köpfe sie vor dem schlüpfen, or you'll get carried away

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 19.03.2010, 07:24


köpfe sie vor dem schlüpfen, or you'll get carried away



schau es nicht an
das nest, als wäre es leer
immer schon gewesen

etwas entschlüpfte mir
aus schalen splittern - das klebrige
zwischen den zweigen - fauliges gelb
hatte ich uns das nicht prophezeit
dieses enden unter den händen

aber dann, aber dann
tirilierte es mir wieder ein, dass man dunkle zeilen
nicht schwindeln darf, denn wäre es nicht soul und sonnig zu nennen
wie deine stimme über meine schulter streicht

sie sind mir aufgeflogen!
das will ich dir sicher sagen
und in die weite weisen
die sich um uns schreibt




[align=right]aus dem lyrischen Dialog[/align]
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.03.2010, 10:14

Hallo Leo,

danke, dass du dran bleibst und nachhakst. Liest du dir denn ein "Ich" dazu? Also als Handlung: "Ich köpfe..."? Für mich ist es kein Geschehen, aber es steht schon im Raum, dieses (etwas in sich) "abtöten". Da spielt ja auch der Gedanke der Kontrolle mit hinein.
(Ich musste auch an dieses Zitat von Gottfried Benn denken: "Der Dichter muss sein Material kalt halten.", das fenestra hier einmal aufgegriffen hatte. Kennst du das nicht, dass Worte, Zeilen, Geschichten, aber auch Gedanken, Gefühle eine Art Eigenleben entwickeln, auch eine Macht, Einen dann eben mitziehen, mitreißen, ganz darin aufgehen lassen, mit allen möglichen Konsequenzen ins Schöne, aber vielleicht auch ins Schmerzhafte? Und wenn man sich dessen bewusst ist, sich auch fragen muss, ob man das (zulassen) will (was das Gedicht ja am Ende aufgreift) oder, was denn die Alternative ist, und ob man diese Vorstellung dann ertragen kann und wohin das führt. Auch auf das Schreiben bezogen. Und auch die Frage, wann man es sozusagen überhaupt noch fertig bringen würde, es zu töten. Und der Titel sagt dann wohl, dass dafür das Lebendige nicht "sichtbar" sein darf, nicht außerhalb existieren, noch nicht ent/geschlüpft sein darf, im Keim erstickt... Also das waren so ein paar der Gedanken, die sich für mich auch aus Herbys "erschlagenener Brut" im lyrischen Dialog entwickelt haben, danke Herby. :) )
Hilft dir das weiter?

Klara hat das auch für mich wunderbar erklärt, danke, auch für den Bachmann Ausschnitt!
Am "naiven" kau ich immer noch, weil das doch auch einen sehr abwertenden Beigeschmack haben kann.

Zefi, ich glaube die Aufforderung ist das, was Max auch als Provokation meinte? Also, dass man dann erschrickt und entschieden "Nein!" sagt, nicht nur der Kopf sondern auch die Emotion angesprochen wird, dass man das ablehnt, von sich weist und darüber dann aber vielleicht auch ins Nachdenken kommt, wie weit man davon wirklich weg ist, was das eigentlich heißt.

Hallo Max,

schön, dass du es Stücklesweise magst, weniger schön, dass es sich für dich nicht zusammenfügt. Mmmh, ich weiß aber nicht so genau, an was es diesmal hängt, weil es mir "sonnenklar" erscheint. :o)) Also hab ich einfach mal die Hoffnung, dass sich davon ein Lichtstrahl durchmogelt und es sich dir auch irgendwann als Ganzes einleuchtet, vielleicht, wenn du es längst wieder vergessen hast.

Liebe Grüße
Flora
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leonie
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Beitragvon leonie » 22.03.2010, 11:58

Liebe Flora,

ich habe nochmal drüber nachgedacht. Ich lese kein "Ich", sondern eher eine Aufforderung. Ich glaube, das ist auch einer der Punkte, warum es für mich nicht funktioniert. Denn dadurch klingt es für mich so, als wäre das Köpfen die bessere Alternative. Zudem wehre ich mich dagegen, etwas Köpfen zu sollen.

Zum zweiten ist es für mich so, dass das evozierte Bild der Küken so positiv besetzt ist, dass ich es als einfach nur brutal empfinde, das zu köpfen.

Wenn es so ist, wie Klara schreibt, dann empfinde ich es so, dass man eher im nachhinein entdeckt, dass man etwas abgetötet hat, was hätte leben wollen. Es ist vermutlich dann nicht mit Absicht geschehen, sondern aus einer inneren Notwendigkeit heraus. Und das Gefühl, wenn man das entdeckt ist nach meiner Erfahrung meist Trauer, zumindest aber Bedauern oder Reue.

Wenn es sich aber um etwas eher Negatives ist, das ein Eigenleben entwickel, obwohl man es nicht will, dann ist das für mich unglaublich schwierig mit dem Bild der Küken zu verbinden. Die sind ja erstmal niedlich, hilfsbedürftig, angewiesen.
Für mich würde da eher zum Beispiel ein Rabe funktionieren. Ich würde dann den auch eher wegschicken als Köpfen. Denn normalerweise ist ja auch das, was ungebeten heranspaziert etwas, was einen Sinn hat. Mir würde es dann eher darum gehen, es leben zu lassen, aber selbst die "Verantwortung" dafür zu übernehmen.

Köpfen ist für mich einfach ein zu krasser Vorgang, der, glaube ich, letztlich nie wirklich angemessen ist. Bei noch nicht einmal geschlüpften Küken schon gar nicht.

Das sind wohl die Hauptgründe dafür, dass das Bild für mich nicht funktioniert.

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 22.03.2010, 14:14

Liebe Leonie,

ja, ich lese es auch als Aufforderung, habe damit aber eigentlich keine Schwierigkeiten - ich köpfe ja auch Eier ;-).

Dass dass Kükenbild so eine positive Konnotation hat, ist für mich allerdings ein echter Stolperstein im Verständnis des Gedichts - vermutlich ist das der Punkt, wo die teile bei mir nicht zusammengehen.
Auf der anderen Seite gebe ich zu, dass so ein Bedeutungswandel einen Text spannend macht.

Liebe Grüße
Max

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leonie
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Beitragvon leonie » 22.03.2010, 14:31

Lieber Max,

Hm, irgendwie ist Eier köpfen für mich etwas anderes als Küken köpfen....

"Bevor sie schlüpfen" legt für mich nahe, dass die Küken darin schon ziemlich ausgereift sind...Man hört sie schon piepsen. Ich jedenfalls.

Ich weigere mich, den Bedeutungswandel mitzumachen, ich glaube, da ist der Knackpunkt für mich. Deshalb funktioniert es für mich als ganzes nicht.

Ich finde es ganz spannend, darüber nachzudenken, was es nun genau ist.

Liebe Grüße

leonie

Klara
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Beitragvon Klara » 22.03.2010, 14:36

ach so, jetzt verstehe ich dich erst, Leonie!
(Mann, stand ich auf dem Schlauch...)
Hast ja recht - das Bild funktioniert nicht: Bevor man Küken köpfen kann (oder meinetwegen auch das, was in Kokons sich befindet, was ja auch schlüpft), muss man ja rankommen - das geht gar nicht, bevor dasjenige geschlüpft ist.

aram
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Beitragvon aram » 22.03.2010, 15:19

Max hat geschrieben:ja, ich lese es auch als Aufforderung, habe damit aber eigentlich keine Schwierigkeiten - ich köpfe ja auch Eier ;-)
lieber max, aber keine befruchteten bzw. angebrüteten - oder .-?

liebe flora, der text erschließt sich mir nicht, er 'lockt' mich aber auch nicht in seine welt, ich bleibe also lieber außen vor. anteil daran hat zuerst der titel, dessen zweiter teil mir eine 'collagenhafte glattheit' suggeriert, hinter der ich spontan weder 'berührendes' noch 'leicht geformtes' vermute.

der ersten teil des titels finde in seiner andeutungshaften paradoxie und brutalität in einem 'leichthin-aufforderungscharakter' sprachlich und formal einnehmend - stünde er allein, würde ich interessierter in den text folgen/ mich 'einlassen'. (dass das umschwenken in der sprache gerade am punkt der zensur, des 'oder' erfolgt, erweckt bei mir diesen eindruck von 'starre' und zugleich 'glattheit')

liebe grüße!

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.03.2010, 16:36

Hallo Leo,

ich finde diese Diskussion wirklich interessant, vor allem, dass das Bild, das in dir evoziert wurde so stark ist, dass der Text, wie auch die übertragene Ebene völlig in den Hintergrund, ins Vergessen rückt. Denn der Titel spricht ja gar nicht vom Küken-köpfen, auch nicht vom Piepsen.
Danke Max, für den Eiereinwurf, auch wenn sich der Rest für dich trotzdem nicht erschließt. .-)
Es reicht schon völlig das Ei zu köpfen, in der Ahnung, dass sich darin etwas befinden könnte, was noch nicht lebensfähig ist, um "es" zu töten. Und wer weiß, vielleicht schlüpft ja auch ein Drache, der dich ausgewachsen mit Haut und Haaren verschlingt. :o)) Und woraus liest du denn, dass der Titel nicht genau deine Reaktion provozieren möchte, was ich ja eigentlich in meiner Antwort schon geschrieben hatte? Nur hängt unter dem Titel eben auch noch ein Text, der auch etwas erzählen möchte und es entschlüpft doch dann etwas, es wird doch lebendig, es tiriliert und fliegt auf... aber eben in einem Bewusstsein und nicht blauäugig.
Wenn es so ist, wie Klara schreibt, dann empfinde ich es so, dass man eher im nachhinein entdeckt, dass man etwas abgetötet hat, was hätte leben wollen. Es ist vermutlich dann nicht mit Absicht geschehen, sondern aus einer inneren Notwendigkeit heraus. Und das Gefühl, wenn man das entdeckt ist nach meiner Erfahrung meist Trauer, zumindest aber Bedauern oder Reue.

Wenn es sich aber um etwas eher Negatives ist, das ein Eigenleben entwickel, obwohl man es nicht will, dann ist das für mich unglaublich schwierig mit dem Bild der Küken zu verbinden. Die sind ja erstmal niedlich, hilfsbedürftig, angewiesen.

Auch das finde ich spannend. Also auf reiner Küken-Bildebene kann ich dir folgen, obwohl ich so nackige Küken erst mal ziemlich unniedlich finde. .-) Aber auf übertragener Ebene glaube ich schon, dass man auch manchmal sehr bewusst handelt und Dinge schon präventiv "abtötet" aus einer Ahnung, Angst, einem "Faulig-sehen"... heraus. Dazu hatte Klara ja schon geschrieben.
Und diese Einteilung in Positiv – Negativ ist mir zu einfach aufs Schreiben, Leben oder gar Lieben bezogen und lässt für mich auch die mögliche Entwicklung außer acht.
*lach* Ich glaube wir stehen gerade gegenseitig auf dem Schlauch.
Vielleicht wirklich dann ein Gedicht oder Titel für seeehr wenige Leser oder meine Schublade. :o)

Hallo aram,

danke für deine Rückmeldung. Interessant, dass dich die Brutalität die Leonie gerade abschreckt, dann einladen würde, dich weiter einzulassen. :blink2:
der text erschließt sich mir nicht, er 'lockt' mich aber auch nicht in seine welt,
Schade. Wenn du mir sagst, was genau du nicht verstehst, was sich nicht erschließt, könnte ich mir dazu Gedanken machen, so bleibe ich einfach etwas frustriert an der collagenhaften Glattheit, die du durch den Titel suggeriert bekommst und der Vermutung, dass es dich nicht berühren würde, wenn du dich denn einlassen würdest, hängen, wie du am Titel.

Liebe Grüße
Flora
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leonie
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Beitragvon leonie » 22.03.2010, 17:00

Liebe Flora,

es ist tatsächlich so: ich lese die Aufforderung: Köpfe sie vor dem Schlüpfen. Und "sie" ist dann das Subjekt zu schlüpfen, also kann ich es nicht auf die Eier beziehen, weil die ja nicht schlüpfen können. Somit müssen es nach meiner Lesart Küken sein.
Ja, und da gerät dann tatsächlich der blutige Film in Bewegung, der mir den Zugang schwer macht. Und dann wundere ich mich, dass Du, aram, Dir den freiwillig ansehen möchtest. Oder was läuft in Deinem Kopfkino da an und ab?

Und diese Einteilung in Positiv – Negativ ist mir zu einfach aufs Schreiben, Leben oder gar Lieben bezogen und lässt für mich auch die mögliche Entwicklung außer acht.

Ja, klar ist das zu einfach. Andererseits, wo geköpft wird, kann sich ja eigentlich nichts mehr entwickeln. Irgendwie ist das für mich durch das Bild angelegt. Und eigentlich meine ich ja gerade, dass alles leben dürfen soll, nur, dass nicht alles in gleichem Maße an Macht gewinnen (dürfen) soll, was dann der Lernprozess und zugleich die Verantwortung des dazugehörigen Ichs ist, die Balance zu halten.

Also die verschiedenen Impulse erstmal nicht bewerten, sondern willkommen heißen als etwas, das in dem Moment eine wichtige Stimme hat. Und dann mit ihnen umgehen lernen.

So ungefähr....

Liebe Grüße

leonie

aram
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Beitragvon aram » 22.03.2010, 17:52

Flora hat geschrieben:Interessant, dass dich die Brutalität die Leonie gerade abschreckt, dann einladen würde, dich weiter einzulassen. :blink2:

liebe flora, interessant, worauf du das von mir geschriebene reduzierst .-)

Flora hat geschrieben: Wenn du mir sagst, was genau du nicht verstehst, was sich nicht erschließt, könnte ich mir dazu Gedanken machen, so bleibe ich einfach etwas frustriert an der collagenhaften Glattheit, die du durch den Titel suggeriert bekommst (...)

einen ganz ähnlichen eindruck erweckt eben diese (von mir so empfundene) 'glattheit' bei mir.

um sagen zu können, was ich nicht 'verstehe', müsste ich 'verstehen' wollen - dazu lädt mich aber nichts ein - außer dem ersten teil des titels springt mich keine 'stimmigkeit' an, nichts, das mich unmittelbar berührt -

es ist sicher eine spannende wechselwirkung, doch ich denke, ein text, der den (=einen bestimmten) leser nicht 'anspricht', löst auch keine öffnung ihm gegenüber aus - natürlich ließe sich dann trotzdem interpretieren, doch das wäre dann losgelöst, würde nahezu beliebig.

und ich habe natürlich zu ende gelesen - es entsteht insgesamt ein indifferentes gefühl ohne sonderliche ausprägung - d.h. ich müsste 'in den kopf gehen', einzelnes betrachten, 'verstehen' wollen - im text finde ich dafür keine motivatoren, aber z.b. die erwähnten sprachwechsel, die auf mich eben so wirken, wie sie wirken, e.g. resulting in a tendency to carry me away from what(ever) has been written.

es liegt also nicht allein am titel, auch wenn der mich in einteiliger form stärker ausrichten/öffnen würde - ich hoffe, das ist nun klarer.

der erste teil des titels prägt sich jedoch ein - ihn finde ich bemerkenswert, weil er eine unmöglichkeit postuliert, die assoziationen weckt, ohne dass sie darin auflösbar wäre - assoziationen wie 'kücken' sind einerseits wohl unvermeidbar, 'passen' aber gar nicht - welche art 'schlüpfen' und welches 'sie' gemeint sein könnte, bleibt offen - in diesem sinne finde ich das als titel sehr gut, allerdings löst es (bei mir) auch die erwartung aus, im text etwas konkreter bedient zu werden als mit 'soul und sonnig' - mir ist klar, dass ich mit diesem feedback nicht sehr differenziert auf den text eingehe, aber ich gehe differenziert auf das ein, was mich nicht dazu einlädt.

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Beitragvon Ylvi » 22.03.2010, 19:29

Hallo Leo,

Andererseits, wo geköpft wird, kann sich ja eigentlich nichts mehr entwickeln.
Ja, genau deshalb wird ja das Köpfen in den Raum gestellt. Aber es wird hier im Gedicht doch nicht vollzogen! Ich glaube, LIch würde dir trotz seiner fauligen Vorstellungskraft sogar "so ungefähr" zustimmen. ;-)

Hallo aram,

danke, dass du nochmal näher darauf eingegangen bist, damit kann ich schon viel mehr anfangen, auch wenn ich es (zumindest im Moment) nicht anders schreiben könnte und auch nicht weiß, ob das, was ich sagen wollte überhaupt im Rahmen deiner Erwartungshaltung liegt, also ob es am Inhalt oder an der Gestalung liegt, oder am Gesamtpaket, dass es dich nicht trifft.

Liebe Grüße
Flora
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Beitragvon leonie » 22.03.2010, 19:34

Aber es wird doch zum Köpfen aufgefordert.
Und da sind so Reste imNest, von denen ich befürchte, dass sie möglicherweise von brutalen Vorgängen zeugen.
Oder verstehe ich das ganz falsch? :sad:

Ich will nicht köpfen!!!!

Renitente Grüße :-)

leonie

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Beitragvon Ylvi » 22.03.2010, 20:21

Ahhhh Leonie, ich glaube wir kommen dem Kern zumindest einer Problematik näher. Würde es denn helfen, wenn ich es so setzen würde:

etwas entschlüpfte mir

aus schalen splittern - das klebrige
zwischen den zweigen - fauliges gelb
hatte ich uns das nicht prophezeit
dieses enden unter den händen
Wäre dann klarer, dass das Klebrige und das Faulige Teil der Prophezeiung/ des Faulig-Sehens des LIch waren, dass es jetzt aber ein "Schwindel" wäre, an dieser Sicht festzuhalten, darauf zu beharren, weil sich eben etwas ganz anderes zeigt?

Der Titel fordert auf, sich damit auseinanderzusetzen.
Du sollst nicht denken, dass du Küken köpfen müsstest. :o))

Liebe Grüße
Flora
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leonie
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Beitragvon leonie » 22.03.2010, 21:29

Liebe Flora,

ich bin mir trotzdem unsicher, ob die Bildebene für mich aufgeht. Eigentlich ist etwas Fauliges ja am Ende eines Prozesses. Eine "faulige" Prophezeiung?

Das hier klingt ja so nach gewesenem, wie ein Rückblick, als sei da tatsächlich etwas verfault. Für mich klingt es so, als sei die Prophezeiung eingetreten.

etwas entschlüpfte mir

aus schalen splittern - das klebrige
zwischen den zweigen - fauliges gelb

Und dieses hier klingt so ein wenig wie: Siehste! Hab ich es Dir nicht gesagt!

hatte ich uns das nicht prophezeit
dieses enden unter den händen

Und irgendwie kann das für mich auch durch den dann anschließenden Einwand nicht mehr "rausgerissen" werden.

Man kann ja etwas Fauliges nicht mehr verändern, vielleicht ist das der Punkt.

Ich komme selbst noch nicht ganz dahinter. Wenn ich mehr herausfinde, was für mich nicht so richtig aufgeht, melde ich mich nochmal....

Liebe Grüße

leonie

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 22.03.2010, 22:13

Hallo Flora,

ich bin kurz davor das Handtuch zu schmeißen, denn ich kapiere den Titel nicht. Ausschließlich den Titel, der für sich genommen für mich soetwas wie eine philosphische Nuß ist, die es zu knacken gilt.

Wie kann ich etwas köpfen, was noch garnicht vorhanden ist, bzw. entschlüpft ist?

Wobei ich den Titel von Anfang an weder auf ein Ei noch auf Küken oder sonst was in der Art bezogen habe.
Ich denke mehr an Gedanken, Gefühle, etwas was ich getan oder gesagt habe.
Es wird ja auch gesagt, mir ist das gerade entschlüpft, ein Ausspruch, ein Gedanke.
Nur, ich weiß doch nicht im Vorauss, daß mir etwas entschlüpft, daß mir dieser oder jener Gedanke kommt, oder so oder so empfinde.
In dem Moment, wo ich einen Gedanken habe, kommt doch schon ein neuer. Und den kann ich doch nicht vor dem entstehen köpfen, bzw. unterbinden.
Das geht doch garnicht. Hat schon mal jemand nicht gedacht, nicht gefühlt in irgendeiner Sekunde seines Lebens? (mal abgesehen vom Schlaf und Bewußtlosigkeit, wobei im Schlaf - Traum- ich da noch unschlüssig bin)
Und das kann man "köpfen" bevor man weiß, es ist da?
Und wieso sollte ich das denn?
Na wenn ich es nicht tue, werde ich weggetragen von meinen Gedanken und Gefühlen. Und das soll man vermeiden, indem etwas, was noch nicht da ist, köpfe, bevor es entschküpft, also es nicht zulasse?
Sowohl negatives wie positives muß man doch zulassen, wenn nicht, wird man wohl kirre. Anders ausgedrückt, beides gehört zum Menschsein. Damit muß man sich auseinandersetzen. Und nicht vorher köpfen. Sonst bleibt es doch beim Stillstand, keine Entwicklung.

Der Titel ist mir ein absolutes Rätsel.

ratloses Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)


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