Gespräch mit dem Engel

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 28.05.2006, 13:17

Das steht auch in der Hörbar ...


Gespräch mit dem Engel

Mein Freund
es wächst Asche über
das Blau der Murmel

Verzage nicht
gleichwie
ist bei näherem Hinsehen
auch der Mond
nur aus Papier

Und zaudert der Tag
so stirbt auch der Glaube
Zuletzt geändert von Max am 30.05.2006, 21:02, insgesamt 1-mal geändert.

carl
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Beitragvon carl » 29.05.2006, 17:23

Hallo Max,

klar weiß ein Dichter (zuerst) nicht was er schreibt. Sonst könnte er ja auch gleich einen Essay schreiben oder eine philosohische Abhandlung, oder...
Meine Frage wäre, ob es sich tatsächlich bei Version 1 & 3 um zwei Gedichte verschiedenen Charakters und Intention handelt (unabhängig, welche Version man bevorzugt) oder ob der Gedanke nachträglich ist (also herangetragen)??

LG, Carl

momo

Beitragvon momo » 29.05.2006, 23:15

hallo max

beim ersten lesen hat michdas erste gedicht völlig gepackt, lisas vorschlag dann hat mich überzeugt, die dritte version konnte ich erst nur schwer annehmen - nun aber gefällt mir das bild dieses fadens, aus dem ein mantel entstehen kann ungemein. aber die letzten beiden zeilen würde ich auch hier weglassen - das gedicht ist so nicht verknappt, wie es oft velrangt wird, und welchen anspruch die erste version erfüllt. es klingt. die letzten beiden zeilen stehen für mein ohr quer im gedicht. sie scheinen mir zu definitiv. geben allem eine zu einheitliche richtung. wenn du sie weglässt, lässt du beide versionen, beide ideen über das gedicht weiterleben. mir ist es jeweils wichtig, alles was ich an einem gedicht empfinde, aufleben zu lassen.

liebe grüsse
momo

Max

Beitragvon Max » 30.05.2006, 21:07

Lieber carl,

nein, eigentlich handelt es sich ja immer noch um ein gedicht mit (maximal einer Intention). Die ursprüngliche Version war die dritte. Die anderen Versionen sind alle bei dem Versuch entstanden, das Gedicht zu verbessern. Da das Gedicht aber auch schon relativ alt ist (aber auch offentlichtlich noch nicht abgeschlossen), fällt es mir relativ schwer zu sagen, welche Version nun der ursprünglichen Version am nächsten kam.

Liebe momo,

mit der Version könnte ich mich auch anfreunden. Der letzte Satz klingt andererseits zwar in der Tat definitiv. Aber ich mag ihn auch von Bild und Aussage. Je mehr Vorschläge kommen, desto verwirrter werde ich :grin:

Viele Grüße,
Max

carl
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Beitragvon carl » 31.05.2006, 09:14

Lieber Max,

Dank für Deine Rückmeldung! Mir ist die Selbstkontrolle schon wichtig, wo ich etwas hineininterpretiere was nicht da ist...
Allerdings meinet ich mit "Intetion" nicht die subjektive Absicht (wie's allerdings allgemeiner Sprachgebrauch ist).
Ich meine dies Phänomen, dass ein Gedicht mit einer kleinen Veränderung manchmal seinen Charakter ändert und seine Aussage(richtung).
Ein Beispiel ist "phoenix/ voodoo" (Liebeslyrik; Frage: welcher Titel ist stimmiger), wo schon allein die Titeländerung den Assoziationskontext und damit die Aussage verändert.
Vielleicht schaust Du Dir's mal an?

LG, Carl

Gast

Beitragvon Gast » 31.05.2006, 09:48

Hallo Max, um die Verwirrung perfekt zu machen, ich habe deine Gedicht wieder und wieder gelesen, gleichwie bin ich mir nicht sicher ob ich die zweite Version je gesehen habe, bitte gib mir einen Tipp.
Apropos "gleichwie", ich finde, du könntest genauso gut formulieren:

Verzage nicht,
bei näherem Hinsehen
ist auch der Mond
nur aus Papier


Abschließend kann ich auch ohne die Version 2, wahrscheinlich hab ich Toamten auf den Augen, zu kennen, sagen, dass ich das Problem, wenn ein vermeintlich "abgehangenes" Gedicht wieder bearbeitet wird nur zu gut kenne...
Ob das dann immer besser wird ist die Frage...
Da gibt es nur eins, nochmals ruhen lassen ;-) Liebe Grüße
Gerda,

ach so, gern gelesen wollte ich aber auch noch "sagen"

Max

Beitragvon Max » 31.05.2006, 12:05

Liebe Gerda,

danke für Deinen Kommentar! Version 2 ist die von Lisa vorgeschlagene: also wie Version 1 nur ohne die letzten Zeilen.

Zu dem "gleichwie" kann ich nur sagen, dass es mir damals - glaube ich - als eine Art Denkpause vorkam ... aber nun hat das Gedicht doch etliche Jahre gut abgehangen, da kann es auch noch einmal ein paar Tage warten, die ich benötige, um die für mich beste Form zu finden.

Liebe Grüße
max

Birute

Beitragvon Birute » 01.06.2006, 18:53

Huhuuu lieber Max,

ich vote definitiv für die Dritte.
Ich bin schwer begeistert.
Würde etwas umstellen, wegen dem Fluss der Worte. Vielleicht magst du ja meine Anregung. Wenn nicht, trotzdem Glückwunsch zu dem Edelstein. :)

Die letzten zwei Zeilen finde ich superschön.

Lieben Gruß
Birute


Asche wächst über
das Blau der Murmel
hängt
wie unser Wort
mein Freund
am seidenen Faden

Friert dich
so web ich einen Mantel daraus

Verzage nicht
gleichwie
Bei näherem Hinsehen
ist auch der Mond
nur aus Papier

Und zaudert der Tag
so stirbt auch der Glaube

Max

Beitragvon Max » 01.06.2006, 22:16

Liebe Birute

vielen Dank für ein so großes Lob :wub: Es wird wohl dazu führen, dass die beiden leztzten Zeilen überleben, da auch ich daran hänge wie das Wort am seidenen Faden :smile: Villeicht kann tatsächlich die Phrase "mein Freund" umziehen - könnte man nicht den Beginn mit "es wächst Asche" beginnen lassen ?

Liebe Grüße
Max

Birute

Beitragvon Birute » 02.06.2006, 07:37

Huhuuu Max,

an "es wächst Asche" hatte ich auch schon gedacht, aber mir gefällt das "über" in der ersten Zeile so gut, dass ich es nicht missen möchte.
Es macht die Asche "übermächtig", bedrohlich. Die Asche wächst der blauen Murmel (dem blauen Planeten) über, und dem Prot über den Kopf. Kurz - ich würde es lassen, weil es zur Stimmung passt, aber das ist deine Entscheidung. ;)

Lieben Gruß
Birute


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