Keimung I

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Rala

Beitragvon Rala » 25.04.2013, 11:22

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.04.2013, 14:01

Hallo Rala,

ein sehr intensives Gedicht ist das. Für mich ist es ein Zwiegespräch des LI mit sich selbst. Bei dem Satz mit den Scherben kam ich kurz ins Stocken, doch dann, nach mehrfachen Lesen, find ich ihn stimmig. Die Thematik, die du hier ansprichst, sticht mir in die Seele, trifft meinen Nerv.
Sehr gelungen!

Saludos
Gabriella

Rala

Beitragvon Rala » 25.04.2013, 14:45

Und noch mal herzlichen Dank, Gabriella! :-)

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.04.2013, 19:55

Hallo Rala,
Gefällt mir ganz gut, bis auf die ersten drei Zeilen. Die sind mir ein wenig zu schönwortig. Ich bin aber auch ein wenig eigen mit seltsamen Worten. Dass Heine schon "enttagt" verwendete, macht es mir nicht klarer. Und was mag mir federnsträubend sagen? Ein Vogel-Bild. Das Ich sieht sich als Vogel, dem sich die Federn (statt Haare) sträuben? Das passte zum Vogelschädel später, gibt dem Gedicht eine Grausamkeit, die es vielleicht gar nicht hat.
Kurioserweise stört es mich nicht, dass der Grund feucht ist, obwohl mir nicht klar ist, ob das eine Bedeutung hat.
Je länger ich nachdenke, desto weniger verstehe ich. Macht nichts :)
Liebe Grüße
Henkki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.04.2013, 20:01

Zakkinen hat geschrieben:Das passte zum Vogelschädel später, gibt dem Gedicht eine Grausamkeit, die es vielleicht gar nicht hat.
Doch, genau diese "Grausamkeit" hat es bzw.: von dieser "Grausamkeit" erzählt dieses Gedicht.

Niko

Beitragvon Niko » 25.04.2013, 21:04

wow, rala.......das hat eine aura!!!!!
aber bitte: nimm "psychospielchen" raus! der text kommt mit solch einer dichte daher, dass dies wort einfach unpassend ist!

liebe, schwer beeindruckte grüße: niko

Rala

Beitragvon Rala » 25.04.2013, 21:32

Hallo Zakkinen,
schade, dass du damit Schwierigkeiten hast. Die von dir angedeutete Grausamkeit ist allerdings drin, da hat Gabriella schon Recht. Und der feuchte Grund muss auch sein. Das Ganze ist mal wieder einer meiner verzweifelten Versuche, etwas über den Frühling zu schreiben, nachdem T.S. Eliot ja eigentlich schon mit wenigen Worten alles gesagt hatte, was darüber zu sagen war ...

Hallo Niko,
danke! Die Psychospielchen stören mich auch, aber ich habe bis jetzt noch keine vernünftige Alternative gefunden. Die Besonderheit bei diesem Text ist, dass ich ihn zuerst auf Englisch geschrieben habe, da heißt das kurz und knackig "mind games". Und dann habe ich festgestellt, dass es viel schwerer ist, eigene Gedichte zu übersetzen als die von anderen ...

Liebe Grüße,
Rala

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.04.2013, 21:35

Hallo Rala,
dass ich Schwierigkeiten habe ist schon OK. Muss ja nicht schlecht sein, sich ein wenig auseinanderzusetzen mit einem Text. Ich traue halt oft meinen eigenen Interpretationen nicht über den Weg und bin dann zögerlich. Manches erschließt sich nicht, was anderen sofort klar ist. Ich will übrigens auf keinen Fall eine Erklärung, ich glaube Dir so, dass der feuchte Grund sein muss :)
Darf ich mal die englische Variante sehen?
Liebe Grüße
Henkki

Rala

Beitragvon Rala » 25.04.2013, 21:49

Klar darfst du, Henkki (und wer sonst noch möchte ;-)):

Germination I

Undayed you are,
yet not benighted.
Feathers on end I walk
beside you on the humid ground
and sense the dark shine of the lines
under your skin that
form your private hell,
now that everything
lies bare again
as fragile as
a bird's skull
easily crunched under your foot.
Better hide it
from you and me
while you are
playing mind games with yourself
again
not knowing are you
yearning for life
or just homesick for the pain.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 27.04.2013, 09:58

Dear Rala,
as an answer to the last question in your poem I could say: both, then, like all human beings, I have a contradictory mind.
Das war nur ein kleiner Scherz.
Zum ersten Mal bin ich mit dem Wort "enttagt" konfrontiert worden. Hier haben wir ein Beispiel für die Theorie, dass die Menschen doch unterschiedlich sind. Die meisten Menschen kämen nie auf die Idee so ein Wort zu kreieren, könnten absolut nichts damit anfangen. Wir schon.
Auch "umnachtet" ist ein solches Wort, was mich an die Umnachtung Hölderlins denken lässt, alleine in seinem kleinen Turm am Neckar.
"......und spüre das dunkle Leuchten
dieser Linien unter deiner Haut..."
Sind das die Venen unter der Haut? Das deutet auf eine intime Situation, vielleicht nur im übertragenen Sinne, vielleicht nur, wie Gabrielle meint, ein Selbstgespräch.
"Hast du Sehnsucht nach dem Leben oder nur Heimweh nach dem Schmerz?"
Eine schöne Frage.
Dein Gedicht keimt in meiner Seele.
Liebe Grüße,
Carlos


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