o.T.

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 16.10.2010, 12:00

sorry, wird evtl. veröffentlicht

carl
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Beitragvon carl » 24.10.2010, 11:05

Liebe Leonie,

auch mir gefällt das Gedicht sehr, gerade nach der Umstellung gemäß Ferdis Vorschlägen!
Allerdings sagt mir mein Sprachgefühl, es koste mich etwas einem Infinitiv zu folgen, sodass das "es" dann doch fehlt.
Im Gegensatz zu einem Gegenstand, der mich etwas kostet.
Nun ist das nicht wirklich wichtig. Es gibt ja lyrische Freiheit. Trotzdem überleg mal:

Heute kostet das
aus dem Schatten treten
drei Schritte.


Da Quoth und Amanita schon auf die durch den Genitiv herausgehobene Stellung der Straße und ihrer Deutungsmöglichkeiten hingewiesen haben (du hättest ja auch schreiben können: der andern Straßenseite):

Manchmal sind es kleine Dinge,
die einem das Herz umdrehen -

Dieser Igel am Fahrbahnrand;
du siehst dich
verdünnte Milch in die Schale füllen
und es nützt nichts, dass du weißt:
So alt werden Igel gar nicht.


LG, Carl

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 24.10.2010, 14:47

Hallo Leonie,

was für ein Schmuckstück. Gefällt mir sehr gut. Mein Sprachgefühl sagt auch, dass entweder das "es" wieder rein muss, oder das treten von zu befreit ein Substantiv werden muss.

Der Titel, ach, immer diese Titel, den mag ich nicht.

Grüße
Henkki

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 24.10.2010, 14:52

Kurze Ergänzung zur Rezeption: auch für mich ist die Straße ein Hindernis, trennend. Das Weinlaub lockend bunt im Kontrast zum Schatten. Die drei Schritte könnten sich ganz banal darauf beziehen, dass die Schatten im Herbst länger werden. Sie können aber, gerade assoziiert mit Kosten, heißen, dass es für das LyrIch (nicht explizit erwähnt) immer schwerer wird, aus den Schatten (der Seele) zu treten. Hinüberzugehen, einfach so. Aber vielleicht ist das Herbstdepressionsklischee?

Gruß
H

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leonie
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Beitragvon leonie » 24.10.2010, 17:18

Lieber carl,

dankeschön! Du hast recht, ich mache es so, ich finde, das bringt auch noch ein lautmalerisches Element hinein, so dass man die Schritte fast hören kann.
Hm, die Straßenseiten: ich schreibe es intuitiv und Du erklärst mir warum....Es soll hier schon so sein, wie es ist, das Risiko inbegriffen...
Ich staune, was Du da ausgräbst, hm, den Text mag ich immer noch (und das ist bei meinen eigenen Texten längst nicht immer so...), seltsam ihn nach so langer Zeit wieder zu lesen.

Lieber Henkki,

weißt Du was? Ich mag den Titel auch nicht, es ist so ein Verlegenheitstitel, weil mir kein besserer eingefallen ist. Ich mache ein o.T. daraus.
Deine Lesart kommt meiner eigenen recht nah...
Auch Dir Danke!

Liebe Grüße

leonie

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leonie
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Beitragvon leonie » 24.10.2010, 17:22

Oh, Max, Dich hätte ich beinahe übersehen (weil auf der vorhergehenden Seite...), für mich ist es so rum "richtiger", was den Wahrnehmungsprozess des "Erzählten" betrifft, obwohl man es umdrehen könnte, das stimmt.

AUch Dir "Danke"!

Liebe Grüße

leonie

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.10.2010, 17:28

Liebe Leonie, ohne Titel lebt es sich in diesem Fall besser, zumal Deine Zeilen wirklich keinen brauch(t)en!

Aber ach, ich sehe jetzt erst die Konstruktion "das aus dem Schatten treten" ... und hab' schon wieder was zu beanstanden, denn so gefällt mir das gar nicht. Der Umbau der Satzstellung war sicher nicht falsch, aber so ...??

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 24.10.2010, 18:12

Amanita hat recht, es müsste wohl das Aus-Dem-Schatten-Treten sein. Oder? Wie ist die Regel für solche Substantivierungen denn gerade?

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Beitragvon leonie » 24.10.2010, 18:15

Hachja...Da denkt man so schön, das ist es jetzt...Formal korrekt wäre das sicherlich so, wie Du schreibst, Henkki.
Aber man kann sich da ja durchaus dichterische Freiheiten herausnehmen :-) .

Also, ich überlege nochmal...
Danke Euch beiden!

leonie

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 24.10.2010, 18:23

Ich finde ja auch, dass das grausig aussieht :(

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leonie
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Beitragvon leonie » 24.10.2010, 19:16

Wie wäre:

Heute kostet das
Treten aus dem Schatten
drei Schritte

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Amanita » 24.10.2010, 19:45

Das sieht zwar besser aus, dabei ist mir das Treten aber zu sehr betont!

Aus dem Schatten zu treten
kostet heute
drei Schritte

???

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Beitragvon leonie » 25.10.2010, 10:54

Hm, ich glaube, jetzt tritt mal wieder der Fall ein, wo ich die unterschiedlichen Fassungen abspeichere und mit etwas Abstand entscheide...

Verwirrte Grüße :-) , und trotzdem Danke fürs Mitdenken!

leonie

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 25.10.2010, 21:43

Das Treten aus dem Schatten ist verboten!

Nein, ehrlich, das geht gar nicht. Ich würde treten auf keinen Fall zum Nomen machen. Das Treten. Da sehe ich einen Stiefel, der mir aus dem Schatten heraus einen Tritt versetzen will. Ich fand die Erstfassung bei weitem am besten. Aber lass es ruhig eine Weile ruhen, das hat sich schon oft bewährt. Jetzt ist der Pfad zu ausgetreten ... ;)

Quoth
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Beitragvon Quoth » 25.10.2010, 22:03

"Und es werden kommen hundert gen Mittag an Land
Und werden in den Schatten treten" -
aber das ist eine ganz andere Welt.
Gruß Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.


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