Rückkehr

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 06.04.2012, 12:33

rückkehr


hier oben kein zweifel
wir sehen die welt nur von unten
schneebedeckte tundra
gräben ins nichts

hie und da liegt gekröse
von toten hähnen die krallen
ragen in schuppigen ringen
starr in die luft

schon mittags der himmel verblichen
gleißend das weißlicht der sonne
doch es ist luna die lügt


... zurückgezogen und ersetzt durch das Wort "retoure", auf Wunsch dann wieder eingestellt
Zuletzt geändert von RäuberKneißl am 08.05.2012, 22:02, insgesamt 3-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 01.05.2012, 10:15

hm, kneißl.....-was will der dichter sagen? ist das übersetzen eines wortes ein gedicht? kann ich aus

schmetterling

... mariposa ...

etwas gewinnen, außer - bei unkenntnis - ein erweitern des multilinguistischen sprachschatzes???

mir persönlich reicht das überhaupt nicht. ich überlege, ob da vorher ein gedicht stand, dass du gelöscht hast und es mit einem übersetzenden wort einfach aufgefüllt hast, damit irgendetwas da steht.

rätsel über rätsel......

liebe grüße: niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.05.2012, 12:18

Da stand vorher ein Gedicht, das Franz gelöscht hat, Niko.

Vielleicht magst du es ja wieder einstellen, Franz?

Liebe Grüße
Gabi

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 01.05.2012, 12:33

Hallo Niko,
ist so, wie Gaby sagt: das Gedicht stand einige Wochen ohne dass es Kommentare erfuhr oder die Klickzahl auf weiteres Interesse hinwies. Das finde ich nicht schlimm, möchte solche Texte aber lieber zurückziehen, als sie öffentlich sichtbar ihrem Schicksal zu überlassen. Vermutlich war das Wort ungeschickt gewählt, ich wollte nicht irritieren, sondern das Zurückziehen benennen.
Grüße
Franz

Niko

Beitragvon Niko » 01.05.2012, 13:24

an perfekten texten kann man nix lernen, wenn man sie einer kritischen masse ( :cool: ) vorstellt.

liebe grüße; niko

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 07.05.2012, 11:15

Hallo Franz,

das Gedicht stand einige Wochen ohne dass es Kommentare erfuhr oder die Klickzahl auf weiteres Interesse hinwies. Das finde ich nicht schlimm, möchte solche Texte aber lieber zurückziehen, als sie öffentlich sichtbar ihrem Schicksal zu überlassen.
Das kann ich gut nachvollziehen. Mir zum Beispiel war der Faden aber schlicht durchgerutscht. Vielleicht magst du es wieder einsetzen? Jetzt bin ich schon neugierig. :)

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 07.05.2012, 14:33

Bitte wieder einstellen.
Liebe Grüße
Henkki

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 08.05.2012, 22:11

... so, nun ist es wieder da. Und ich grüble über Nikos Anmerkung (die ich nicht einordnen kann. Soll sie sagen: stell die Dinge nicht erst ein, wenn sie so glattgeschliffen sind?) ...
Grüße
Franz

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 09.05.2012, 10:08

Hallo Franz,

es wundert mich nicht, dass die Kommentare nicht gleich gesprudelt sind. Für mich zumindest ein Gedicht, mit dem man sich erst auseinandersetzen muss, das nicht so einfach zu "besprechen" ist.
Daher wird der Kommentar jetzt wahrscheinlich auch etwas konfus. .-)

Klanglich ist es sehr schön gemacht, es liest sich wunderbar. Gleich die ersten beiden Zeilen öffnen für mich jedoch zwei ganz unterschiedliche Leseweisen, ohne aber dem Leser die zweite Ebene aufzudrängen, oder sie für ihn aufzuschließen. Es wird gezeigt, aber nicht erklärt und der Blick pendelt zwischen diesen beiden Perspektiven. Erst sah ich einen "realen" Berg, von dem herabgeschaut wird, da sich aber in der zweiten Zeile kein "normalerweise" anschließt, ich mir das selbst ergänzen müsste, frage ich mich, ob es aus dieser Naturszene heraus nicht auch von der Rückkehr aus dem Tod ins Leben sprechen könnte. Das Themenfeld würde auch die zweite Strophe aufgreifen und lässt sich über das "Mittags", das man dann auch aufs Lebensalter beziehen kann, und das gleißende Weißlicht auch durchgängig weiterführen. Es lässt sich aber auch als "reine" Naturbetrachtung lesen und sehen, wobei mich da das Heranzoomen auf die Krallen der Hähne etwas irritiert ... aber diese Irritation ist schön interpretierbar, wie auch die "Erkenntnis", dass man auch unten stehend noch herabschauen kann, und auch oben noch der Himmel über einem ist.
Aber egal welcher Leseweise ich nun folge, die letzte Zeile bleibt für mich geheimnisvoll. Das Gedicht entlässt mich mit dieser Unaufgelöstheit, da es selbst keine Antwort darauf zu geben scheint, die nachhallt, oder weitergräbt.

Vielleicht fehlt mir aber auch einfach das mythologische Hintergrundwissen, oder ich bin ganz schief gewickelt. :o)
Danke fürs Wiedereinstellen.

Liebe Grüße
Flora
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.05.2012, 12:08

Hallo Franz,

schön, dass du es wieder eingestellt hast.
Ich hatte dein Gedicht schon einige Male gelesen und wild herumassoziiert. Da ich jedoch glaubte, dass meine Gedanken alle Unsinn sind, hatte ich dein Gedicht nicht kommentiert und auf erhellende Kommentare gewartet.

Ich schreib dir mal, was ich assoziert hatte:
Ein Satellitenbild habe ich vor Augen. Du beschreibst sehr bildhaft, es könnte tatsächlich so eine Satellitenaufnahme sein, auf der man diese Formen sieht, wie Krallen, schuppige Ringe, etc.
Die letzte Zeile ist es, dir mir hier zudem Rätsel aufgibt. Warum lügt der Mond (oder die Mondgöttin Luna)?
Es könnte auch jemand auf dem Mond stehen und auf die Erde blicken (auch hier verwirrt der letzte Satz).
Es könnte jemand vom Mars sein, der auf Erde und Mond blickt.
Oder um eine Mondfinsternis oder eine Sonnenfinsternis?

Vielleicht geht es auch um die Verschwörungstheorie, dass wir nie auf dem Mond gelandet sind?
Vor allem der Titel "Rückkehr" gibt mir Rätsel auf.
Du siehst, das ist alles ziemlich durcheinander und wirr, was mir bei deinem Gedicht durch den Kopf geht. *lach*

Liebe Grüße
Gabi, die jetzt wirklich auf erhellende Kommentare hofft. ;-)

P.S.
Auch Astronauten, die von ihrem Shuttle aus auf die Erde blicken, kamen mir in den Sinn.
Und das der Mond die Sinne des Menschen beeinflusst (letzter Satz)

Niko

Beitragvon Niko » 09.05.2012, 17:35

hallo räuber,

ob dein gedicht glattgeschliffen ist, kann ich ja nicht beurteilt haben, da ich es erst jetzt lese. ich meinte eher, dass die löschung eines textes die denkbar schlechteste option ist. dein resignieren und folgendes löschen (so hab ich es jetzt von dir verstanden) kommt ja oft fälschlicher weise als ein akt des schmollens rüber. mich kommentiert keiner - nu denn- dann nehm ich es eben raus. interessiert ja eh keinen. bäääääääh. das wird nur getoppt, wenn jeman das gedicht drin lässt und nach einer woche unter das unkommentierte gedicht schreibt: "ist das gedicht wirklich so schlecht? warum kommentiert denn keiner".
aber nu - jetzt ist es wieder drin, erfreulicher weise. und kneißl: du musst auch verstehen, dass du selbst es dem leser ja auch schwer machst, denn deine gedichte sind alles andere als leichte kost. du schreibst sehr verklausoliert, es ist schwer für viele leser, auch für mich, ein motiv zu sehen, den faden zu erkennen und auch (oder gerade deswegen) einzelne bildfetzen zu entschlüsseln. aber deine texte faszinieren. was man nicht entschlüsseln kann, übt ja auch einen ziemlichen reiz aus. zumal du mit einer sprachkunst aufwartest, die den leser einfach hineinzieht in das wilde undurchdringbare dickicht. ob er will oder nicht. mir jedenfalls geht es so.
für mich, auch wenn ich es nicht greifen kann als durchgängiges bild, ist es ein gedicht über den schmerz und den zustand nach einer enttäuschten liebe. luna ist für mich nicht der mond. warum solltest du luna schreiben, wenn du vorher nicht clärchen oder clara für die sonne nimmst? als schlusszeile genommen, verstärkt es meine theorie.



rückkehr

der titel beinhaltet für mich ein sich wieder auf den weg machen. zu sich selbst. vielleicht ein erkennen am ende des textes, der einem die initialzündung fürs weitermachen und fürs neu-durchstarten gibt.


hier oben kein zweifel
wir sehen die welt nur von unten
schneebedeckte tundra
gräben ins nichts


für mich eine zustandsbeschreibung während der trennung vom lyrich und luna. so betrachtet scheinen mir die bilder gut entschlüsselbar.

hie und da liegt gekröse
von toten hähnen die krallen
ragen in schuppigen ringen
starr in die luft


bei der strophe muss ich passen. gekröse, das da liegt, kann ich noch empfinden, dass es einem die eingeweide rausreißt. aber die toten hähne (ich muss an kämpfen, streithähne denken, womit es wieder sinn ergibt) erschließen sich mir nicht wirklich. ich tappere nur herum. sollte meine streithahn-theorie stimmen (wobei das fraglich ist, weil doch zumindest luna eine henne wäre) dann ist auch das bild mit den starren schuppigen krallen wieder rund.

schon mittags der himmel verblichen
gleißend das weißlicht der sonne
doch es ist luna die lügt


schön finde ich hier einen unterschwelligen vergleich (den ich jedenfalls erkennen will) von sonne und luna.
resignation und neuaufbruch. - so macht es mir sinn.

gerne gelesen, räuber. alleine schon, weil es zum sich-damit-beschäftigen anregt und mir eine interpretationsmöglichkeit entlockt.

liebe grüße: niko
PS: ich habe dieses gedicht vorher nicht (bewusst) gesehen. ich gebe aber zu, dass ich bei deinen texten eine leichte hemmschwelle verspüre. man muss sich immer auf texte, die man kommentieren will, einlassen können. manchmal ist mir das ein zu dicker brocken, manchmal traue ich mich nicht ran. und kurioser weise denkt man / ich auch beizeiten: kerl - der kneißel schreibt so abgefahren, das ist bestimmt was ganz hochintellektuelles. blamier dich lieber nicht und halt dich bedeckt. du wirst dem, was er sagen will, sicher nicht im geringsten gerecht.- so ist das manchmal, räuber.manchmal drückt man sich feige vorbei, weil einem das "eine nummer zu groß für mich" erscheint.

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 09.05.2012, 23:20

Hallo,
danke für die ausführlichen Hinweise über die Leseeindrücke, vor allem dir, Niko. Gabis Ansatz ist etwas weit gegriffen (Satelliten sind elend schlecht geheizt und liessen mich bisher immer abblitzen, wenn ich mitwollte ;->), aber mit einem Flieger wärst du schon sehr nah dran am optischen Auslöser - wobei man die Wolkenstrukturen mit Glück auch auf Bergen so sehen kann, ich hatte genau diese Wolkenhaken aus verwehter Thermik vor Augen, die du beschreibst.
Es ist eigentlich nur ein kleines Frustgedicht: im Blick von oben auf dem Weg zurück sieht die Welt für das LI nicht sonderlich nett aus, ausgeweidet, Reste des gockeligen Egos liegen rum etc. beschienen vom nicht goldigen, sondern kalt-weißen Licht der Sonne: der romantische Mond und Liebesgott ist es, der den alltäglich Blick 'von unten' einlullt und lügt.

Lateiner erkennen das "Luna lügt" vielleicht als die Bauernregel für auf/abnehmenden Mond: luna mendit (bei C-Form=crescere, wachsen, nimmt sie in Wirklichkeit ab, bei D=decrescere nimmt sie zu), und der Gockelhahn hat natürlich seine mythologischen Konnotationen (letzte Worte des Sokrates - "ich bin Asklepios noch einen Hahn schuldig" oder so ähnlich), aber das Gedicht müsste, hoffte ich, auch ohne derlei Angeklingel funktionieren.

Schöne Grüße
Franz

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.05.2012, 00:05

Hallo Franz,

danke für deine Erläuterung. Damit ist es klar.
Aber, ganz ehrlich, ohne deine Erklärung, wäre ich nicht drauf gekommen.
Vielleicht ein Lateiner, wer weiß. ,-)

Liebe Grüße
Gabi

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.05.2012, 09:33

Hallo Franz,

aber das Gedicht müsste, hoffte ich, auch ohne derlei Angeklingel funktionieren.
Es gab ja sehr unterschiedliche Interpretationsansätze, würdest du das für dich hier als "funktionieren" verstehen?

hie und da liegt gekröse
von toten hähnen die krallen
ragen in schuppigen ringen
starr in die luft


wobei man die Wolkenstrukturen mit Glück auch auf Bergen so sehen kann, ich hatte genau diese Wolkenhaken aus verwehter Thermik vor Augen, die du beschreibst.
Ich hätte als optischen Auslöser eher auf Pflanzen getippt, jedenfalls etwas, was wesentlich leichter diese Hähne-Assoziation hervorrufen könnte. Auf Wolkenstrukturen wäre ich sicher nicht gekommen. Da steht mir vor allem das "liegt" und das "starr" im Weg.

der romantische Mond und Liebesgott ist es, der den alltäglich Blick 'von unten' einlullt und lügt.
Hm, dann verstehe ich das "doch" der letzten Zeile nicht? Auf was bezieht sich das?

Lateiner erkennen das "Luna lügt" vielleicht als die Bauernregel für auf/abnehmenden Mond:
Wie schön, dass der Mond auf deutsch nicht lügt. :o)

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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