Lebensuhr

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moana

Beitragvon moana » 13.02.2006, 12:38

Lebensuhr

Schwerer Kopf, starre Augen,
keinen Schimmer, keinen Schein,
Keine Hoffnung, wo auch der kleinste Zeiger nicht tickt
Niemals mehr, nirgendwo
Tot, gestorben, leblos
Keine Welt, keine Zeit, nicht mal Einsamkeit
Schmerzlos, frei von Trauer
Niemals mehr, nirgendwo
Vergangen, verlassen, unbewegt
Gefühllos, ohne Leid
Schwebend, fliegend, gleitend
Unbewusst und ungebunden

Nur keine Eile nur keine Hast:
Die Zeit macht niemals eine Rast.
Keine Angst, solange du nur ein Ticken hörst.
Ein Herzschlag für dein Leben,
ein Zeigerschlag der Welt.
Und immer, immer ohne Ruh,
bis zum Stillstand, bist nur du.

Max

Beitragvon Max » 15.02.2006, 13:51

Liebe Moana,

ich habe mir das gedicht jetzt ein paar Mal durch den Kopf gehen lassen, aber ich kann noch immer nicht seine Richtung lesen. Es klingt so als haette jemand auch schon mit dem Hoffen abgeschlossen, aber ist es das;, was Du schildern willst?

Liebe Gruesse
Max

moana

Beitragvon moana » 15.02.2006, 21:54

Hey Max,

schade, dass du es nicht verstehst.. Oder naja, was damit anfangen kannst. Ich glaube, manchmal darf man nicht so viel über Gedichte nachdenken. Man muss sie einfach wirken lassen, wie sie sind und selbst entscheiden, was man dabei empfindet. Ob sie einen an etwas erinnern oder für einen selbst etwas bedeuten. Ob sie Gedanken anregen. Ja. Als ich das Gedicht geschrieben habe, saß ich bei meiner Großmutter in der Küche und hab die ewig tickende uhr angeschaut. das ticken hat etwas in mir angefacht, das mich dieses gedicht hat schreiben lassen. und naja, voila, da war es dann. trotzdem danke für deine worte. vielleicht bin ich doch noch zu jung für dieses forum...

grüßerl, moana

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 15.02.2006, 22:25

Mhm, also ich merke, daß es Gedankenfetzen sind, die dir durch den Kopf gehen...

Aber mir geht es auch so wie Max, es hat keine Richtung; ich will damit sagen - was ist die Aussage?

Ein Satz in deinem Kommentar jedoch irritiert mich:

...vielleicht bin ich ja doch zu jung für dieses Forum...

??? Was hat das damit zu tun?

Gruß (sich fragend den Kopf kratzend)

moana

Beitragvon moana » 16.02.2006, 11:59

Guten Morgn!

Ja, also, dass ich zu jung bin soll heißen, dass meine Gedanken und so vielleicht doch noch in anderen Bahnen kreisen. Zu dem Gedicht: Ich hab mit diesem Gedicht sogar einen Preis gewonnen. Meine Deutschlehrerin hat mich damit in Förderkreise und zu Vorlesekursen geschickt. Ich weiß nicht, wieso sie es versteht und andere auch, aber andere nicht. Ich bin kein Psychiologe ;). Aber das ist für mich wiederum irritierend. Ich möchte zum Vergleich ein anderes Gedicht noch schnell abtippen.

Mein Zeiger läuft
Und kommt doch nirgends an.
Er tickt mir Zeit und Unzeit
Nach festgefügtem Plan.
Ich schlafe oder wache,
Er aber geht und geht.
Was immer ich auch mache,
Er tickt: Zu spät, zu spät, zu spät.

Von Zeit zu Zeit ertönen
Vier Schläge, zögernd lang.
Ein Glöcklein hör ich stöhnen,
Mir wird von Herzen bank.
Da falten sich die Hände,
Es hat gewinkt, es hat gewankt.
Der Pendel stockt behende-
Ich bin am Ende
angelangt.



Dieses Gedicht war quasi die Inspiration für das meine. Wenn ihr dieses versteht, versteht ihr vielleicht auch das andere. Würde ich versuchen, es in Worte zu fassen, was ich damit meine, dann wäre es ja kein Gedicht mehr. Aber habt ihr nicht auch schon mal darüber nachgedacht, dass man, immer und überall, entweder eine Kirchturmuhr schlagen hört? Einen Wecker ticken hört? Den Zeiger der Rathausuhr sieht? Und wenn ihr abends im Bett liegt, euren eigenen Herzschlag rauschend im Ohr habt? Der immerzu tickt und tickt? Und wenn das alles aufhört, ist man doch quasi tot! Ja, jetzt ist es schon wieder viel zu viel, was ich geschrieben habe :cool: . Ich bin ja nich persönlich verletzt oder sowas, mir ist es nur wichtig, dass dieses Gedicht irgendwie...verstanden wird. :thumbleft:

Grüßerl, moana :grin:

Tanker

Beitragvon Tanker » 17.02.2006, 13:02

Hallo Moana,

deine Gedichte sind großartig. Selten habe ich soviel Intensität in Gedichten gelesen.

moana

Beitragvon moana » 17.02.2006, 16:32

Dankeschön!

Grüßerl, moana


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