Mein Mut

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.01.2006, 11:35

Mein Mut

Die Lungensegel zerrissen
im Herbststurz

keinen Schild
von Hoffnung
in den Händen.

Mein Mut
- ein Blatt auf Stein.
Zuletzt geändert von Lisa am 05.01.2006, 18:28, insgesamt 1-mal geändert.

LudwigP.

Beitragvon LudwigP. » 05.01.2006, 13:40

Hallo Lisa,

Hut ab, es ist immer wieder spannend, Deine Gedichte zu lesen! Was ich fragen wollte - werden Deine Themen von dem Alltag und der Stimmung beeinflusst? Bei mir jedenfalls ist es so, ich schätze, dass bei diesem Gedicht auch bei Dir entweder Stress oder ein wenig Depression hineingekommen ist, oder? Ich fühle mich nachher immer so befreit und ausgeglichen, ich finde, es ist eine der besten Therapien, Gedichte zu schreiben, besonders wenn diese so gelungen sind, wie bei Dir!

Ich würde mir wünschen, Dein Niveau zu erreichen, mach bitte weiter so, Du bist einfach wunderbar!


Ludwig

Hier noch was passendes dazu (ist mir gerade eingefallen):

Seelenschmerzen

Von den Alltagsgeschichten müde
schreibe ich durch meine Seele Gedichte,
schau, die Seelenschmerzen laufen weg,
oh, wie gut es mir jetzt geht!

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.01.2006, 18:28

Lieber Ludwig,

ach danke für dein Lob, das habe ich gar nicht so verdient! :schaem:
meine Gedichte entstehen ganz ähnlich wie du es bei dir beschrieben hast...allerdings muss ich das Gefühl, was ich dann "beschreibe" schon ein paar Mal gespürt haben und irgendwann, z.B. wenn man in den Himmel schaut :grin: kommt dann ein "Bild" bei mir dazu...etwas, dass sich mir nicht logisch erschließt sondern in sich abgeschlossen...synthetisch trifft es auf gewisse Weise. Dazu muss ich dann entweder in einer gänzlich anderen guten timmung sein oder eben in einer schlechten...meist fällt es mir leichter über etwas zu schreiben, das aus bestimmten Gründen in meinem Leben nicht wahr sein kann, nie wahr sein wird...das schreibt sich dann aus mir heraus :mrgreen:


Zu deinen Zeilen: Laufen denn die Seelenschmerzen vom Schreiben dauerhaft weg? Schaffst du das? oder ist es nur eine Momentwirkung?

LudwigP.

Beitragvon LudwigP. » 05.01.2006, 22:36

Lisa hat geschrieben:Zu deinen Zeilen: Laufen denn die Seelenschmerzen vom Schreiben dauerhaft weg? Schaffst du das? oder ist es nur eine Momentwirkung?


Dauerhaft? Nein, leider nicht immer! Ich leide seit Jahren an starken chronischen Depressionen, habe einige Zeit Antidepressiva genommen, die habe ich aber wieder abgesetzt, weil die nicht gewirkt haben, seit dem lebe ich damit. Darum sind meine Gedichte ein wenig "dunkel".


Ludwig

Louisa

Beitragvon Louisa » 18.01.2006, 19:01

Hallo Lisa,
Das ist sehr schön.
Das Hoffnungsschild, das Bild des Blattes auf Stein...wirklich sehr eindrucksvoll.

Ich ziehe den nicht vorhandenen Hut vor diesen Zeilen.

LG, Louisa

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 31.03.2016, 10:28

Wie ein Ikarus fällt sie, anders aber als jener tragische Held, überlebt.
Und erst das Gedicht, das von Anfang an perfekt ist.
Die letzten zwei Verse sind ein Gedicht für sich.
Ich lese hier auch eine sehr kluge Lebenseinstellung.

CPMan

Beitragvon CPMan » 31.03.2016, 11:46

Hallo Lisa,

ich muß gestehen, ich werde nicht so recht schlau aus deinem Text. Beim Lesen stolperte ich sogleich über das Wort
Lungensegel, denn bisher hatte ich nur vom Lungenflügel etwas gehört. Wenn es eine Metapher ist, bedeutete das in etwa, dass du ein Schiff bist, das durch den Herbst segelt, dessen Wind wiederum in deine Lungen weht (aber warum Herbststurz - plötzlicher Jahreszeitenwechsel?). Gleich darauf aber kommt eine weitere Assoziation, diesmal einen Schild, den du nicht besitzt, eine kriegerische Metapher, ich sehe einen wehrlosen Soldaten, der dem Herbst nichts entgegen zu setzen weiß. Zum Schluss dann dein Mut, eine erneute Metapher, ein dünnes Blatt auf einem Stein. Ich finde die Bilder/ Metaphern, die du jedesmal gewählt hast, grundsätzlich ausdrucksstark, aber im Zusammenspiel mögen sie mich nicht überzeugen.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Gedanken zu deinem Gedicht etwas anfangen und mich vll aufklären, was deine Sichtweise des Gedichtes angeht.

Liebe Grüße,

CPMan

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 01.04.2016, 07:54

Tag42: Hüst…
Ich hüstel mir gerade meine beiden Lungensegel aus dem Leib. Schleifstaub ist ein Hund. Ich sags euch. Und auch der Grund warum ich erst jetzt wieder schreibe. Eigentlich sollte meine APE ja heute gefüllert sein. Und soll ich euch was sagen….. genauso ist es.

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Beitragvon Lisa » 01.04.2016, 17:07

Lieber Klimperer,

na, da hast du aber wieder etwas hervorgeholt, ich glaube, ich muss mal etwas Neues einstellen, dann lenkt das vielleicht ab :-)

Lieber CPMan,

in Anbetracht dessen, dass der Text aus dem Jahre 2006 stammt, ist der Text für mich ähnlich neu wie für dich .-) ...aber ich erinnere mich sogar noch.

-- Das Zusammenspiel der Bilder überzeugt mich ebenfalls nicht mehr. --

Ich habe damals einfach eine Beobachtung beschrieben: Ein Blatt (Lunge des Baumes (nun ja ...)) segelt im Herbst zu Boden (deshalb Segel) und landet nicht auf einem Boden, auf dem es wie etwa auf einem Waldboden, mal eben so in den Kreislauf der Natur eintreten kann (letztlich natürlich auch, aber als Bild scheint das schon recht unnatürlich. Die mittlere Stufe ist vermutlich aus dem Versuch entstanden, dieses Blatt (als Teil des Zukündftigen) aufzufangen, es aber nicht zu schaffen, weshalb der Mut dann eben ein Blatt auf Stein ist, was wohl bedeutet, dass der Mut gesunken ist.



Was wiederum zeigt, dass dieses Gedicht vermutlich von niemanden so verstanden wurde, wie es gemeint war :spin2:

Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

pjesma

Beitragvon pjesma » 01.04.2016, 23:16

ich höre irgendwie panik in diesen da zeilen.
sorry.

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Beitragvon Lisa » 02.04.2016, 20:42

Liebe pjesma,

hm, so habe ich es eigentlich nicht erlebt, eher als ruhig. Aber es ist natürlich nicht gerade positiv gemeint.

Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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