und jetzt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 06.08.2011, 21:05




und jetzt


die reise hat uns entfernt
damals irgendwo
zwischen blumeninsel und rheinfall
verschollen im finden

und jetzt

sitze ich am abend
unter gelbschwefligem himmel
und warte auf nichts

wir haben september

ich habe september
was du hast
weiß ich nicht
und wo du sitzt
worauf du wartest
und wie dein himmel aussieht



.

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 08.08.2011, 18:32

Hallo Niko,

gefällt mir gut. Insbesondere die zweite Hälfte. Dieses schmerzhafte Korrigieren des allgemeinen Satzes: "Wir haben September" zu "Ich habe September" gelingt gut. Lediglich ein "und" würde ich noch entfernen in der letzten Strophe.

Gelbschweflig empfinde ich Himmel nie, aber ich gestehe Dir die Farbwahl gerne zu.

"Verschollen im Finden" mag ich nicht so gern, zu, hmm, direkt, erklärend fast. Wenn Du es weglässt, hast Du zwei schöne Dreizeiler vorn. Auch das "irgendwo" kann m.E. ob Beliebigkeitsverdacht weg, "zwischen" hochziehen und gut.

Liebe Grüße
Henkki

Oldy

Beitragvon Oldy » 08.08.2011, 19:54

zwischen blumeninsel und rheinfall

Diese Doppeldeutigkeit gefällt mir ausnehmend gut (wörtlich wie örtlich). Der Rest übrigens auch.
Durch den Text zieht sich eine Melancholie, die nie laut wird.
Henkkis Einlassungen kann ich folgen, ein wenig "Verdichtung" würde dem Werk gut tun. Das "irgendwo" scheint mir überflüssig, das "verschollen" allerdings unterstützt den Lesefluß. Wbei vielleicht das wort austauschbar wäre, aber da habe ich im Moment keine Idee.

lg
Uwe

Niko

Beitragvon Niko » 10.08.2011, 21:59

hallo henkki und uwe!

das "und" ist mir wichtig, henkki, denn es lässt die zeile in anbindung an die vorangegangene flüssiger lesen (sprachfluss). wie würde es für euch aber klingen, wenn ich "verschollen im finden" kürzen würde auf ein "verschollen"? ich freunde mich mit dieser variante gerade sehr an! das "irgendwo" ist für mich einfach ein dramaturgisches mittel. darin kann man verzweiflung lesen oder ein resignieren oder ähnliches.

danke für euer kommentieren!

liebe grüße: niko

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 16.08.2011, 16:54

Lieber Niko,

nach langer Zeit kommentier ich mal wieder, und dein Gedicht hat mir am Ende sehr gefallen.

Zugegeben: der Anfang geht an mir vorbei, denn es klingt mir zu stelzig, irgendwie, zu konstruiert. Aber ab "und jetzt" hat das Gedicht meine volles Mitempfinden erregt. Das ist wirklich ganz wunderbar und eindringlich formuliert. Den Zusammenhang mit der Reise bräuchte ich persönlich nicht, aber er bedeutet dir sicher mehr als ich erahnen kann.

Besonders gut gefällt mir die simple Aussage: ich habe September / was du hast / weiß ich nicht

Da kann ich richtig mitschwingen, obwohl ich noch keinen September habe...


Herzlichst

Oldy

Beitragvon Oldy » 16.08.2011, 18:22

verschollen im finden

Gerade dieser Satz gefällt mir ausnehmend gut. :12:
Es wäre schade, wenn er einer Verdichtung zum Opfer fällt.

lg
Uwe


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