Als wir Freunde waren

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 01.08.2012, 18:48

Als wir Freunde waren

Bevor wir Liebe empfanden
Nachdem wir uns flüchtig kannten

Keine schlechte Zeit
Zuletzt geändert von Zakkinen am 02.08.2012, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.08.2012, 23:41

Hallo Henkki,

seltsam, bei deinen Zeilen lese ich den Titel "Als wir Freunde waren" automatisch am Schluss mit, also nach "Keine schlechte Zeit".
Doch dieser Titel widerspricht dem "Nachdem wir uns flüchtig kannten". Da fehlt ein Zeitabschnitt, oder? Freundschaft und "flüchtig kennen" passt ja nicht zusammen. Oder möchtest du mit "flüchtig" eine Zeitangabe nennen, also "kurz"?
Und das "Keine schlechte Zeit" würde im Umkehrschluss bedeuten, oder besser gesagt, ich assoziiere damit, dass die Zeit, als beide Freunde waren, besser war, als dann die Zeit der Liebe. Ist das so von dir intendiert oder interpretiere ich an deinen Zeilen vorbei?

Lieben Gruß
Gabi

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 02.08.2012, 07:42

Hallo Gabriella,
vielleicht - ich habe darüber nachgedacht - muss man Bevor und Nachdem stärker herausstellen. Sie sind die Lokalisierung in der Zeit. Vorher kannten sie sich flüchtig, nachher kam die Liebe. Was noch später kommt, wird nicht gesagt. Aber bewertet, indem die Zwischenzeit höher eingeschätzt wird.
Liest es also schon ganz richtig.
Grüße
Henkki

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 02.08.2012, 07:57

Interessanter Standpunkt, der mir nicht unbekannt ist. Ich hab's gleich richtig verstanden, dennoch fehlt mir irgendein Detail, das die Aussage noch etwas verstärkt.

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 02.08.2012, 08:27

Hallo Amanita,

meinst Du? Ich war ganz froh, dass es so schön kurz ist. Es darf auch anders lesbar bleiben, da gibt es für mich kein richtig oder falsch (mit: "Liest es also schon ganz richtig", meinte ich eher, "Du liest, was ich mir dabei gedacht habe".

Gruß
Henkki

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.08.2012, 09:29

manchmal ist die zeit einer guten freundschaft unwiderbringlich vorbei, nachdem man liebe empfunden hat, geht nicht mehr- zwischen flüchtig kennen und liebe empfinden steht also keine schlechte zeit.

ich mag das, sehr, scheinbar steht alles da, eindeutig, und ist es doch nicht.

scarlett

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birke
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Beitragvon birke » 02.08.2012, 09:36

Sehr gut, ja, für mich steckt hier ne Menge - und alles, was es zum Verstehen braucht - drin!
Die Zeit zwischen "flüchtig kennen" und "Liebe" - die Zeit der Freundschaft - war "keine schlechte Zeit".

Gelungenes Kleines mit Tiefgang!

Herzlich,
Diana
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 02.08.2012, 09:42

ich stimme zu

vielleicht eine Umkehrung ... aber auch so find Ichs sehr tief gehend ... es ist so viel gesagt mit diesem Wunsch nach Freundschaft, die Liebe trifft nämlich das Zentrum, und nichts bleibt, wie es war ...

liebe (freundschafts-)grüße
Renée

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.08.2012, 12:45

Hallo Henkki,
Zakkinen hat geschrieben:vielleicht - ich habe darüber nachgedacht - muss man Bevor und Nachdem stärker herausstellen.

eigentlich fehlt ja nur die Zeit dazwischen. Evtl. könntest du einen Absatz dazwischen machen und 2 Absätze vor der Schlusszeile, um das Bevor und Nachdem, also diese Zeit dazwischen stärker herauszustellen?



Bevor wir Liebe empfanden

Nachdem wir uns flüchtig kannten


Keine schlechte Zeit


Ist aber ein bisschen unglücklich bei nur drei Zeilen, hm. Vllt. mit Pünktchen oder Gedankenstrichen?
Aber gesagt ist eigentlich alles.

Liebe Grüße
Gabi

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 02.08.2012, 13:59

Ich lese das so:

Als wir Freunde waren

Bevor wir Liebe empfanden
Nachdem wir uns flüchtig kannten

Keine schlechte Zeit

Mit der Überschrift finde ich das eigentlich klar genug. Erst wird mit dem Als eine Zeit definiert. Dann macht man eine kleine Pause. Dann kommen recht zügig die beiden Zeilen, die den Zeitraum genauer festmachen. Dann wieder ein kurzes Zögern, dann die Bewertung, das Gefühl dazu. Ich schreibe die Überschrift noch mal extra oben rein.

Ich habe noch zwei Fragen dazu, falls Ihr Zeit habt:

  • Ist Euch aufgefallen, dass ich "Liebe empfanden" gewählt habe statt "Liebe fanden"? Ist das für Euch ein klar genuger Unterschied?
  • Ich hätte die letzte Zeile auch zu "Eine gute Zeit" machen können. Das hätte für mich die Bedeutung aber verschoben. Ich frage mich, ob das wahrnehmbar ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.08.2012, 14:51

Hallo Henkki,

ja, hast Recht. Mit der integrierten Überschrift ist es klar genug.
Zakkinen hat geschrieben:Ist Euch aufgefallen, dass ich "Liebe empfanden" gewählt habe statt "Liebe fanden"? Ist das für Euch ein klar genuger Unterschied?
Ich hätte die letzte Zeile auch zu "Eine gute Zeit" machen können. Das hätte für mich die Bedeutung aber verschoben. Ich frage mich, ob das wahrnehmbar ist.

Natürlich ist das wahrnehmbar und es ist auch ein feiner Unterschied.

Lieben Gruß
Gabi

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 02.08.2012, 15:49

Danke Gabi!

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 02.08.2012, 17:01

Ich meinte keinesfalls eine Verlängerung des Textes ...

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 03.08.2012, 09:48

Hallo Henkki,

ein schöner kleiner Text. Ich hatte den Als-Bevor-Nachdem-Aspekt auch so gelesen, wie von dir intendiert.

Ich habe noch zwei Fragen dazu, falls Ihr Zeit habt:

Ist Euch aufgefallen, dass ich "Liebe empfanden" gewählt habe statt "Liebe fanden"? Ist das für Euch ein klar genuger Unterschied?
Ja, der Unterschied ist klar. Für mich spielt aber auch noch mit hinein, dass da nicht steht. "Bevor wir uns liebten" und damit die Möglichkeit, dass es auch nur aufs rein körperliche beschränkt gemeint sein könnte, der berühmte einmalige Ausrutscher, der alles kaputtmacht, dem Leser nicht zusätzlich eröffnet wird.

Ich hätte die letzte Zeile auch zu "Eine gute Zeit" machen können. Das hätte für mich die Bedeutung aber verschoben. Ich frage mich, ob das wahrnehmbar ist.
Ja, auch das ist wahrnehmbar.

Aber bewertet, indem die Zwischenzeit höher eingeschätzt wird.
Das wird für mich allerdings so explizit nicht klar, was ich aber auch schade fände. Für mich kann es eine vergleichende Wertung sein, gerade im Zusammenspiel mit dem "empfanden", muss aber nicht so gelesen werden. Es kann auch einfach ein wehmütiges Erinnern sein, an etwas, dass man nicht mehr zurückholen kann.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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