Septemberfrühe

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Rita

Beitragvon Rita » 12.09.2014, 22:15

Septemberfrühe

Ein Rauschen in den Bäumen,
durch die Frühe wehte der Herbstwind,
Flug der Wolken und Silber des Mondes
über den Dächern.

Im Nirgendwo lagen die Schatten,
als der Morgen erwachte. Lautlos kam er,
noch wussten die Träumer sich geborgen.
Erst die Krähen vertrieben die Stille.

Hinter den Häusern hob ihr Haupt
die Herrscherin des Himmels, rotglühend
warf sie ihren Schein in die Straßen.
Und der Tag schrie in die Stadt.
Zuletzt geändert von Rita am 13.09.2014, 07:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Werner
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Beitragvon Werner » 12.09.2014, 22:25

im september hört man eigentlich kein morgendliches vogelgezwitscher, da ist eher still, viele zugvögel sind auch schon weg, das typische morgengezwitscher endet im juni / juli, oft schlagartig, achte mal darauf, oder hörst du noch in der morgendämmerung das laute gezwitscher?

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.09.2014, 03:12

Krähen.

Rita

Beitragvon Rita » 13.09.2014, 07:28

Danke für den Kommentar, Werner. Das ist eine richtige Beobachtung. Aber bei uns ist das anders, wir haben Berliner Spatzen, und die halten sich an keine Jahreszeit, sind eben eine Ausnahmeerscheinung mit ihrer Hauptstadterfahrung.
Aber du hast recht, die Amsel singt schon seit ungefähr Anfang August nicht mehr. Werde den Text gleich verändern, vielen Dank für den Hinweis.

Auch dir, Pjotr, besten Dank für die Krähen. Da hast du recht, die ersten sibirischen Krähen sind schon da und hocken auf den Pappeln. Wobei Krähen selbstverständlich auch zur Tierart Vogel gerechnet werden. Aber es ist natürlich immer besser, man wird konkret, um Nachfragen zu vermeiden.

Schade aber, dass ihr euch beide in eurem Textkommentar lediglich auf den einen Vers konzentriert habt. Bisschen mager. Ich könnte mir einen Kommentar etwas voluminöser vorstellen.

lg Rita

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.09.2014, 09:20

Leider bin ich nicht imstande, meinen Kommentar weiter aufzupumpen, da dieses Gedicht schon alles sagt, was es zu sagen gibt, in diesem Szenario. Ich finde das Gedicht, hinsichtlich der -- wohl beabsichtigten -- Stilrichtung, perfekt. Ich kann aber nicht einfach nur "Perfekt" schreiben.

Deine lg könnte ich mir voluminöser vorstellen. Abgekürzte Blumen sind keine.


Ein liebes Ahoy an Dich, Rita

Pjotr

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 13.09.2014, 09:23

Na ja, Rita, Pjotr half ja nur mit einem Begriff aus und hat Deinen Text sonst weiter nicht kommentiert.

Man schreibt eben das, was einem auffällt. Mir gefällt Dein Erwachen eines Septembermorgens ganz gut.
Allerdings sehe ich hier eher eine Aneinanderreihung von Zuständen, die sich mehrfach wiederholen (Du erwähnst ja einen ganzen Monat); daher hätte ich vermutlich das Präsens gewählt.
Ziemlich sicher hätte ich auch auf das Rauschen verzichtet, wenn nachher die Stille eine so wichtige Rolle spielt; Wehen und Rauschen sind eben doch geräuschvoll. Betont wird dies durch den Herbstwind. Der Großteil des Septembers liegt noch im Sommer, und wenn der Herbstwind den Sommer endgültig beschließt, dann ist das ungemütlich und eben nicht still. Dein Gedicht "behandelt" aber nicht diese Gegensätzlichkeit, sondern will auf Stimmigkeit hinaus, daher fällt das Unstimmige auf. Anders wäre es gewesen, wenn der September sich nicht "entscheiden" könnte zwischen Sommer und Herbst.
Hier mag man sich überhaupt fragen: Warum eigentlich September und nicht Oktober?

Gut finde ich, dass Du den Reim - der für mich (Geschmackssache!!) oft ein Korsett ist - verlassen hast. Diesen Weg, den Du hier gehst, halte ich für richtig. Er zeigt aber auch, dass sich manche Worte im Reim verstecken können, ungereimt dann mitunter "ungereimt" wirken: Die Wucht, die ein einzelnes Wort im Gedicht haben kann, ist nicht zu unterschätzen.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 13.09.2014, 10:10

Liebe Rita!

Aufmerksam habe ich die Kommentare zu deinem Gedicht gelesen, finde, dass sie, zum Teil mindestens, gerecht sind.

Das tue ich nur, wenn mir ein Gedicht spontan gefällt, was hier der Fall ist.

Das Wichtigste aber, für mich, ist der erste Eindruck.

Pjotr hat es als "perfekt" bezeichet.

So empfinde ich auch.

Liebe Grüße
Carlos

Rita

Beitragvon Rita » 13.09.2014, 10:12

Lieber Pjotr,

na ja, perfekt ist keines meiner Gedichte, aber ich danke dir, so was Schönes schreibt mir nicht jeder.

Du hast völlig recht, lg ist keine schöne Abkürzung für "liebe Grüße", aber leider im Internet üblich, und es ist gut, dass das mal einer sagt. Die Steigerung wäre dann noch "lg R." - so etwas habe ich alles schon gelesen. Ich würde mich auch gern siezen mit Leuten, die ich nicht kenne. Aber das ist leider im Internet nicht üblich, muss ich akzeptieren.

Lieber Pjotr, war nicht bös gemeint, künftig schicke ich dir einen

lieben Gruß, Rita
Zuletzt geändert von Rita am 13.09.2014, 10:37, insgesamt 1-mal geändert.

Rita

Beitragvon Rita » 13.09.2014, 10:22

Liebe Amanita,

hab meinen herzlichen Dank für den aufmerksamen Kommentar. Im Wesentlichen bin ich mit deinen Ansichten einverstanden. Es ist immer gut, wenn noch jemand reinsieht. Nur was den Reim angeht, das irrst du dich etwas, denn das gereimte Gedicht verlangt wesentlich mehr vom Autor an handwerklichem Können als die freien Rhythmen. Aber dies nur nebenbei. Ich schreibe nämlich beides, sowohl das Reimgedicht als auch die freien Rhythmen und gedenke das in Zukunft auch nicht ändern zu wollen. Denn das reimtechnische Handwerk geht unter den heutigen Autoren mehr und mehr verloren, und ich freue mich immer, wenn ich ein gutgeschriebenes Reimgedicht lesen darf. Aber die Geschmäcker sind eben sehr verschieden. Hab nochmals vielen Dank für deinen Kommentar,

mit liebem Gruß, Rita

Rita

Beitragvon Rita » 13.09.2014, 10:33

Lieber Klimperer,

ich bedanke mich herzlich für deinen Kommentar. Der erste Eindruck aber kann täuschen, das Gedicht ist sicher nicht perfekt, denn es gibt noch Einwände und Vorschläge, die aus Amanitas Sicht zweifellos gerechtfertigt sind. Aber wenn dir das Gedicht gefällt, bin ich zufrieden.

Ich grüße dich, Rita

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.09.2014, 10:54

Rita hat geschrieben:Lieber Pjotr,

du hast völlig recht, lg ist keine schöne Abkürzung für "liebe Grüße", aber leider im Internet üblich, und es ist gut, dass das mal einer sagt. Die Steigerung wäre dann noch "lg R." - so etwas habe ich alles schon gelesen. Ich würde mich auch gern siezen mit Leuten, die ich nicht kenne. Aber das ist leider im Internet nicht üblich, muss ich akzeptieren.

Lieber Pjotr, war nicht bös gemeint, künftig schicke ich dir einen

lieben Gruß, Rita

Liebe Rita,

dass das nicht böse gemeint war, verstand ich. Gleichfalls entsprechend war meine Antwort humorvoll gemeint; ich benutze nur selten Grinsebildchen, weil ich ein Freund des dunklen, nicht-gelben Humors bin; dabei gehe ich bewusst das Risiko emotionaler Missverständnisse ein, weil die Ergebnisse dann auch meiner privaten Kommunikationsforschung dienen. In einem Forum geht es ja nicht nur um den sachlichen Austausch, sondern auch um die Befriedigung des allgemeinen Herdentriebs mittels Austausch allermöglichen Signale, das sind nicht nur sachliche Signale.

Das Siezen halte ich durchaus für eine äußerst interessante Methode! Man entdeckt ganz neue Gefühle, das kann sehr aufregend sein, da entsteht eine reizvolle Mischung aus Distanz und Respekt, wobei der Respekt wiederum eine seltsame Nähe erzeugt. Ich hatte das schon einmal in einem Forum ausprobiert, für ein paar Tage, vor etwa zehn Jahren, und ich war sehr zufrieden. Liebe Rita, ich schlage Ihnen vor, das auch einmal mit mir auszuprobieren. Auf Probe. Wenn Sie einverstanden sind.


Ahoy! Ihr

Pjotr

Rita

Beitragvon Rita » 13.09.2014, 11:00

Das ist mir mal eine gute Idee! Lieber Pjotr, ich bin einverstanden!

Ich grüße Sie aus dem frühherbstlichen Berlin mit einem respektvollen Sie.

Ihre Rita

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Beitragvon Pjotr » 13.09.2014, 16:10

Eins muss ich Ihnen doch noch sagen, verehrte Rita: diese letzte Zeile --

"Und der Tag schrie in die Stadt."

-- finde ich äußerst gelungen! "Schreien" ist eine passende Umschreibung für den brachialen Lichtwechsel, ebenso passend der "Tag" als Metapher für die fette, helle Sonne, zusammen mit dem täglichen Gewerkel und Gehüpfe an sich, und das alles draufgeschmissen auf eine Leinwand namens "Stadt". Sehr gutes Bild, finde ich!


Ahoy

Pjotr

Rita

Beitragvon Rita » 13.09.2014, 16:22

Lieber Pjotr,

wenn der letzte Vers gut kommt, dann habe ich es wohl getroffen. Ich bedanke mich für den Nachtrag sehr herzlich bei Ihnen. Ich hatte schon Bedenken, dass es vielleicht zu hart sein könnte.

Mit ganz liebem Gruß, Rita


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