Hallo!
rief immer wieder
die sterbende Frau
von Zimmer 19.
Die Tür war offen
damit der Tod
nicht anzuklopfen brauchte.
Sie streckte eine Hand aus
als wenn sie etwas
anfassen wollte,
die Klingel,
eine Hand vielleicht.
Hallooo!
Endlich kamen zwei junge,
gut gelaunte Schwestern.
Was ist denn los?
fragten sie
mit Verwunderung,
wie man mit einem Kind spricht
das sich am kleinen Finger
leicht verletzt hat.
Da wurde sie still.
Jetzt ist das Zimmer leer.
θάνατος
ecb hat geschrieben:Pjotr hat geschrieben:Ja wohin streckt sie ihre Hand nun aus? Das wird jetzt gar nicht mehr bebildert. Zum Nachttisch hin? Unter die Bettdecke? Zum Haltebügel? Oder einfach nur in die Luft?
Eine Hand, die ins Leere greift, ist kein Bild, Pjotr?
Doch, "ins Leere greifen" wäre ein Bild.
Hallo Pjotr: Du hast Recht, und doch hat Eva Recht.
Du meinst: "Ins Leere Greifen" wäre ein Bild.
Gut, aber wozu es ausdrücklich schreiben?
Das ist was Emo mir zu verstehen gegeben hat.
Ich lese gerade Gedichte von Rilke. Gerade jetzt, während die Anderen schlafen. Das ist ein Dichter. Er ist so gut, ich könnte an Gott glauben.
Ich danke dir.
mvh
Carlos
Du meinst: "Ins Leere Greifen" wäre ein Bild.
Gut, aber wozu es ausdrücklich schreiben?
Das ist was Emo mir zu verstehen gegeben hat.
Ich lese gerade Gedichte von Rilke. Gerade jetzt, während die Anderen schlafen. Das ist ein Dichter. Er ist so gut, ich könnte an Gott glauben.
Ich danke dir.
mvh
Carlos
Lieber Klimperer,
ich bin zwar nicht Pjotr, glaube aber doch, das er etwas anderes meint. "Ins Leere greifen" wäre ein Bild, aber davon steht in dem Gedicht ja nichts. In dem Gedicht steht "Sie streckte eine Hand aus, als ob ..."
Dass sie die Hand ausstreckte, ist ein Bild. Alles, was danach folgt, ist eine Interpretation, die das Gedicht vorgibt.
Der Effekt wäre ein anderer, wenn da etwa stünde "Sie griff suchend in die Luft", "sie tastete mit der Hand ins Leere" ...
(Ich nehme das heute sehr genau, weil in meiner Schreibgruppe heute ein Gedicht vorgelesen wurde, das nur aus Abstrakta bestand, ohne eine einzige konkrete Geste. Leider haben mir die Worte gefehlt, zu erklären, was meiner Meinung nach dem Gedicht fehlt. Und es ist auch schwer, Gedichte zu kritisieren, die "spontan" und "ohne Veröffentlichungsabsicht" geschrieben wurden. Ich sag dann lieber gar nichts ... bis mich alle fragend angucken und ich den Mund aufmachen muss ...
Aber damit will ich natürlich keineswegs sagen, dass Dein Gedicht nur oder vorwiegend aus Abstrakta besteht - dies rein vorsorglich.)
Nachtgrüße von Zefira (die um diese Zeit praktisch nie schläft)
ich bin zwar nicht Pjotr, glaube aber doch, das er etwas anderes meint. "Ins Leere greifen" wäre ein Bild, aber davon steht in dem Gedicht ja nichts. In dem Gedicht steht "Sie streckte eine Hand aus, als ob ..."
Dass sie die Hand ausstreckte, ist ein Bild. Alles, was danach folgt, ist eine Interpretation, die das Gedicht vorgibt.
Der Effekt wäre ein anderer, wenn da etwa stünde "Sie griff suchend in die Luft", "sie tastete mit der Hand ins Leere" ...
(Ich nehme das heute sehr genau, weil in meiner Schreibgruppe heute ein Gedicht vorgelesen wurde, das nur aus Abstrakta bestand, ohne eine einzige konkrete Geste. Leider haben mir die Worte gefehlt, zu erklären, was meiner Meinung nach dem Gedicht fehlt. Und es ist auch schwer, Gedichte zu kritisieren, die "spontan" und "ohne Veröffentlichungsabsicht" geschrieben wurden. Ich sag dann lieber gar nichts ... bis mich alle fragend angucken und ich den Mund aufmachen muss ...
Aber damit will ich natürlich keineswegs sagen, dass Dein Gedicht nur oder vorwiegend aus Abstrakta besteht - dies rein vorsorglich.)
Nachtgrüße von Zefira (die um diese Zeit praktisch nie schläft)
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Schön, Zefira, dass du dich meldest.
Sicher kennst du den Spruch "Habent sua fata libelli".
Das Gleiche könnte man von einzelnen Gedichten sagen.
Es kommt ein Punkt, wo man sich heraushalten muss, nachdem man sein Bestes getan hat. Das Gedicht selbst soll sehen, wie es zurechtkommt: Alea iacta est.
Gestern hatte ich Rilke erwähnt. Ich frage mich, wie er heute schreiben würde: Sehr wahrscheinlich anders, denn niemand vermag, sich von seiner Umwelt komplett zu befreien.
Das "abstrakt" schreiben ist vielleicht ein Versuch in dieser Richtung.
Schön, wirklich schön von dir zu hören.
K.
Sicher kennst du den Spruch "Habent sua fata libelli".
Das Gleiche könnte man von einzelnen Gedichten sagen.
Es kommt ein Punkt, wo man sich heraushalten muss, nachdem man sein Bestes getan hat. Das Gedicht selbst soll sehen, wie es zurechtkommt: Alea iacta est.
Gestern hatte ich Rilke erwähnt. Ich frage mich, wie er heute schreiben würde: Sehr wahrscheinlich anders, denn niemand vermag, sich von seiner Umwelt komplett zu befreien.
Das "abstrakt" schreiben ist vielleicht ein Versuch in dieser Richtung.
Schön, wirklich schön von dir zu hören.
K.
Niemand braucht eine Moralkeule,
Wer täglich 8, 10, 12 Stunden nur vom Leid anderer umgeben ist, darf sich nicht alles zu Herzen nehmen, sonst wird er/sie selbst krank. Ich sehe da keine moralische Verfehlung der Schwestern.
Leider wird ihre Reaktion nicht geschildert, als sie die Situation am Ende doch erfasst haben...
Scham? Weil sie die Situation nicht sofort erkannt haben?
Hilflosigkeit?
Echte Trauer sogar, weil man dem ein oder anderen Dauerpatienten dann doch näher kommt?
Mir ist der Text zu einseitig auf die Sterbende gerichtet. Da ist mehr Potential.
Wer täglich 8, 10, 12 Stunden nur vom Leid anderer umgeben ist, darf sich nicht alles zu Herzen nehmen, sonst wird er/sie selbst krank. Ich sehe da keine moralische Verfehlung der Schwestern.
Leider wird ihre Reaktion nicht geschildert, als sie die Situation am Ende doch erfasst haben...
Scham? Weil sie die Situation nicht sofort erkannt haben?
Hilflosigkeit?
Echte Trauer sogar, weil man dem ein oder anderen Dauerpatienten dann doch näher kommt?
Mir ist der Text zu einseitig auf die Sterbende gerichtet. Da ist mehr Potential.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck
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