fangfragen sind schneckenhäuser [M]

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9468
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 03.03.2013, 21:00



fangfragen sind schneckenhäuser
am abend entwindest du dich nur scheinbar
langsam bewegen sich blicke in den gängen
schlüpfen aus wänden
chimären die den ausgang verwehen
hinterlistig wühlt das licht
heiler an einem punkt in der ferne .
einmal willst du näher kommen
impfst dich mit sepia
trauerst dir doch nur hinterher

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9468
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 06.03.2013, 18:50

Hui, noch mehr feine Kommentare.

Pjesma, ich mag dein Querlesen und Stimmungsfangen, du hast dadurch oft einen ganz eigenen Blick auf die Texte, der sie dann auch für mich anders lesbar macht.

Und ja, Eva, die Kommentare sind klasse, ich freu mich riesig darüber. Ein schöner Faden!

Lisa ... herrlich, deinen Kommentar zu entdecken! :))
Lisa hat geschrieben:Was mich wieder auf den meiner Meinung entscheidenden Existenformzvorteil des Mannes gegenüber der Frau bringt, der ersteren Erlösung ermöglicht: Männer können sterben.
Das würde mir dafür so nicht einfallen. .-)

Und Pjotr ... freut mich. :) (gibt es deinen Pjotrsmiley nicht mehr?)

aram hat geschrieben:(1detail: bloß 'doch nur' wirkt mir am ende zu kopfig konventionell. ließe eins davon weg.)
Freut mich auch dich unter einem Text von mir zu lesen, Aram. Ich denke, ich weiß, was du damit meinst. Ich habe auch darüber nachgedacht, aber ich kann (im Moment .-)) weder klanglich noch inhaltlich auf eines der beiden und auf die Kombination verzichten. Ich schau es mir aber mit etwas Abstand nochmal an.

Danke euch allen! Für mich war es sehr ungewohnt und herausfordernd, durch die Form gebunden zu sein, eine ganz andere Art des Schreibens, umso schöner, wenn dann etwas daraus entsteht, das so viele unterschiedliche Leser anspricht.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Benutzeravatar
Zakkinen
Administrator
Beiträge: 1768
Registriert: 17.07.2008
Geschlecht:

Beitragvon Zakkinen » 06.03.2013, 22:37

Liebe Flora,

was für ein schöner Text. Nicht, dass ich ihn ganz verstünde. Doch klingt er nach.

Ich hätte vielleicht den Titel nicht in der ersten Zeile wiederholt, was auch daran liegen kann, dass ich die Zeile noch nicht ganz mit dem Rest zusammenbringe. Fangfragen sind Schneckenhäuser? Sind die nicht dazu da, dort herauszulocken? Schon dass sich mir diese Frage stellt, ist gut. Ich lese eine verfahrene Situation, viel Schweigen, wenig Hoffnung. Sepia kann ich noch nicht einsortieren. Das Licht als Heiler, weit weg, gar nicht so recht willkommen. Schönes Bild.

Und jetzt lese ich mal, was die anderen so lasen :)

Liebe Grüße
Henkki

Benutzeravatar
fenestra
Beiträge: 1369
Registriert: 21.06.2009
Geschlecht:

Beitragvon fenestra » 06.03.2013, 23:09

Ich mag gar nicht selbst so viel dazu schreiben, um es nicht einzuengen. Ich hoffe das ist in Ordnung für euch, sonst einfach nochmal drauf stupsen. .-)


*stups*

Ich würde schon sehr gern wissen, ob das, was nera Spannendes zur Behandlung mit Sepia herausgefunden hat, tatsächlich in deinen Text eingeflossen ist. Manchmal ist es ja so, dass man traumwandlerisch, also ganz unbewusst, solche passenden Symbole verwendet und erst bei der Ausdeutung des Textes die möglichen Hintergründe zum Vorschein kommen. War es so? Oder ganz anders?

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9468
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 07.03.2013, 08:30

Danke Henkki, freut mich. :))
Ich hätte vielleicht den Titel nicht in der ersten Zeile wiederholt
Das ist auch eher ein Forumstitel, damit da nicht o.T. steht. Sonst schreibe ich den Titel auch immer noch mal über den Text selbst.

Hallo Fenestra,

*stups*

Ich würde schon sehr gern wissen, ob das, was nera Spannendes zur Behandlung mit Sepia herausgefunden hat, tatsächlich in deinen Text eingeflossen ist.
Gern. Während der Schreibüberlegungen, war der Ausgangspunkt fürs Sepia für mich die fotografische Seite, Erinnerungen, dieses Einfärben. Parallel mit hineingespielt hat dann aber natürlich auch die Tinten(fisch)assoziation und die habe ich zur Sicherheit nochmal gegoogelt und bin dann auch auf das Medikament, die psychologische Auslegung gestoßen. Manchmal ist es ja so, dass man dann eine Bedeutung findet, die überhaupt nicht passt und man sich dann fragen muss, ob man nach einem anderen Wort suchen muss, oder ob das Gedicht klar genug ist, nur die gewollte Assoziation zu vermitteln. Hier schien mir das aber alles sehr gut miteinander aufzugehen, sich zu ergänzen und auch zu meinem Grundmotiv zu passen, ohne, dass man zwingend alle Aspekte kennen muss, oder im Falle der Homöopathie daran glauben muss.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Benutzeravatar
fenestra
Beiträge: 1369
Registriert: 21.06.2009
Geschlecht:

Beitragvon fenestra » 07.03.2013, 22:21

Danke, liebe Flora, für diesen genauen Einblick in den Entstehungsprozess! Das mag ich an den Gesprächen hier, dass man ein bisschen über die Schulter sehen darf dann und wann. Ist auch sehr stimmig, was du schilderst.

Viele Grüße
fenestra


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 57 Gäste