zwischen ebbe und flut

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bluebird
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Beitragvon bluebird » 28.03.2009, 12:05

zwischen ebbe und flut

ein wenden
in entwellte weiten
es legte sich
in die arme der windstille
und ich lauschte
seinem herzschlag
bis er ging
eine umarmung weit
jedes wort umzäunte
und mich gefangen nahm



ursprüngliche version:


zwischen ebbe und flut


ein wenden
in entwellte weiten
es legte sich
in die arme der windstille
und ich wohnte
in seinem herzschlag
bis er ging
jedes wort umzäunte
und mich gefangen nahm
Zuletzt geändert von bluebird am 05.04.2009, 21:40, insgesamt 1-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.03.2009, 12:17

Liebe Lydie,

mir geht es so, das ich bei diesem Text sehr viel nachdenken muss, was gemeint sein könnte.
Wer ist "Es": Das Wenden? Wieso hat es einen Herzschlag?
Woher kommt plötzlich "er"? Und die "Worte"?

Mir gefällt das Bild "sich in die Arme der Windstille legen", aber es kommt für mich durch die Irritationen im Wechsel der Ebenen und Bildwelten nicht wirklich zum Tragen...

Mir fällt auf, dass Du im Moment sehr viele Texte postest. Dadurch kommt man mit dem Kommentieren schwer hinterher. Sage ich auch mir selbst, ich habe ja auch einiges gepostet im Moment und kenne den Reiz, immer wieder etwas Neues einzustellen, sehr gut. Aber ich glaub, letztlich ist ein etwas langsameres Tempo der Textarbeit zuträglicher.


Liebe Grüße

leonie

Lydie

Beitragvon Lydie » 28.03.2009, 12:23

Coucou Leonie,

Das war ich nicht. Das war Lydia.
Und macht nichts mit dem Kommentieren.
Es sind Texte, die meistens ein Echo sind auf gerade bei anderen Gelesenes. Ich habe einmal solch einen Text dann einfach in den Kommentar mit hineingestellt und hatte den Eindruck, das war nicht so richtig.
Man hatte mir dann jeweils geraten eine eigene Linie aufzumachen. Daher die neu eingestellten Texte. Eigentlich sind sie so etwas wie ein poetisches Gespräch. Aber ich weiss bzw. wusste nicht, wie ich das deutlich machen soll.

LG

Lydie

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.03.2009, 12:40

Oh, sorry, Lydie und Lydia...Tut mir Leid!

bluebird
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Beitragvon bluebird » 28.03.2009, 17:02

liebe leonie

danke für deinen kommentar, bei dieser namensähnlichkeit
kann es natürlich leicht zu verwechslungen kommen.

zum text:
leider verstehe ich deine irritationen nicht ganz, für mich ist der
wechsel der ebenen so nicht ersichtlich, „es“ ist auf das wenden
und „er“ auf den herzschlag bezogen.

liebe grüsse
lydia

Louisa

Beitragvon Louisa » 30.03.2009, 11:10

Lieber bluebird Lydia,

Leonies Irritation auf Grund des Es- und Er-Bezugs kann ich teilweise teilen, denn das Wörtchen "seinem" bei Herzschlag kann sich ja sowohl auf ein Neutrum, als auch auf ein Maskulinum beziehen. Das ist der "Fehler" der deutschen Sprache :smile: ... und das kann sicherlich irritieren.

Wenn ein konkreter "Er" gemeint sein soll, empfinde ich das auch zunehmend als ein Liebesgedicht- Aber diese Kategorisierungen sind ja nicht besonders wichtig.

Mir fallen folgende Dinge auf:

"zwischen ebbe und flut"

Ebbe und Flut sind zwei sehr häufig verwendete Lyrik-Bilder... Ich würde also sehr vorsichtig damit umgehen und schauen, ob man damit überhaupt etwas Neues machen kann.

"ein wenden
in entwellte weiten"

Das Wort "entwellt" gefällt mir sehr, sehr gut! Diese allzu abgegriffenen "Weiten" (Das ist jetzt schon das dritte Mal, das ich das hier in einem Salon-Gedicht lese :smile: !) - machen es allerdings so unscheinbar, dass seine Schönheit kaum zur Geltung kommt. Ich würde es wahrscheinlich deshalb so dichten:

"ein wenden
entwellte sich"

Muss es sich in "Weiten" entwellen? Wieso nicht in Fläche, Strand, Sand, Landschaft, Freie, Tote, Watt, Trockene, usw, usw, ....??? Da wünsche ich mir ein stärkeres oder gar kein Wort.

und dann weiter:

"es legte sich
in die arme der windstille"

Das hat mir wie Leonie auch ganz gut gefallen.

"und ich wohnte
in seinem herzschlag"

Hier denkt man jetzt wirklich, dass du den Herzschlag des Wendens meinst. Und da muss ich genauso wie leonie fragen: Wieso hat das einen Herzschlag? - Das könnte man bildliche erklären oder aber, da du es ja gar nicht so meinst, sagen:

"und ich wohnte
in DEINEM herzschlag"

Auch beim Wort "herzschlag" wäre ich seit 200 Jahren Poesiegschichte vorsichtig. Das kann meiner Ansicht nach nicht so einfach alleine stehen. Selbst wenn man darin "wohnt" - Das ist ja schön. Vielleicht könntest du auch sagen:

"und ich wohnte
in deiner herzhütte"

und danach so etwas wie: "geschützt vor der Flut/dem Sturm/der Nacht/der Kälte/dem Wasser/......"

Damit es nicht ganz aus dem Bilder-Rahmen ;-) fällt.

Dann geht es weiter mit:

"bis er ging
jedes wort umzäunte
und mich gefangen nahm"

Also, wenn es nach meinem Anti-Irritations-Beispiel weiterginge, dann eben:

"bis du gingst
jedes wort umzäuntest
und mich gefangen nahmst"

Die "umzäunten Worte" gefallen mir wieder sehr gut. Das "gefangen sein" danach allerdings nicht. Es ist irgendwo klar, dass man, wenn einem jedes Wort umzäunt ist, auch eingesperrt ist in seinen sprachlichen Erinnerungen.

Deshalb würde ich nach "umzäunte(st)" auch das Gedicht enden lassen. Das macht es weitaus freier, finde ich.

Ich hoffe damit kannst du etwas anfangen.

Schönen Tag!
l

bluebird
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Beitragvon bluebird » 30.03.2009, 21:28

liebe louisa,

erstmals vielen dank für deine ausführliche auseinandersetzung mit
dem text. :-) ich freue mich, dass dir doch einige formulierungen gefallen
obwohl er offenbar insgesamt sehr viele irritationen auszulösen scheint und das tut mir leid.

ich habe es weiter oben schon erwähnt (wohl auch etwas undeutlich ;-))
es bezieht sich alles auf das wenden - sowohl das "ich wohnte in seinem herzschlag" als auch "als er ging" (der herzschlag des wendens). ich hätte auch schreiben können - ich lauschte seinem herzschlag, vielleicht wäre das besser.

und .... wenn die windstille arme hat - warum darf dann das wenden
keinen herzschlag haben?

jedenfalls lieben dank für deine vorschläge, nur meine absicht ist
hier doch eine andere, denn um eine beziehung wie du sie
hier siehst, ging es mir dabei nicht.

viele liebe grüsse und einen schönen abend!
bluebird

Louisa

Beitragvon Louisa » 30.03.2009, 23:07

Huhu!

Mmm....ok, das macht es zwar nach langem grübeln für mich verständlich, aber da denke ich:

Ok, das Wenden kann schon einen Herzschlag haben, aber das ist schon einmal schwere Kost an Interpretationsmühe - und nun soll dieser Herzschlag auch noch "(weg-)gehen" :smile: ?

Dafür ist mir das Wort "Herzschlag" zu abstrakt, nicht zu greifen, als das es unvermittelt so viele Dinge auf einmal tun könnte (dem Wenden angehören, weg gehen, Worte umzäunen, gefangen nehmen) -

Also müsstest du vielleicht den Leser etwas mehr vorbereiten auf das, was noch mit dem "wenden" geschen wird. Ein Adjektiv wäre vielleicht ausnahmsweise an dieser Stelle nicht schlecht. Was verbindest du mit diesem "Wenden" ?

Ja, ein "ich" würde ich auch noch einsetzen... das hilft bestimmt.

Das Internet hat ja den Vorteil dass es diese Editierungs-Tasten gibt und du den Text immer weiter perfektionieren kannst, bis er ein kleines Meisterstück ist ;-) ...

Also bitte keine Entschuldigungen... Es geht ja hier gerade um die Arbeit am Text. Du kannst ja auch mehrere Versionen erstellen und dann selbst beurteilen, was dir besser gefällt.

Viel Spaß.
l


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