Wintermorgen -
von der Scheibe tropfen
die Blumen der Nacht
Am Kamin
das leise Knistern
von Konfektpapier
Winterabend -
ein Stern vergeht
auf meiner Hand
Winterhaiku
Hallo Cicero,
bei Haiku bin ich immer skeptisch, weil es meistens nicht gelingt, das lyrische Ich soweit zu zügeln, dass es sich aus den Betrachtungen heraushält. Obwohl Du an einer Stelle "auf meiner Hand" sagst, das Ich also anwesend ist, enthältst Du Dich jeder Deutung oder Interpretation - das gefällt mir.
Es entstehen drei schlichte Momentaufnahmen, die jeweils dritte Zeile überrascht durch einen kleinen Perspektivwechsel, auch sehr klassisch - und schön zu lesen.
Natürlich kann man sich streiten, ob "Blumen" oder "Stern" nicht schon Metaphern und somit Deutungen sind, aber sie kommen so ungekünstelt und umgangssprachlich rüber, dass sie als Metaphern kaum auffallen.
Die drei Haiku zusammenzustellen passt nicht nur wegen der Winterstimmung, sondern auch wegen des gemeinsamen Themas des Vergehens, das der Schönheit und dem Genuss folgt: Blumen, Konfekt und Schneestern wurden genossen und ihr Verschwinden wird betrachtet. Deshalb gefällt mir auch Deine Entscheidung, im zweiten Haiku das Substantiv durch das Verb "knistern" zu ersetzen. So wird das Dahinschwinden jeweils durch ein Verb ausgedrückt: "tropfen", "knistern" und "vergehen".
Was mich etwas stört, ist die unterbrochene zeitliche Abfolge. "Am Kamin" ist keine Zeitangabe (wie in den beiden anderen Haiku), ich verbinde die Angabe aber ebenfalls mit dem Abend. Hier wird die Struktur löchrig. Vielleicht fällt Dir dazu noch etwas ein.
Gruß - annette
bei Haiku bin ich immer skeptisch, weil es meistens nicht gelingt, das lyrische Ich soweit zu zügeln, dass es sich aus den Betrachtungen heraushält. Obwohl Du an einer Stelle "auf meiner Hand" sagst, das Ich also anwesend ist, enthältst Du Dich jeder Deutung oder Interpretation - das gefällt mir.
Es entstehen drei schlichte Momentaufnahmen, die jeweils dritte Zeile überrascht durch einen kleinen Perspektivwechsel, auch sehr klassisch - und schön zu lesen.
Natürlich kann man sich streiten, ob "Blumen" oder "Stern" nicht schon Metaphern und somit Deutungen sind, aber sie kommen so ungekünstelt und umgangssprachlich rüber, dass sie als Metaphern kaum auffallen.
Die drei Haiku zusammenzustellen passt nicht nur wegen der Winterstimmung, sondern auch wegen des gemeinsamen Themas des Vergehens, das der Schönheit und dem Genuss folgt: Blumen, Konfekt und Schneestern wurden genossen und ihr Verschwinden wird betrachtet. Deshalb gefällt mir auch Deine Entscheidung, im zweiten Haiku das Substantiv durch das Verb "knistern" zu ersetzen. So wird das Dahinschwinden jeweils durch ein Verb ausgedrückt: "tropfen", "knistern" und "vergehen".
Was mich etwas stört, ist die unterbrochene zeitliche Abfolge. "Am Kamin" ist keine Zeitangabe (wie in den beiden anderen Haiku), ich verbinde die Angabe aber ebenfalls mit dem Abend. Hier wird die Struktur löchrig. Vielleicht fällt Dir dazu noch etwas ein.
Gruß - annette
hallo annette,
wie Du schon geschrieben hast, glaube ich, dass die Zeitangabe im Kamin-Haiku nicht unbedingt notwendig ist. Natürlich könnte man auch
Blaue Stunde.
Am Kamin knistert leise
Konfektpapier ...
daraus machen.
Aber ich denke, es funktioniert auch so.
Frohes Fest!
Cicero
wie Du schon geschrieben hast, glaube ich, dass die Zeitangabe im Kamin-Haiku nicht unbedingt notwendig ist. Natürlich könnte man auch
Blaue Stunde.
Am Kamin knistert leise
Konfektpapier ...
daraus machen.
Aber ich denke, es funktioniert auch so.
Frohes Fest!
Cicero
Die Sprache sei die Wünschelrute, die gedankliche Quellen findet. (Karl Kraus)
Hallo Cicero!
Anette schrieb:
Bei Haiku bin ich immer skeptisch, weil es meistens nicht gelingt, das lyrische Ich soweit zu zügeln, dass es sich aus den Betrachtungen heraushält. Obwohl Du an einer Stelle "auf meiner Hand" sagst, das Ich also anwesend ist, enthältst Du Dich jeder Deutung oder Interpretation - das gefällt mir.
Die Skepsis teile ich, und finde mich zumindest in zwei der drei Stücke auch darin bestätigt: Weniger wegen des "Ich" - das verkraftet ein Haiku meist gut -, sondern mehr wegen des "tropfen die Blumen der Nacht" und des "schmelzenden Sterns". Da brüllt das "Ich" in seinem Gestaltungswillen so dermaßen laut durch die Haikustille, dass einem die Ohren klingeln. Etwas, nein viel mehr Zügelung im Anettischen Sinn fände ich hier angebracht. Oder, wahlweise, einfach nicht "Haiku" drüberschreiben und es so vermeiden, die geweckten Erwartungen zu enttäuschen.
Ferdigruß!
Anette schrieb:
Bei Haiku bin ich immer skeptisch, weil es meistens nicht gelingt, das lyrische Ich soweit zu zügeln, dass es sich aus den Betrachtungen heraushält. Obwohl Du an einer Stelle "auf meiner Hand" sagst, das Ich also anwesend ist, enthältst Du Dich jeder Deutung oder Interpretation - das gefällt mir.
Die Skepsis teile ich, und finde mich zumindest in zwei der drei Stücke auch darin bestätigt: Weniger wegen des "Ich" - das verkraftet ein Haiku meist gut -, sondern mehr wegen des "tropfen die Blumen der Nacht" und des "schmelzenden Sterns". Da brüllt das "Ich" in seinem Gestaltungswillen so dermaßen laut durch die Haikustille, dass einem die Ohren klingeln. Etwas, nein viel mehr Zügelung im Anettischen Sinn fände ich hier angebracht. Oder, wahlweise, einfach nicht "Haiku" drüberschreiben und es so vermeiden, die geweckten Erwartungen zu enttäuschen.
Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
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