vor der sonnenwende

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 09.06.2013, 22:01

holle summt
in den blättern der kastanie
eine melodie

ihren klang
trag ich
auf meinen schuhen
davon
er lässt sich nicht abschütteln
vorm haus
fliegen raben
aus einem nebeltriptychon
in den abend
und über unseren köpfen
schlägt ein pferd
mit den flügeln

als hätten wir besuch denk ich

als der regen
zu blühen
beginnt

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 10.06.2013, 00:29

Die erste
und die letzte
Strophe
gehören zusammen:

Ich kann den Regen hören.

ecb

Beitragvon ecb » 10.06.2013, 20:30

Um diese Zeit herum spukt es ein wenig ... :pfeifen:

carl
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Beitragvon carl » 12.06.2013, 18:19

Hallo Allerleirauh,

bei mir entsteht das Bild von drei blühenden Kastanien vorm Haus, die Blütenblaetter schneien, als Regen wie Rauch aufsteigt.
In dieser Situation passiert etwas magisches, der Moment der Inspiration, der die Heimkehrer umfaengt.


Wenn es dir recht ist, schreibe ich noch was zur Setzung...

LG, C

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.06.2013, 19:40

Hallo Annett,

die Bilder und die Stimmung, die du hier im Kopf evozierst, sind echt klasse.

Liebe Grüße
Gabi

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 13.06.2013, 08:41

hallo klimperer, ecb, carl und mucki,

danke für eure kommentare.

carl, du kannst gern was zur setzung schreiben. ich habe allerdings gerade noch einmal verse versetzt...

lg
a

carl
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Beitragvon carl » 13.06.2013, 10:46

Hallo Allerleirauh,

ich bin im Wesentlichen bei der alten Setzung geblieben und habe eine Zeile gekürzt:

holle summt
in den blättern der kastanie
eine melodie

trag ich
auf meinen schuhen
davon

lässt sie sich nicht abschütteln
vorm haus

fliegen raben
aus einem nebeltriptychon
in den abend

über unseren köpfen
schlägt ein pferd
die flügel

als hätten wir besuch denk ich

als der regen
zu blühen
beginnt


Der Grund ist einfach der:
das Enjambements bei ...abschütteln/ vorm haus/ fliegen raben... gefällt mir sehr, lässt sich doch "vorm haus" sowohl auf den vorhergehenden wie auf den nachfolgenden Vers beziehen!
Ich nehem an, das ist beabsichtigt ;-) und dachte, vielleicht hast du Lust, dieses Stil-Element noch stärker herauszuarbeiten.
In diesem Sinne sind meine Veränderungen als eine Anregung zu verstehen :-)

LG, C

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.06.2013, 23:40

Hallo Carl,

deine Version ginge auch, sicher. Aber ich mag gerade dieses

ihren klang
trag ich
auf meinen schuhen
davon


Na mal sehen, was Annett meint.


Saludos
Gabriella

carl
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Beitragvon carl » 16.06.2013, 09:44

Moin Gabriella,

du verstehst die Sachen, die ich sage, zu statisch. Das macht es mir auch schwer, deine Gedichte zu kommentieren.
Es geht nicht um Versionen und welche "gehen" oder welche nicht.
Ich gehe davon aus, dass das Gedicht plastisch verformbar ist, nicht fertig.
Beim "Verformen" werden manchmal Dinge sichtbar, an die der Autor vielleicht(!) noch nicht gedacht hat.
Er muss dann entscheiden, ob es die richtige Richtung ist, ob er das noch weiter verfolgen will, indem er damit spielt und schließlich die für ihn gültige Version findet.

Konkret heißt das:
Wenn "Klang" wichtiger ist als "Melodie", kann man "meine" Version leicht darauf abstimmen.
Wenn beides wichtig ist, bleibt beides.
Der Skopus "meiner" Version war zu zeigen, durch welches Stilmittel man die Sätze (weiter) verschränken kann.
Das hat als Ziel, den Augenblick, wo alle Sinneseindrücke eines Abendspaziergang zusammenfallen und sich zum Moment der Inspiration verdichten (= Pegasus), eine (mögliche!) Form zu geben.
Das ist ein objektives Kriterium und hat mit Gefallen nichts zu tun.
Gefallen muss das Gedicht dem Autor.

LG, Carl

jondoy
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Beitragvon jondoy » 04.07.2013, 23:21

allerleirauh hat geschrieben:holle summt
in den blättern der kastanie
eine melodie

ihren klang
trag ich
auf meinen schuhen
davon
er lässt sich nicht abschütteln
vorm haus
fliegen raben
aus einem nebeltriptychon
in den abend
und über unseren köpfen
schlägt ein pferd
mit den flügeln

als hätten wir besuch denk ich

als der regen
zu blühen
beginnt


...wenn ich diesen text lese, der mich auch an allerleihrauh´s schwestern erinnert,
(´lyrik ist ein seltsames wesen, komplizierter als mathematik, nur von eingeweihten zu verstehen`)
hab ich da eine ganz eigene Leseweise...

***
holle summt
in den blättern der kastanie
eine melodie

ihren klang
trag ich
auf meinen schuhen
davon
er lässt sich nicht abschütteln -

vorm haus
fliegen raben
aus einem nebeltriptychon
in den abend
und über unseren köpfen
schlägt ein pferd
mit den flügeln

als hätten wir besuch denk ich

***

dieser satz als textende würde mir zusagen,
fände ich passend,
doch der text geht noch weiter,
es folgt ein schluss,
der auf mich...wie eine zeitangabe wirkt

***
als der regen
zu blühen
beginnt

***
am 35. mai um neun grad morgens.

Gern gelesen.


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