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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.06.2012, 08:20

Der Dauerregen
schraffiert seine Landschaften grau.
Farben verschlingt er.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.06.2012, 16:03

Hallo Amanita,

"Dauerregen" und "schraffiert grau" finde ich toll. Das entspricht so richtig der Bewegung des Regens.
Ich würde dein Haiku jedoch umstellen, da die Reihenfolge: grau, danach Farben verschlingen, unlogisch ist in meinen Augen. Du könntest ein klassisches Haiku daraus machen, mal als Anregung, etwa in diese Richtung:

Der Dauerregen
verschlingt die Farbenvielfalt
schraffiert das Land grau


Liebe Grüße
Gabi

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.06.2012, 16:56

Ja, so könnte man es machen. Problem ist nur, dass ich - glaube ich - das Wort Farbenvielfalt nie benutzen würde ... und bei so wenig Worten fällt das dann schon auf!

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.06.2012, 17:02

Vllt. fällt dir da ein anderes Wort ein, das du verwenden würdest. Da gibt's doch eine Menge Möglichkeiten.

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leonie
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Beitragvon leonie » 15.06.2012, 17:52

Also,wenn Umstellung, dann plädiere ich für:

Der Dauerregen
verschlingt die Farben
grau schraffiert er das Land

Aber ich glaube, ich finde die Urfassung am besten. Für mich könnte das ein Prozess sein: Während er schraffiert, verschlingt er. Ich finde auch "Landschaften" nochmal schöner als "Land".

Und, Amanita, ich kann mir das als Schaffensprozess von dir vorstellen: Wie Du ein farbiges Landschaftsbild schraffierst, um einen Effekt zu erzielen und den Regen und seine Wirkung darzustellen zum Beispiel.

Mir gefällt das sehr.

Liebe Grüße

leonie

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.06.2012, 17:53

Ich danke Euch beiden!

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.06.2012, 20:51

Hallo Amanita,

drei Zeilen, die klanglich selbst wie drei Striche die Regenzeichnung nachahmen könnten. Das würde ich durch einen Wegfall der Zeichensetzung noch verstärkt sehen. Die mittlere Zeile scheint mir dafür aber ein bisschen zu vielsilbig lang und verliert so den Schwung. Ich würde dort vielleicht umstellen, aber auf jeden Fall überlegen, das "seine" durch "die" zu ersetzen, da ich diese Besitzzuweisung oder den Besitzanspruch nicht nachvollziehen kann, und weil durch die Mehrzahl und den unbestimmten Artikel der betrachtende Aspekt wegfällt, der Moment, und es zu einer allgemeinen Feststellung gerät, was ich schade finde, (was aber natürlich trotzdem in deinem Sinn sein kann. .-))

der Dauerregen
schraffiert grau die Landschaft
Farben verschlingt er


Am Ende dann ein starker, fast wütender Strichansatz, durch den betonten Anfang, das ist schön gemacht.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.06.2012, 22:34

Danke erstmal, Flora - ich muss noch überlegen.

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Beitragvon leonie » 16.06.2012, 18:19

Ich finde die Inversion in Deiner Version, Flora, nicht so gut. Das ist vielleicht Geschmackssache, aber es wirkt auf mich etwas "künstlich".
Dann würde ich lieber noch das "grau" weglassen, vermutlich geht man ja bei Dauerregen, der Farben verschlingt sowieso von einem grauen Bild aus.

Der Dauerregen
schraffiert die Landschaft
Farben verschlingt er.

Aber für mich geht dadurch auch etwas verloren. Für mich ist die Urfassung stärker. Ich mag auch "seine" Landschaften, weil der Dauerregen da so stark als künstlerisches Subjekt auftritt.

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.06.2012, 18:42

Gerade "Dauerregen" in Kombination mit "schraffiert grau" ist für mich das Stärkste hier.
Übrigens, Amanita, ich würde den Text kursiv setzen, das unterstreicht die Struktur des Regens, ahmt ihn fast nach.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 16.06.2012, 20:03

Liebe Gabriella, das ist eine gute Idee! Passt zu meinem Katalog, der gerade in der Druckerei liegt - sein Titel ist unterwegs, da haben wir alles kursiv gesetzt :)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 16.06.2012, 20:07

P. S. Flora, Deine Version hatte ich zwischendurch auch, aber sie gefiel mir rhythmisch weniger, ich wollte einen "Regenrhythmus" oder zumindest was Gleichförmiges.
"Seine Landschaften" habe ich - nach längerem Suchen, Umstellen usw. - bevorzugt, um die "Verschmelzung" zwischen Regen und Landschaft zu betonen.

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Eule
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Beitragvon Eule » 01.07.2012, 18:48

Hallo Amanita, für mich wäre es mit dem "schraffiert" in der ersten Zeile flüssiger komponiert und auch mehr dem "klassischen" Haiku-Schema angenähert. Den Dauerregen als äußeren Anlass und Akteur des Textes finde ich aber gelungen.
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 01.07.2012, 19:54

Eule, hilf mir mal - ich finde keine Variante mit schraffiert in der ersten Zeile ...


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