.
§blumen§

Liebe Grüße
Orit


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