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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 16.10.2010, 15:07

wegen Veröffentlichung gelöscht...

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 16.10.2010, 15:21

*Lach*, Leonie - ich liebe Straßenmusik, und Dein Gedicht hat sie gekonnt und schön eingefangen. Und dabei besonders die Tatsache, wie Menschen "mitgehen", von der Musik energetisch aufgeladen werden.

Zwei Stellen aber gehen mir etwas quer:
Erstens, dass Du mit Silbertöne beginnst; ich finde, da wird man zu früh auf eine "silbrige" Fährte gelockt. Warum mich das stört, kann ich nicht plausibel begründen, aber ich wünschte mir einen "neutraleren" Einstieg.

Und dann: Ein tiefes F hat sie erreicht. Diesen Satz mag ich zwar, aber nicht im Sinne der Musik. Ich höre entweder ein ewig getrötetes F - was dem zeitlichen Aspekt der Musik zuwiderlaufen würde, oder aber einen einzelnen Ton, der ebenfalls die Musik als Ganzes auseinanderreißt (oder den Straßenmusikern schlechte Qualität unterstellt).

Lieben Gruß, Amanita

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 16.10.2010, 22:19

Silbertöne durchwehen die Fußgängerzone, reißen ab, kehren wieder, treten ein in den Teeladen an der Ecke und verbinden sich mit Vanilleduft. Bei H&M merkt in der Kabine eine Frau auf, ein tiefes F hat sie erreicht, im Spiegel beginnt ihr Gegenüber zu lächeln. Achtel schlüpfen pentatonisch gereiht durch gläserne Flügel, die sich gerade schließen wollen; die Apothekerin reicht eine Schachtel über den Tisch und wünscht einen guten Tag.


Liebe leonie, das ist eine sehr schöne Szene und wunderbar in Sprache gefasst. Die Umbrüche stützen für mich den Text nicht wirklich, ich lese es als Prosa, könnte es mir gut in einer längeren Erzählung vorstellen (Uwe Tellkamp garniert seinen Roman häufig mit solchen, allerdings noch viel opulenteren, atmospärischen Beschreibungen). Mir zuckt es in den Fingern, die Szene zu verdichten, indem ich die Verben streiche, aber dann geht die Fantasie mit mir durch und es ist nicht mehr deins, z.B. so:

Silbertöne
überm Katzkopfpflaster
hinter der Litfaßsäule
oder davor
im Teeladen
als Vanilleduft

...


Liebe Grüße
fenestra (auch Straßenmusikhorcherin)

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 16.10.2010, 22:30

Hallo!

Straßenmusik ist eine Seuche, und es wird mit jedem Jahr schlimmer. Wenn ich was zu sagen hätte... Und ja, dieses Urteil hängt damit zusammen, dass ich immer mal wieder in einer Fußgängerzone zu tun habe und es sehr schwer ist, aufmerksam zu arbeiten, wenn drei Meter weiter unten jemand, der noch nicht einmal weiß, wo bei einem Saxophon vorne und hinten ist, die Welt stundenlang mit seiner "Musik" beglückt ;-)

Leonie, ich schließe mich bezüglich der Gestaltung Fenestra an; auch ich habe hier eher den "Prosa-Ton" im Ohr. Die erste Zeile hat eine gewisse Kitschgefahr :-) Insgesamt gefällt mir das Gedicht aber.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.10.2010, 10:33

Liebe Amanita,

ich habe jetzt in "Flötentöne" geändert, das ist aber ja auch schon recht "bestimmt". Oder besser nur "Töne"?
Aus dem "F" wurden Triolen...
Danke Dir!

Liebe fenestra,

hm, mir geht es so, dass die Umbrüche mir mit dem Tempo des Textes helfen. Aber ich würde mir gerne die Prosaversion abspeichern, um abzuwarten, ob sich das verändert...
Die verbenfreie Version ist auch spannend...
Dankeschön!

Lieber ferdi,

okay, solche "Musik" kenne ich auch. Aber dieser: Das war ein Profi. Ich habe selten so eine Qualität in der Fußgängerzone erlebt. Mir ging es wirklich so, dass ich noch weit entfernt war und schon dachte, geh da mal schauen (und nicht, nix wie weg, wie ich es als Impuls auch kenne).
Querflöte, das wird ja auf eine besondere Weise vom Atem getragen und da in der Tiefe satte Töne zu erzeugen und in der Höhe glitzernde, und dann ein bestimmtes Tempo zu erreichen, also ich war schwer beeindruckt...
Ich glaube, da hätte ich stundenlang zuhören können.

Prosa, ich weiß nciht so recht, die Kitschgefahr habe ich versucht, ein wenig einzudämmen...

Danke auch Dir, liebe Grüße an Euch drei!

leonie

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 17.10.2010, 11:38

Dann aber lieber Flötenklänge! Flötentöne bekommt man beigebracht ... ;)

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.10.2010, 12:07

Hm, ich nahm die Töne wegen des Klangs (Doppel-Ö), ich überlege noch. Für mich weist der Text insofern über sich hinaus, als die Klänge etwas verändern, das vielleicht mit bloßem Augen nicht zu erkennen, aber doch wahrnehmbar ist.
Ich überlege aber noch wegen der Zeilenumbrüche, mal schauen...Danke Dir!

leonie

Trixie

Beitragvon Trixie » 17.10.2010, 14:50

hi leo,
ist das etwa ein heidelberger-hauptstaßen-gedicht??
das kommt mir sooo bekannt vor. ich habe schon so oft versucht, diese stimmung in nachvollziehbar wollklingende worte zu packen - dir gelingt das so wie ich es mir gewünscht hätte =) ich kann richtig mitgehen und sehe alles vor mir, ich finde es genau richtig so wie es ist.
ich finde auch die flÖtentÖne nicht verkehrt, sie nehmen einen gleich im richtigen klang mit.
wenn es jedoch eine querflöte war - warum dann nicht auch querflötentöne schreiben?
ich finde dein textlein alles in allem wirklich gelungen!
liebe grüße
trix

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 17.10.2010, 15:02

Ich lache nochmal: Wollte erst sagen, dass ich schreiben würde Querflötentöne ...


"Flötentöne" wäre bei mir auch dieses Flötentöne-beibringen-du-du-du-wehe!

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.10.2010, 15:05

Oh, Amanita, lach...
Wie wäre Querflötentöne kreuzen (wegen "kreuz und quer")...
Das wehen würde ich dann anderweitig unterbringen...

LG leonie

Trixie

Beitragvon Trixie » 17.10.2010, 17:03

hi leo, du fragtest zwar amanita, aber ich antworte trotzdem mal: find ich super, kreuz und quer!!
grüße
trix

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 17.10.2010, 17:07

Huch, ich fühlte mich gar nicht angesprochen!

Ich finde "wehen" besser, kreuzen finde ich zu hart und knackig für die Querflöte. Aber das sind halt zwei völlig verschiedene Angänge ...

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.10.2010, 22:26

Liebe leonie,

hach, das mag ich, gleich fühle ich mich auf den Stephansplatz versetzt, so authentisch hast du das geschrieben. Die 2. Fassung mit den kreuzenden Tönen ist interessanter EInstieg und das Wehen ist dennoch nicht verloren.

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

african queen

Beitragvon african queen » 18.10.2010, 10:33

Liebe Leonie,
als Leser gelingt es, einzutauchen, die Stimmung aufzunehmen, die
Querflötentöne klingen durch den Salon.....
gerne gelesen.
lg
african queen


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