Über die Liebe

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 28.02.2014, 09:41

Während der Mann
die Liebe in den Sternen sucht
findet die Frau die Liebe bei ihm selbst.
Ihm zuliebe richtet sie zum Himmel ihren Blick.
Er ist mit der Vergangenheit, mit der Zukunft beschäftigt,
sie mit ihm.
Ab und zu unterbricht er seine Spiele
und sagt zu ihr: "Ich liebe dich".
"Ich liebe dich auch"
sagt sie,
und sammelt im Nachhinein
die auf dem Boden liegenden
Spielsachen.


Neue Version, mit der Hilfe von Nera:


während ich
die liebe in den sternen suche
findet die geliebte sie in mir
mir zuliebe richtet sie zum himmel ihren blick.
ich bin mit der vergangenheit, mit der zukunft beschäftigt,
sie mit mir.
ab und zu unterbreche ich meine spiele
und sage zu ihr: "ich liebe dich".
"ich liebe dich auch"
sagt sie und sammelt im nachhinein
die auf dem boden liegenden spielsachen.
Zuletzt geändert von Klimperer am 10.04.2014, 11:43, insgesamt 2-mal geändert.

ecb

Beitragvon ecb » 28.02.2014, 18:39

Männliches Wunschdenken? :book3:

Liebe Grüße
Eva

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 28.02.2014, 20:35

Oder ein netter ironischer Blick auf sich selbst? ,-)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 01.03.2014, 00:30

Danke Eva, danke Gabriella für eure Rückmeldungen.

Es könnte Beides richtig sein, es ist sehr wahrscheinlich richtig bei vielen Männern.

In meinem eigenen Fall ist es weder ein Wunschdenken noch ein ironischer Blick auf mich selbst.

Ein ganzes Leben habe ich gebraucht, um das zu verstehen. Für mich ist das keine Theorie, ich bin überzeugt davon.

In Sachen Liebe ist der Mann immer ein Dilettant. Liebe ist das innerste Wesen der Frau.

Vielleicht bringe ich den Gedanken nicht rüber, mit meinem holprigen Gedicht.

Oft hilft ein konkretes Beispiel, etwas, das alle kennen. Brecht, zum Beispiel.

Er hatte unzählige Beziehungen, sogar in den tiefsten Krisen konnte er von den Weibern nicht lassen.

Im Grunde, liebte er nur sich selbst, seine Kunst.

Und, jede von diesen Frauen, die er verließ, hätte zu ihm, bis zu seinem Tod, gestanden, wenn er sie nicht verlassen hätte.

Es ist ein sehr schwieriges Thema.

Wie dem auch sei: Für mich ist die Frau der bessere Mensch.

ecb

Beitragvon ecb » 01.03.2014, 07:53

Es ist ein schwieriges Thema, da gebe ich dir recht, Carlos.

Zumal hier in Schweden gerade ein neuer Roman eifrig, aber keineswegs kontroversiell diskutiert wird, der genau dieses Klischee bedient: Frau verzehrt sich nach Künstlermann, der längst zu anderem und anderen (Frauen) übergegangen ist. Die Frau ist angeblich auch irgendwas (Schriftstellerin), aber das geht eigentlich nirgendwo aus der Geschichte hervor, es wird nur behauptet. Denn der Mann ist immer voll beschäftigt und die Frau hat offenbar unendlich Zeit (und es nicht nötig, Geld zu verdienen), dem Mann nachzuspüren und sich in Liebe (?) zu verzehren.

Das Buch wurde im Radio gelesen, ist ein Bestseller und hat einen Literaturpreis gewonnen - und ich stehe offenbar ganz allein mit meiner Meinung und ärgere mich. Naja, ich bin eine olle Achtundsechzigerin, nicht mehr zu ändern.

Mir gefällt dein Text aber deshalb, weil er versucht, etwas auf den Punkt zu bringen, und mir darin nicht ganz erfolglos zu sein scheint. Außerdem sehe ich mich auch nicht über jeden Verdacht erhaben ... :cool:
Vielleicht ist an dem Phänomen mehr dran, als ich mir eingestehen will.

In diesem Sinne
Eva

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 01.03.2014, 10:17

Danke Eva für deine weitere Beschäftigung mit dem Thema, durch die schmale Brücke meines Gedichts.

Seit über einem Monat nehme ich an einem spanischen, "poetischen Forum" teil, wo auch Menschen aus ganz Lateinamerika schreiben. Es sind an die 20 Tausend Personen registriert ... Und täglich erscheinen mindestens 100 Gedichten ... Ich, als alter Fuchs, brauche mittlerweile nur den Titel zu sehen oder den ersten Vers, um zu wissen, ob es sich lohnt, weiter zu lesen.

Und weißt du was? Von diesen 20 Tausend Menschen gibt es vielleicht, wenn es hoch kommt, ein Hundert, die etwas Lesbares produzieren. Nicht viel mehr also, als hier in diesem Forum.

Ich erwähne dies weil du von deiner Erfahrung in Schweden erzählst. Ich neige dazu, zu glauben, dass die Deutschen viel weiter als andere Völker in dieser Hinsicht sind.

Auf jeden Fall: Mir ist vollkommen bewusst das hohe Niveau dieses Forums, des Blauen Salons.

mvh

Carlos

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Beitragvon ZaunköniG » 05.04.2014, 11:08

Ich finde den Text sehr gelungen, atmosphärisch dicht und trotzdem leicht. Ein gelungenes Bild, das eine Haltung zur Liebe beschreibt.

Ein wenig stört mich die Formel "der Mann - die Frau". Denn es kann genauso umgekehrt sein.
Da ist jemand der liebt, und dadurch alles für den anderen tut und auch neugierig bleibt und der andere glaubt nur zu lieben. Er fühlt sich geschmeichelt, ist wohl auch dankbar aber er ist nicht (mehr) nezugierig auf den anderen weil ja alles gut ist, so wie es ist und wendet sich anderen Interessen zu...

Ich sehe und erlebe das auch in der umgekehrten Richtung.

Nun, Carlos, Wenn es SO deinen Erfahrungen entspricht ist es natürlich SO richtig ausgedrückt. Aber vielleicht kann man die Stellen auch personalisieren, damit der Text ohne diesen Allgemeingültigkeitsanspruch rüberkommt.

Liebe Grüße
ZaunköniG
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Klimperer

Beitragvon Klimperer » 05.04.2014, 17:48

Hallo ZaunKönig!

Zuerst dachte ich, es wäre ein Gedicht von dir ... Dann habe ich gesehen, du hast es aus der Vergangenheit rübergeholt.
Ja, das ist meine Erfahrung bei der Liebe, ich staune immer wieder, wieviel mehr Frauen in der Lage sind, zu llieben. Und sich dem Mann, den sie lieben, anzupassen. Alles Andere ist Nebensache.

Natürlich ist das subjektiv, wie die ganze Lyrik. Man kann damit einverstanden sein, oder nicht, aber es verliert alles, wenn man anfängt, einzuschränken und ausdrücklich sagen, "das ist aber nur meine eigene Erfahrung", ich meine, im Gedicht selbst, wenn man diese Anhäufung von Worten so nennen darf.

Ich danke dir,

Carlos

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Beitragvon ZaunköniG » 06.04.2014, 03:15

Hallo Carlos,

Ich meinte mit Personalisierung auch nicht den ausdrücklichen Selbstbezug. Auch keine Relativierung.
Aber wenn du statt Mann und Frau zwei konkrete Namen einfügst, wäre es ein glaubhaftes Beispiel für eine Liebesbeziehung ohne allen anderen Paaren zu unterstellen das es immer so ist.

Meine Erfahrungen sind vielleicht gar nicht so grundverschieden, aber ich interpretire es etwas anders. Ähnlich verkürzt dargestellt in etwa so:

Der Mann liebt die Idee der Liebe und ahnt instinktiv daß er das Ideal nie ganz erreicht.
Die Frau dagegen versucht Ihren Mann mit ihrer Vorstellung von wahrer Liebe zur Deckung zu bringen.

Du merkst, die Sache hat einen Haken!
Das sich Frau nur anpasst kann ich jedenfalls so nicht bestätigen, aus keiner meiner bisherigen Beziehungen.

Gruß
ZaunköniG
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pjesma

Beitragvon pjesma » 06.04.2014, 23:27

hallo klimperer,
ich finde , ohne dich kränken zu wollen, bitte verzeih, dies gedicht schreklich...und auch kommentar deinerseits dass die frauen die wesen der liebe ergrundet haben, steht mir verdächtigt nah an eine empfindung der liebe als "aufopferung". was nicht ist, nicht sein soll und nicht sein dürfte....ich gehe mit keine zeile dieses gedichtes konform, leider. nicht mal mit ich liebe dich, das muss man nicht sagen wenn die liebe allgegenwärtig ist. es gibt zwei MENSCHEN und die lieben sich dann. oder nicht. sie dienen sich nicht.
lg,pjesma

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Beitragvon ZaunköniG » 07.04.2014, 09:40

Hallo pjesma,

was nicht ist, nicht sein soll und nicht sein dürfte


Nicht dass ich deine Art oder einstellung zur Liebe kritisieren will, aber hir bist du nicht ganz fair. Wesen und Sinn der Liebe werden doch ganz offensichtlich unterschiedlich wahrgenommen und es steht niemandem an, des anderen Gefühle zu kritisieren. Punkt eins.
Punkt zwei: wenn er genau diese Art Beziehung erlebt oder beobachtet hat, dann darf er dies natürlich beschreiben. Wenn Ein Mann eine Frau schlägt kann ich das auch zu Literatur machen ohne mir diese Haltung zu eigen zu machen. Ob wir diese Art von Liebe oder Beziehung gut heißen tut gar nichts zur Sache, wenn er sie nur genau und eindrücklich beschreibt.
Tut er das?
Ich denke, der Text würde viel gewinnen, wenn er auf Verallgemeinerungen verzichtet.

Gruß
ZaunköniG
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pjesma

Beitragvon pjesma » 07.04.2014, 14:38

hallo zaunkönig,
diese deine meinung teile ich auch:
"Ich denke, der Text würde viel gewinnen, wenn er auf Verallgemeinerungen verzichtet."
wäre das gedicht von, was weiß ich, einer petra und einem sven, könnte für mich so stehen. zwar täten mir die beiden etwas leid, dass die liebe für sie so aussieht, aber jedem tierchen sein pläsierchen. aber das ist ein gedicht der frau und man allgemein bezeichnet, und da fühle ich mich als frau in etwas eingeordnet und reingezogen was ich für mich nicht gelten lassen will und mich davon distanzieren möchte... die zeiten als die frau kriegers rast war sind für mich vorbei, möge für andere vielleicht glückerfühlend sein...
sorry wenn es zu hart ankam, klimperer ;-). nächste mag ich bestimmt ;-)
lg, pjesma

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 07.04.2014, 18:00

Hallo Pjesma und ZaunKönig!

Ich muss mir das Gedichtchen nochmal in Ruhe anschauen.

Offensichtlich kommt nicht an, was ich ausdrücken möchte, nähmlich, dass Frauen mehr lieben als Männer, viel mehr. Dass Männer nur Dilettanten sind, verwöhnte Kinder, unreife Wesen im Vergleich zu Frauen. Das ist meine feste Überzeugung, aber ich kann es offensichtlich nicht richtig ausdrücken.

Wie gesagt, ich werde versuchen, es anders auszudrücken.

Liebe Grüße

Carlos

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 07.04.2014, 18:10

Ich für mein Teil habe es durchaus so verstanden, Carlos. Aber genau das missfällt mir. Es erinnert mich an Ehegeschichten und Mutter-Kind-Geschichten, wie sie in meiner Jugend Mode waren - ein viel gelesener Autor solcher Geschichten war zum Beispiel Jo Hanns Rösler. Er schrieb gern über den Mut der Frauen im Gegensatz zur Wehleidigkeit der Männer; über die Opferbereitschaft der Mütter, die alles der Familie geben, bis für sie selbst nichts übrig bleibt, usw. Wie gesagt, das war in den Sechzigern nichts Umngewöhnliches, aber mir hat das schon damals nicht recht behagt. In solchen Geschichten steckt auch immer ein gewisser Aufforderungscharakter, ein "Mach's nach"-Appell, und nicht jede Frau fühlt sich wohl in der Rolle des ewigen Schlusslichts in der Familie.

Meine 2 cents ...
Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


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