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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 22.03.2011, 09:48

sorry, wird veröffentlicht

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leonie
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Beitragvon leonie » 09.04.2011, 12:51

Liebe Gerda,

Du sprichst Fragen an, die ich auch selber an den Text habe, deshalb entstand die kürzere Version. Ich denke noch darüber nach. Eigentlich schreibt man in Gedichten ja immer zu, wenn man über etwas außerhalb sich selber schreibt.
Weil man ja nie weiß, ob die eigene Wahrnehmung "richtig" und somit objektivierbar ist. Es ist immer eigene Wahrnehmung und eigentlich kann man sich da ja nciht einmal im Bezug auf sich selber sicher sein.

Hilde Domin etwa beschreibt einmal, wie Bäume ihr zuwinken. Insofern wähne ich mcih auch in guter Gesellschaft.
Ja, und natürlich lassen sich immer auch andere Zuschreibungen machen, dieses hier ist nur ein, mir in diesem Fall wichtig erscheinender Aspekt.

Danke, dass Du nochmal nachgefragt ist, ich finde es spannend, darüber nachzudenken.

Liebe Grüße

leonie

Gerda

Beitragvon Gerda » 09.04.2011, 13:33

Liebe leonie,

für mich liegen zwischen "Bäume zuwinken" und der "Geduld des Wassers" einige Augenblicke (auch des Nachdenkens).

Hilde Domin beschreibt eine Tätigkeit, die auch nur wenig an Natur Interessierte Leser leicht nachvollziehen können, weil Bäume im Wind tatsächlich manchmal so aussehen, also sie winkten, besonders Tannen verhalten sich so.

Du hast indes dem Wasser eine Haltung, eine Eigenschaft, kein "Tun", zugeschrieben, die dem was man unter "Naturell des Wasser" versteht, zuwiderläuft. Es gibt kein ruhiges Wasser und das wäre die Voraussetzung für die Geduld. (Nur als Metapher: in ruhigen Gewässern, oder im ruhigen Fahrwasser, was aber deinem Text nicht weiterhilft).

Ich hoffe, ich trete dir jetzt nicht allzu sehr auf die Füße, aber deine Begründung erscheint mir bei allem Verständnis dafür, dass dein subjektivers Empfinden "Geduld/Wasser" trägt, recht weit hergeholt.
Ich sagte anfangs, schade, das finde ich immer noch, aber das Gedicht in der längeren Form, hält so wie es ist, keiner Nagelprobe stand.

Die Kurzfassung ist eine treffende Beschreibung für den Vorgang im Wasser nach Steinen zu suchen und dann den richtigen zu finden - meine Fensterbänke sind voll. ;-)
Das gefällt mir.

Liebe Grüße
Gerda

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 09.04.2011, 13:40

"Geduld des Wassers" kann in diesem Fall wohl nur auf die Tätigkeit bezogen werden: den Stein rund zu schleifen. Dazu braucht das Wasser in der Tat Geduld. Die Zuschreibung setzt allerdings voraus, dass das Wasser zielgerichtet handeln würde. Sonst müsste man eher von der Geduld des Steins sprechen, der sich in Wasser legt, um sich schleifen zu lassen.
Spannende Gedanken, die da angeregt werden ...
Sonnigen Gruß!
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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leonie
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Beitragvon leonie » 09.04.2011, 14:17

Hm, Gerda, das empfinde ich anders. Ich denke, man muss nicht ruhig sein, um geduldig zu sein.

Es ist eine subjektive Zuschreibung, ich finde, man kann das so machen, denn mir zum Beispiel erscheint es in der Tat so, dass das Wasser geduldig sein muss, wenn es ihm gelingt, einen kantigen Stein so umzuformen. Und aus den auch positiven Rückmeldungen scheint das ja ür andere auch durchaus nachvollziehbar zu sein.

Natürlich ist Wasser nicht geduldig, aber Bäume winken auch nicht, da kann ich auch sagen, das sei mir noch nie so vorgekommen und trotzdem empfinden andere es so.

Ich werde nochmal ein paar Gedichte durchforsten, wie es da gehandhabt wird...

Liebe Grüße

leonie

Gerda

Beitragvon Gerda » 09.04.2011, 23:45

Liebe Zefi,

ich habe gerade gelesen, was du schreibst ...
Es ist doch keine bewusste Entscheidung des Wassers Geduld zu haben und den Stein rund zu schleifen ...
Ich gerate immer mehr ins Grübeln ... nicht ausschließlich über Wasser /Geduld.
Hingegen funktioniert das Bild der winkenden Tannen nach wie vor wunderbar.

Liebe leonie,

... nicht ruhig sein, schreibst du um Geduld zu haben?
Geduld ist eine Kraft, die sich aus Ruhe, Gelassenheit und Sicherheit speist. Mir fällt kein Beispiel ein dafür, dass ich Geduld mit Unruhe und starker Bewegung in Verbindung bringen könnte.

Das Verankern-wollen im Vergleich mit der Domin-Zeile ist für mich nur Behelf und keine Begründung, oder gar die Bestätigung für dein Bild. Also frage ich mich, was dabei herauskommen soll andere Beispiele zu zitieren, die ja (hoffentlich) nie genau treffen, um deiner eigenen kreativen Idee willen. ;-)
Wenn du überzeugt bist, erwähnst hast du es ja und auch, dass der Text reichich Zuspruch gefunden hat, dann sollte dich meine Sicht nicht stören.
Ich kann ganz gut damit leben, anderer Meinung zu sein, als alle anderen. :-)

Liebe Grüße zur Nacht euch beiden
Gerda

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Beitragvon Zakkinen » 09.04.2011, 23:49

Hallo Gerda,

Ist Geduld nicht die Fähigkeit, auf ein Ereignis/Ergebnis warten zu können? Das heißt nicht unbedingt Ruhe. Man kann auch sehr geduldig immer wieder und wieder das Gleiche tun, oder sogar unterschiedliche Versuche machen, um ein Ziel zu erreichen. Ruhig muss man dabei nicht sein. Nur die Zeit ertragen können und nicht aufgeben.

Gruß
Henkki

Gerda

Beitragvon Gerda » 10.04.2011, 00:05

Erst Mal danke, Henkki, das Beispiel ist gut.
Damit kann ich weiter grübeln, allerdings kommt erschwerend hin zu, dass ich äußerst ungeduldig bin und am allermeisten mir mir.
Mal drüber schlafen ... bald jedenfalls.
LGG

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leonie
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Beitragvon leonie » 10.04.2011, 11:40

Liebe Gerda,

ich empfinde es eher so wie Henkki. Ich bin auch im Grunde ungeduldig. Und denke auch, dass man die Unruhe, die in der Ungeduld ist, ja vielleicht auch kreativ nutzen kann, um Geduld in dem Sinne zu lernen, beharrlich zu sein, ohne dabei unbedingt ruhig sein zu müssen.

Bei Domin winkten übrigens die Pappeln, die sie fälschlicherweise für Ulmen hielt (im Gedicht sind es deshalb Ulmen...)

Liebe Grüße

leonie

Gerda

Beitragvon Gerda » 10.04.2011, 12:38

Ich glaube "beharrlich" ist das richtige Attribut, das fehlte mir gestern im Wortschatz. ;-)
Das ist es ... und über diese "Brücke" bekomme ich jetzt auch den Bogen zur "Geduld".

Das war sehr interessant, sich über das Gedicht hinaus ausztauschen.
Danke leonie & Henkki.


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