döllacher elegie (tauern und tage)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Werner
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Beitragvon Werner » 17.05.2014, 16:55

wir gehen über haut
andere vergnügungen gönnen wir uns
nicht mehr
dein gesicht liegt
eingebettet zwischen moränen

du schmiegst dich in die landschaft
grün feucht und kalt
blättert haut auf
wie rinde oder schiefer

das moos auf den steinen
könnte von uns sein
erinnerung an ein tal
einen felssturz damals
und stimmen aus dem gebirge

wir gehen an den fluss
haut an haut
und tauschen worte gegen zitronenfalter
unsere körper fließen mit den silben
durchsichtig wie flügel im licht
Zuletzt geändert von Werner am 28.09.2016, 08:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Werner
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Beitragvon Werner » 17.05.2014, 16:56

ausnahmsweise ein bereits veröffentlichtes gedicht, damit ich auch etwas zur liebeslyrik beitragen kann

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Werner
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Beitragvon Werner » 28.09.2016, 08:27


Klimperer

Beitragvon Klimperer » 03.10.2016, 11:03

Nach einigen Recherchen weiß ich jetzt, was Döllach und Tauern bedeutet.

Die Worte in Klammern lesen sich wie Trauern um Tage ...

Es ist ja eine Elegie.

Auch ohne zu verstehen, wie bei der Musik, gute Lyrik erreicht und bewegt uns.

Man könnte Lyrik so definieren: "Worte gegen Zitronenfalter tauschen."

Niko

Beitragvon Niko » 03.10.2016, 17:00

Gibt's noch unveröffentlichte lyrik von dir im salon, Werner?

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Werner
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Beitragvon Werner » 03.10.2016, 22:51

@niko: jede menge, eigentlich das meiste oder fast alles, wenn ich es hier einstelle. manchmal wird das eine oder andere gedicht später, also nachdem es hier eingestellt war, sogar veröffentlicht, in der regel in einer überarbeiteten fassung als die originale rohfassung. die "schlechten" gedichte, die nicht viel taugen, bringe ich selten unter die leute, jedenfalls nicht hier in diesem forum, meist in einem anderen forum oder einem geschlossenen forum, wo ich noch aktiv bin. manche gedichte müssen sich auch in textwerkstätten erproben, im direkten gespräch, wo ich auch ab und zu aktiv bin. also, du kannst dasmeiste, wenn es neu hier ist, als unveröffentlicht sehen. bei dem hier habe ich eine ansage gemacht, wegen des genres, das ich bedienen wollte.

Ja, Döllach (früherer Gemeindename), heute Großkirchheim, liegt in den Hohen Tauern in Österreich, genauer gesagt südlich von Heiligenblut und südlich des Großglockners im Oberen Mölltal in Österreich. Ich habe dort an einer Felsgroßrutschung, einem sogenannten Talzuschub, als junger Geologie die Feldarbeiten bzw. eine ingenieurgeologische und mineralogisch-petrographische Kartierung für meine Diplomarbeit durchgeführt. Das Gedicht entstand quasi 30 Jahre danach in Erinnerung an diese Zeit mehrer längerer Aufenthalte in dem Bergdorf. Manche Eindrücke müssen sich erst "setzen", bis sie Eingang in ein Gedicht finden. Aus jener Zeit stammen noch ein paar wenige Gedichte mehr (z.B. "gradenkees" und "zopenitzen [halbweisen", ebenfalls aus dem großen Abstand geschrieben, die in meinen 2012 erschienenen zweiten Gedichtband "hautsterben" Eingang gefunden haben bzw. "zopenitzen [halbweisen" auch 2013 im Heft Nr. 70 der Literaturzeitschrift "ostragehege", Dresden, veröffentlicht wurde. Zu "gradenkees hat eine befreundete Schriftstellerin, Lyrikerin und Künstlerin, Ulla Klomp, Waldkirch und Bellwald / CH, eine schöne Version für ein Kunstprojekt auf einem Blatt (eines Baumes) kreiert, siehe auch meine HP dazu unter

http://www.weimar-mazur.de/lyrik/anthol ... /2013.html (zu "zopenitzen [halbweisen")

und http://www.weimar-mazur.de/index.html (zu "gradenkees")
Zuletzt geändert von Werner am 08.10.2016, 17:05, insgesamt 1-mal geändert.

Klara
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Beitragvon Klara » 06.10.2016, 15:03

... das ist schön.
Zum Neidischwerden - oder Mitfreuen :)
(Liebe oder Veröffentlichung - such dir was aus)

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Werner
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Beitragvon Werner » 08.10.2016, 17:07

Danke sehr! Wenn ich wählen darf, natürlich immer die Liebe vor allem anderen.


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