Meer und Spiel

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Maija

Beitragvon Maija » 25.01.2006, 07:45

Müden Blickes starre ich ins Blaue
Vor mir Meer-, kein Land, kein Land
Unsichtbares Band lenkt dieses Steuer
Fremdestes ist nun mir teuer!

Ein Ziel lockt mich allzusehr
Kaltes Herz-, nirgends eine Seele mehr
Wellen tanzen durch Raum und Zeit
Einzigst lacht die Ewigkeit

Alma Marie Schneider
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Beitragvon Alma Marie Schneider » 25.01.2006, 13:21

Traurigkeit strömt mir entgegen. Sprachlich wirklich gut gelungen und rhythmisch passt es auch. Es gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
Alma Marie

Maija

Beitragvon Maija » 25.01.2006, 15:42

Hallo Alma Marie,

Die Melancholie ist für mich das Gefühl wenn man darüber glücklich ist traurig zu sein. ;-)

Gruß Maija

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.01.2006, 16:35

Liebe Maija,

wundervoll...ganz blau...wie schön ein Gedicht von dir zu lesen.

Übrigens finde ich, dass - obwohl es wohl eher wie du es beschreibst gängig ist - dass das Gefühl, wenn man darüber glücklich ist traurig zu sein besser vom Wort Traurigkeit getroffen wird. Melancholie hat für mich so etwas unechtes, ich mag dieses Wort gar nicht. Ich weiß, dass ich Bölls Clown so gerne gelesen habe, aber jedesmal aus dem ganzen Buch hinausgestürzt bin, wenn der Held das Wort "Melancholie" gebraucht hat.

Traurigkeit ist für mich ein viel wahreres Wort, ohne dass es seine selbstgewollte Komponente verliert...man schaut nur hier von hinten in den Spiegel...

Maija

Beitragvon Maija » 25.01.2006, 18:32

Melancholie hat für mich so etwas unechtes


Verstehe ich leider nicht :-s Vielleicht versteht ein Mensch dies nur, wenn er ein Melancholiker ist :mrgreen: . Eine Psychologin stellte nach einigen Testfragen fest, das ich eine melancholischer Typ wäre und alles immer perfekt haben will. :mrgreen:
Hier in diesem Gedicht trifft dies aber nicht zu. Ich wollte meine Gedanken mit Nietzsches Gedanken verweben. Deshalb suchte ich sein Gedicht aus: Yorick - Colombus :cool:
Um zu zeigen, das ich mich verwoben fühle mit seinen Gedanken, nahm ich den gesamten Satz: "Fremdestes ist nun mir teuer!"
Zählt man dann schon als ein Plagiat, wenn man die Idee übertragen will und mit seinen Gedanken verwebt?
Hat das Gedicht dann weniger Gewicht für euch? Wenn ja, wieso?

Gruß Maija

Perry

Beitragvon Perry » 26.01.2006, 13:47

Hallo Maija,
ein etwas genauerer Vergleich mit Nietzsches Gedicht zeigt, dass Du noch viel mehr daraus in deine Zeilen eingebaut hast:
Nietzsche Friedrich

Yorick-Columbus

Freundin! sprach Columbus, traue
Keinem Genueser mehr!
Immer starrt er in das Blaue -
Fernstes lockt ihn allzusehr!

Fremdestes ist nun mir teuer!
Genua - das sank, das schwand -
Herz, bleib kalt! Hand hält das Steuer!
Vor mir Meer - und Land? - und Land?

Dorthin will ich - und ich traue
Mir fortan und meinem Griff.
Offen ist das Meer, ins Blaue
Treibt mein Genueser Schiff.

Alles wird mir neu und neuer,
Weit hinaus glänzt Raum und Zeit -
Und das schönste Ungeheuer
Lacht mir zu: die Ewigkeit

Da Nietzsche sicher schon 70 Jahre tot ist, darf man ihn gerne zitieren, Du solltest aber immer einen entsprechenden Vermerk anbringen.

Ob eine solche Textarbeit sinnvoll ist, musst Du selbst entscheiden. Für mich war nur der Hinweis auf dieses Werk von Nietzsche wertvoll, den ich bisher als Dichter noch gar nicht so genau gekannt hatte.
LG
Manfred

Maija

Beitragvon Maija » 26.01.2006, 17:39

Hallo Perry,

Stimmt! :mrgreen: Es war nur ein Spiel, deswegen nannte ich es ja Eingangs so: "Meer und Spiel"
Mir macht es nur Spaß zu sehen, wie man seine eigenen Gedanken verschmelzen lassen kann. Damit soll es aber genug sein. Besser und wertvoller ist es, seine eigenen Gedanken zu ordnen ;-)
Deshalb arbeite ich an meiner ersten, kleinen Tragödie und stelle fest, wie schwierig dies ist.

Ich finde das Gedicht auch sehr schön von Nietzsche.

Gruß Maija

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.01.2006, 18:09

Hallo Maija,
Ich finde es auch sehr gelungen.

Ist ja schön eure "Melancholie-Diskussion" zu verfolgen...

"Wenn Du geschwiegen hättest, wärest Du ein Philosoph geblieben."

-So will ich es auch besser halten. O:)

LG, Louisa

Max

Beitragvon Max » 29.01.2006, 18:33

Liebe Maija,

ich liebe Meergedichte und habe selbst schon einige Meer- und Strandgedichte verfasst (wäre eigentlich eine Idee mal viele davon zusammenzutragen - vielleicht fände man ja dafür einen Verlag ... vielleicht mit eine paar Meerbildern). Einzig (! ) stört mich das Wort einzigst in Deinem Gedicht - einzig ist meinem Wissen und Gefühl nach nicht gut steigerbar und

einzig lacht die Ewigkeit

klingt doch auch viel besser ...

findet
Max

Maija

Beitragvon Maija » 30.01.2006, 13:18

Hallo Max,

Ja, das habe ich so nicht gesehen. Über das Thema Meer möchte ich auch noch mehr und besser dichten ;-) .
Ob es gleich ein Buch sein muss, ich weiß nicht, fände es aber interessant.

Gruß Maija

Puh zum Glück habe ich nicht geschwiegen Louisa :mrgreen: . Ich würde gerne von allem was sein. Das wäre :thumbleft: !

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 30.01.2006, 15:04

Maija hat geschrieben:
Die Melancholie ist für mich das Gefühl wenn man darüber glücklich ist traurig zu sein.



hallo maija,
das möchte ich absolut unterstreichen.
vielleicht, weil ich selbst eine melancholikerin, eine "blaue seele" bin. ;)
für mich ist melancholie ein warmes, tiefes gefühl, in dem und aus dem ich viel inspiration schöpfe.
traurigkeit empfinde ich völlig anders. sie ist meist begründet, an etwas fest zu machen, durch etwas konkretes hervorgerufen.
melancholie ist das unbestimmte gefühl, das der seele schwere gibt - für mich (auf) eine gute weise.

ich fand die diskussion um nitzsche interessant.
es ist sicher legitim, fremde gedanken mit eigenen zu mischen (vorausgesetzt, man wahrt das urheberrecht und verwendet nur gedanken von autoren, die mehr als 70 jahre tot sind sowie kennzeichnet, was nicht von einem selbst ist).

oft ist ja man ja von etwas gelesenem inspiriert und nicht immer kann man das von völlig eigenen gedanken trennen. im grunde wurde alles schon mal gedacht, gesagt, geschrieben.

stutzig würde ich persönlich werden, wenn jemand sich nur und ausschließlich fremder gedanken bedient, um etwas zu schreiben. da würde ich dann die eigene leistung hinterfragen.
aber das ist bei dir ja nicht der fall.

lieben gruß,
kathrin

Maija

Beitragvon Maija » 01.02.2006, 09:25

Hallo Kathrin,

Danke für die lieben Worte! §blumen§ Ich bin mit Nietzsche verwoben und da sind oft seine Gedanken, meine und meine Gedanken oft seine.
Danke für den Tipp, dies hilft mir weiter zum dichten. Natürlich möchte ich gerne über Nietzsches Gedankenwelt fliegen, aber dies gelingt mir noch nicht so gut. Muss mir halt dafür viel Zeit lassen und mit Bedacht an die Sache gehen.
Ja über die Melancholie kann man viel schreiben.

Gruß Maija


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