Sei Du mir mein Beelzebub!

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 24.11.2010, 22:02

[tabs][tabs: 4.1 Version]
Sei Du mir mein Beelzebub!

Sieben mal sieben Wochen, das Blut kaum getrocknet noch glänzt es.
Diente im Rausch süßen Wonnen, erkenne mein Antlitz kaum wieder.
Deins jedoch strahlt und scheint mir ein stärkeres Gift gegen Gifte.
Schau herab auf mich Wurm, in Demut bitt' ich! Du aber
Lächelst schief und fütterst dem Nachtmahr Rosinen und Ränke.
Liebevoll winselt der Dämon und sabbert, schon steht er zu Diensten -
Sorgsam hab ich ihn immer umhegt. Ach gib mir zu trinken
Feuer und Wasser, dass Hypnos die Söhne verliert! So mach den
Teufel vergessen, was Schuld ist, ich zeichne noch heute mit Samen
Spuren ins Laken der ewigen Zeit. Lass dies den Kontrakt sein!

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Sei Du mir mein Beelzebub!

Sieben mal sieben Wochen, das Blut kaum getrocknet noch glänzt es.
Diente voll Lust ohne Grenzen, erkenne mein Antlitz nicht wieder.
Deins jedoch strahlt mir und scheint mir ein stärkeres Gift gegen Gifte.
Nächte wie Tage, zerfressen die Seele und dennoch verlangt's mich
Dich zu werben, zu lieben, nur Dich anzubeten. Sieh doch!
Eilfertig sabbert geifernd der Dämon, schon steht er zu Diensten.
Schau herab auf mich Wurm, in Demut bitt' ich! Du aber
lächelst schief und fütterst dem Nachtmahr Rosinen und Ränke.
Habe ihn immer sorgsam umhegt. Ach gib mir zu trinken
Feuer und Wasser, dass Hypnos die Söhne verliert! So mach den
Teufel vergessen, was Schuld ist, ich zeichne noch heute mit Samen
Spuren ins Laken der ewigen Zeit. Lass dies den Kontrakt sein!

Ich fürchte, es muss damit so bleiben, wie es ist. Imperfektion ist sein Schicksal.
[tabs: 3. Version]
Sei Du mir mein Beelzebub!

Schau herab auf mich Wurm, in Demut bitt' ich! Du aber
lächelst schief und fütterst dem Nachtmahr Rosinen und Ränke.
Liebevoll sabbernd winselt der Dämon, er steht Dir zu Diensten.
Habe ihn immer sorgsam umhegt. Ach gib mir zu trinken
Feuer und Wasser, dass Hypnos die Söhne verliert! So mach den
Teufel vergessen, was Schuld ist, ich zeichne noch heute mit Samen
Spuren ins Laken der ewigen Zeit. Lass dies den Kontrakt sein!

Hypnos hat ja mehr als einen Sohn, eigentlich dürfen hier gern alle verloren gehen.

[tabs: 2. Version]
Sei Du mir mein Beelzebub!

Schau herab auf mich Wurm, in Demut bitt' ich! Du aber
lächelst schief und fütterst dem Nachtmahr Rosinen und Ränke.
Liebevoll sabbernd winselt der Dämon, er steht Dir zur Diensten.
Habe ihn immer sorgsam umhegt. Ach gib mir zu trinken
Feuer und Wasser, dass Hypnos den eigenen Sohn verliert! Mach den
Teufel vergessen, was Schuld ist, ich zeichne noch heute mit Samen
Spuren ins Laken der ewigen Zeit. Lass dies den Kontrakt sein!

(Muss noch mal an V5 ran, passt noch nicht ganz)

[tabs: 1. Version]Sei Du mir mein Beelzebub!

Schau nur herab auf mich Wurm, in Demut bitte ich! Du aber
lächelst nur schief und fütterst den Nachtmahr Rosinen und Ränke.
Liebevoll sabbernd winselt der Dämon, er steht Dir zur Diensten.
Habe ihn immer so sorgsam umhegt. Ach gib mir zu trinken
Feuer und Wasser, dass Hypnos den eigenen Sohn verliert! Mach den
Teufel vergessen, was Schuld ist, ich zeichne noch heute mit Samen
Spuren ins Laken der ewigen Zeit. Lass dies den Kontrakt sein![/tabs]
Zuletzt geändert von Zakkinen am 12.12.2010, 00:04, insgesamt 6-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 25.11.2010, 11:58

Hallo Henkki!

Wirkliche, echte, lebendige Hexameter - welche Freude :-)

Am Anfang komme ich inhaltlich noch nicht ganz mit, das Ende gefällt mir dann aber gut. Brauchst du wirklich ein "nur" sowohl in V1 als auch in V2? Bei den "so" (V4) bin ich ohnehin immer misstrauisch... In V2 stolpere ich ein wenig über das "den". Lesen würde ich gerne (weil es so Sinn für mich macht) "dem", aber hast du es so gemeint?!

Das Durcheinander von christlichem und antikem Mythos und moderner Sprache liest sich jedenfalls sehr anregend :-)

(Bezüglich des Hexameters hast du dich ja in V1 und V5, jeweils am Versende, nicht ganz an die klassische Vorgabe gehalten - sollte das Absicht gewesen sein, vergiss diese Klammer; wenn nicht, könnte man es in V1 ganz leicht in Ordnung bringen (bitte -> bitt'); In V5 sehe ich gerade nur ein Umstellung: ... dass Hypnos verliert seinen Sohn! Den Teufel / mach vergessen, was ... - geht natürlich nur, wenn eigenen -> seinen vertretbar ist für dich. Aber da findest du selbst bestimmt besseres :-))

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.11.2010, 12:24

Hallo Ferdi,

ich dank Dir sehr für die Anmerkungen. Sie sind absolut erwünscht und hilfreich. Ich hatte in V1 bitt ich drin, hab's dann korrigiert, bzw. verschlimmbessert. Das wird sofort wieder zurückgeändert. V5, ja, hmm, muss ich einen Moment drüber nachdenken.

Ich versuch gleich noch mal eine Version, dann auch ohne die Füllwörter.

Inhaltlich, tja, hmm, inhaltlich.

Gruß
Henkki

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 25.11.2010, 12:34

Zakkinen hat geschrieben:Sei Du mir mein Beelzebub!

Schau nur herab auf mich Wurm, in Demut bitte ich! Du aber
lächelst nur schief und fütterst den Nachtmahr Rosinen und Ränke.
Liebevoll sabbernd winselt der Dämon, er steht Dir zur Diensten.
Habe ihn immer so sorgsam umhegt. Ach gib mir zu trinken
Feuer und Wasser, dass Hypnos den eigenen Sohn verliert! Mach den
Teufel vergessen, was Schuld ist, ich zeichne noch heute mit Samen
Spuren ins Laken der ewigen Zeit. Lass dies den Kontrakt sein!



guten Morgen Henkki,

mir gefällt dieser Hexameter-text auch und freue mich ihn als solchen erkannt zu haben. Inhaltlich fehlt mir etwas, weiß aber aus den zum Teil immer sinnloser werdenden eigenen Versuchen, wie schwer es ist, den Inhalt zu gestalten, wenn das Versmaß sich erst einmal als Gesetz aufdrängt .. (weil man es so will ... )

Ich verstehe die Perspektiven nicht - auch bei längerem Eingehen auf den Inhalt

das lyrIch spricht zum Wurm, der in Demut herunterschauen soll (diese Oppisition find ich interessant, aber sie überfrachtet den ohnehin sinnüberladenen Text
das lyrDu ist also Beelzebub der den Nachtmahr füttert
Der Dämon steht dir zu Diensten???
das lyrIch hat den Dämon oder Beelzebub (oder zwei in einem) genährt ... ja ..
nun soll dieser (sollen diese) ihm Feuer u Wasser zu trinken geben
Hypnos Sohn ist der Schlaf???
dann folgt eine gleichzeitig sprachlich sehr eindringliche aber rätselhafte Zeile, ... dass der Teufel vergessen soll, was Schuld ist, kommt mir unteuflisch vor! Sehr gut gefällt mir der Samen als Spur ins Laken der ewigen Zeit. Abschließend der Kontrakt ...

Bleibt im Grunde die Frage nach dem teuflischen Wesen ... doch nicht der Teufel ...

Trotz dieser inhaltlichen Unklarheiten, die für mich bestehen, mag ich den Ton, den du anschlägst, sehr.

liebe Grüße
Renée

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.11.2010, 12:46

ferdi hat geschrieben: In V2 stolpere ich ein wenig über das "den". Lesen würde ich gerne (weil es so Sinn für mich macht) "dem", aber hast du es so gemeint?!


Ich bin verunsichert ob Deiner Frage, Ferdi. Ich dachte es sei füttern mit Akkusativ. Aber wahrscheinlich habe ich das wieder mal unbedacht aus dem Englischen entlehnt. Geht das nicht auch im Deutschen, füttern mit zwei Objekten ohne Präposition?

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 25.11.2010, 12:52

Hallo Henkki,
ich meine auch, dass es gehen müsste, nur dann mit Dativ: "... fütterst dem Nachtmahr Rosinen und Ränke."
Aber vielleicht weiß Ferdi besser Bescheid.

Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.11.2010, 12:54

Renée,

kleine Hilfe zur Bezugsklärung. Inhalt mag ich nicht erklären:

Schau herab auf mich Wurm, in Demut bitt' ich!

LyrIch spricht von sich als Wurm, spricht nicht näher bezeichnetes LyrDu an, bittet es demütig (zumindest ist das LyrIchs Behauptung).

Du aber lächelst schief und fütterst dem Nachtmahr Rosinen und Ränke.

LyrDu verfüttert Rosinen und Ränke an den Nachtmahr. Korrektur zu Dativ macht es klarer.

Liebevoll sabbernd winselt der Dämon, er steht Dir zur Diensten.
Habe ihn immer sorgsam umhegt.

Dämon ist entweder ein neues Geschöpf oder aber auch der Nachtmahr, das muss unklar bleiben. "Er" ist der Dämon, "Dir" bezieht sich auf das LyrDu.

Ach gib mir zu trinken Feuer und Wasser, dass Hypnos den eigenen Sohn verliert!

Mit Hypnos Sohn ist Morpheus gemeint, der Gott der Träume.

Mach den Teufel vergessen, was Schuld ist
Stimmt, recht unteuflisch ;)

Gruß
Henkki
Zuletzt geändert von Zakkinen am 25.11.2010, 12:58, insgesamt 3-mal geändert.

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.11.2010, 12:54

Ok, ich denke, ihr habt recht und ich was gelernt. Aus dem einen Akkusativ wird ein Dativ.
Danke
Henkki

Quoth
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Beitragvon Quoth » 25.11.2010, 13:54

Hallo, Zakkinen,
das ist eine kaum verschleierte Faust-Paraphrase - wenn ich mich nicht irre! Hättest Du "ihn" nicht Beelzebub, sondern Mephisto genannt, wäre alles klar. Oder steckt Mephisto im "sabbernd winselnden Dämon" wie dermaleinst im Pudel? Am Schluss steht der Vertrag, wie es sich gehört. Und das hexametrische Ich ist der gute Faust höchstpersönlich - das kitzelt das Ego!
Der Hexameter-Virus scheint im Forum auf dem Vormarsch!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 25.11.2010, 14:16

Hallo Hennki!

Die dritte Version gefällt mir :-) Nur das "zur" Diensten müsste ein "zu" sein?! (Wollte ich eben schon angemerkt haben) Noch mal wegen dem "den": Ich würde sagen, Gegenwartsdeutsch wäre "den Nachtmahr mit Rosinen und Ränken füttern" oder "Rosinen und Ränke an den Nachtmahr verfüttern." Oder? Der jetzt zu lesende Dativ ist älteren Datums und wird wohl so langsam von den Präpositionalfügungen verdrängt, aber ich mag ihn irgendwie doch, weil er das Geschriebene auf recht unauffällige Art etwas aus der Alltagssprache heraushebt :-)

Quoth, den Faust hört man raus, ja; aber darauf beschränkt sich der Text doch nicht? Steht ja schließlich auch unter "Liebesgedichte" ;-)

Ferdigruß!
Zuletzt geändert von ferdi am 25.11.2010, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Beitragvon Zakkinen » 25.11.2010, 14:18

Ach Mist, betriebsblind. Ja, klar, zu Diensten.

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.11.2010, 14:20

Hallo Quoth,
Faust bestenfalls unterbewusst. Hab ich nicht mit Bedacht hineingeschrieben. Aber ich kann natürlich meinen kulturellen Kontext nicht leugnen.
Servus,
Henkki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.11.2010, 18:32

Hallo Henkki,

die Sprache und den Ton mag ich hier sehr.
Doch ich verstehe nicht, wem hier eine Liebeserklärung gemacht wird. Oder ist dies eher der Versuch/die Bitte des LIs, einen neuen Vertrag auszuhandeln, damit es weiter lieben kann? :12:

Saludos
Gabriella

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Beitragvon Zakkinen » 25.11.2010, 22:27

Hallo Gabriella,

muss es denn eine Liebeserklärung sein?

Gruß
Henkki


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