Zubereitung

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 18.11.2010, 17:00

Zubereitung


es erhaschen
und anfüttern
(gut kalkuliert)

ihm die Flügel brechen
es rupfen

abgebrüht und
falsch gewürzt
servieren

das Vertrauen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.11.2010, 22:00

Hallo Amanita,

auch nach mehrfachem Lesen, kann ich hier keine 2. Ebene finden. Es handelt sich nach meiner Lesart hier um ein großes Misstrauen, dem Vertrauen gegenüber, eigentlich eine totale Negierung des Vertrauens. Einmal zum Weg dahin und auch, was den Umgang mit Vertrauen angeht.
Mir fehlt hier der Gegenpol, quasi als Untermauerung dieses Misstrauens.

Saludos
Gabriella

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Eule
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Beitragvon Eule » 18.11.2010, 23:18

Hallo Amanita, fände es geschickter, das "auflösende" Wort "Vertrauen" als Titel zu nehmen und nach dem servieren einen Punkt zu setzen. Dann geht zwar das appetitanregende "Zunereitung" verloren, aber auch das wenig überzeugende Gefühl, am Ende ein mehr oder weniger offenes Geheimnis zu erfahren. Viele Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.11.2010, 07:44

War halt mal ein Versuch, den Vertrauensbruch ohne "triefendes" Gefühl zu thematisieren; kann sein, dass es fehlgeschlagen ist.
In die Überschrift wollte ich den Begriff eigentlich nicht setzen (hatte ich natürlich selbst schon überlegt).
Mir ging es um die Berechnung, da war mir eine Art Kochrezept ein passendes Pendant.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 19.11.2010, 09:22

Hallo Amanita!

So, wie das "Vertrauen" jetzt den Schluss bildet, kommt es auch mir wie eine reine Auflösung vor. Könntest du das nicht etwas ausgestalten - zum Beispiel "Vertrauen" als Bestandteil eines Gerichtsnamens? Da fände sich doch bestimmt etwas :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.11.2010, 09:49

Ja, darüber werde ich nachdenken!

(Ich wollte erst zur Gerichtsverhandlung gehen :essen0001: )

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.11.2010, 10:20

Vertrauenshaschee


- als letzte Zeile???

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.11.2010, 12:48

Das Wort "Vertrauen" sollte m.E. gar nicht im Text vorkommen, sondern dann eher etwas mit "Bruch" oder "brechen". Die Frage ist nur, wie. Einen Vertrauensbruch via Kochrezept darzustellen, hm, schwierig ...

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 19.11.2010, 13:04

Ich finde die erste Version perfekt. Haut rein wie ein fallendes 10 Kilo schweres Servierblech*. Bestes Kino im Kurzfilmformat, und gute Filmmusik dazu.

* Beim ersten Lesen. Nachher weiß man die Pointe natürlich, aber so ist das nun mal bei einem Drama.

P.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.11.2010, 16:08

@Gabriella: brechen kommt ja vor, ragt sogar extra heraus.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.11.2010, 16:18

Hallo Amanita,

ich glaube, ich weiß jetzt, worin für mich die Crux hier liegt.
Ein Vertrauensbruch wird ja (normalerweise) nicht absichtlich von jemandem begangen, also "zubereitet" oder "gut kalkuliert". Ein Vertrauensbruch ist etwas, was einem geschieht durch einen anderen, ist ergo ein passives Geschehen.
Dein Text beschreibt jedoch einen aktiven Prozess, wie man dem Vertrauen die Flügel bricht, den Vertrauensbruch zubereitet, serviert, etc.
Und genau DAS geht für mich einfach nicht auf.
Aber das ist meine Sichtweise. Du siehst ja: für Pjotr geht es voll auf, also so what?

Saludos
Gabriella

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.11.2010, 16:29

Gabriella, doch, das gibt es. Und so ist es ja auch gemeint: Als aktives Geschehen.

Quoth
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Beitragvon Quoth » 19.11.2010, 16:45

Hallo, Amanita,
auch für mich ist da irgendwas schräg, was das Verstehen erschwert. Für mich kommt es durch das Verb "servieren" herein - denn da scheint mir eine dritte Person - als Adressat des Servierens - ins Spiel zu kommen.
Vielleicht ließe sich das beheben, indem man "servieren" einfach durch "verzehren" ersetzt.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.11.2010, 16:49

Hallo Amanita,

ach so, du möchtest hier einen bewussten Vertrauensbruch beschreiben. Z.B. einen Ehebruch? So richtig hinterhältig? Klar, das gibt es natürlich. ;-)
Ok. Dann würde ich dies aber auch mehr ausschreiben, ohne jedoch das Wort "Vertrauen" zu benutzen, denn DAS ist ja die Kunst, sozusagen das Hinterhältige in diesem Text selbst wiederum zu zeigen. Ginge es tatsächlich um Ehebruch, würde ich den Partner ("ihn") hier mehr miteinbeziehen. Du könntest z.B. statt "es erhaschen" beginnen mit "Man nehme:"
und dann "seine arglosigkeit, füttere sie, gut kalkuliert an, u.s.w. Das "ihm die Flügel brechen/es rupfen" käme dann m.E. zu früh, außerdem ist eines davon redundant, es sei denn, du möchtest es möglichst brachial zeichnen. *g*
Und am Schluss nach "servieren" enden oder aber mit so etwas wie ein "gerupftes ..." schließen.
Du siehst, da müsste man - jedenfalls in meinen Augen - einiges am Text rumfeilen, damit er wirklich hinterhältig wird. Wenn schon, denn schon. ;-)

Saludos
Gabriella


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